In dem Kylie ein folgenreiches Gespräch mit ihrer besten Freundin Milana führt.
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Der Zug in die Innenstadt war fast leer. An frühen Freitagabenden fuhren die Menschen in die andere Richtung. Nach Hause in die Vorstädte, zu ihren Familien, weg von den Plätzen ihrer Arbeit. Kylie sah die vollen Bahnsteige durch die mit einem undefinierbaren Schmierfilm überzogenen Fenster ihres Zuges.
Sie hatte ihren Arbeitstag hinter sich gebracht und war nun auf dem Weg zu Milana. Sie kannten sich seit dem Gymnasium. Damals hatten sie sich in den ersten Wochen skeptisch beäugt und kaum ein Wort gewechselt. Kylie fand die stets geschminkte Mitschülerin irgendwie arrogant und unnahbar. Sie selbst benutzte damals weder Kajal, noch Lippenstift. Kein Wunder also, dass sie keine Sympathie für die Neue in der Klasse empfand, die zudem das Schuljahr wiederholen musste. Das war nicht das erste Mal und aus diesem Grund gab es einen Altersunterschied, welcher in ihrem damaligen Alter schwer wog.
Doch ihr Verhältnis änderte sich überraschend. Bei einem Klassenausflug folgte Milana der Gruppe mit verweinten Augen und niemand sprach mit ihr. Kylie ertrug das nicht, überwand ihre Einschätzung und gesellte sich zu ihr. Milena zeigte ihr wirkliches Gesicht, traurig über die Trennung der Eltern, zerbrechlich, unsicher. Von diesem Tag an waren sie unzertrennlich geworden.
Heute wollten sie einen Mädelsabend machen. Endlos reden, lachen und später gemeinsam tanzen gehen. Sie hatten sich vier Wochen lang nicht gesehen und so gab es bestimmt viel Gesprächsthemen. Kylie schmunzelte unvermittelt beim Gedanken an ihre Freundin.
Eine halbe Stunde später saßen die beiden am kleinen Küchentisch und aßen. Milana hatte Kuskus gemacht. Dazu gab es einen leichten Weißwein und lebhafte Gespräche. Kyle hörte interessiert zu, was ihre Freundin über ihre Arbeit erzählte. Sie hatte, nach einem abgebrochenen Studium der Philosophie, eine Ausbildung als Kosmetikerin begonnen. Letztes Jahr war sie fertig geworden. Dabei lag sie im ständigen Streit mit ihrer Chefin, die sie nicht wirklich ernst nahm. Milana dachte ernsthaft darüber nach, eine andere Arbeitsstelle zu suchen.
Als das Thema erschöpft war und sie inzwischen auf dem Sofa des kleinen Wohnzimmers saßen, klagte Kylie über ihre Beziehung mit Martin. Sie hatte das Gefühl, es war zu früh für eine langfristige Bindung. Sie war erst zweiundzwanzig geworden.
Milana, die zwei Jahre älter war, nickte: Ich hatte dir schon oft geraten, dein Leben zu genießen. Du hast noch soviel Zeit, um den richtigen fürs Leben zu finden.
Kylie hob ihre Hand.
Natürlich, ich weiß. Du hast ja Recht. Ich lass mich aber auch immer gleich von den Kerlen einwickeln. Jedesmal dasselbe. Ich denke mir, ich bleibe cool und lasse sie zappeln. Dann - Peng - die doofe Kylie wird schwach. Alleine sein ist halt auch nicht mein Ding.
Sie seufzte und warf ihre Hand durch die Luft. Milana grinste.
Warum grinst du jetzt so?
Du brauchst einen Dom.
Einen was? Eine Kirche?
Milana brach in schallendes Gelächter aus und ließ ihre Freundin ratlos dreinschauen. Es dauerte eine Weile bis sie sich beruhigt hatte.
Entschuldige bitte. Aber das war jetzt zu komisch. Nein, du brauchst keinen Dom - sie dehnte das O extra lange. Ich meinte einen Dom. Einen Mann, der dich führt. Einen, der nicht verliebt in dich ist oder dich nur einwickelt, weil er dich ficken will.
Kylie schaute immer noch ratlos: Das hört sich an, als meintest du einen Personal Coach.
Sehr gute Umschreibung. Sehr gut! Genau das meine ich. Aber etwas anders, als du vielleicht denkst.
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Nimm dir die dunkle Seite meiner Seele
Ficción GeneralKylie auf dem Weg zur Selbstfindung. Sie geht einen Weg, den die selbst nie gesehen hätte. Heraus aus der Frustration, der Unsicherheit und der undefinierbaren Unvollständigkeit, hinein in eine fremde Welt der Verwirklichung ihrer Sehnsüchte voller...