Meine Handknöchel bluteten bereits, doch ich hörte nicht auf. Ich schlug immer und immer wieder auf den Boxsack ein.
Ich musste meinen Eltern doch irgendwie beweisen können, dass ich so gut war wie sie. Dass ich nicht nutzlos war – sondern stark, kalt und vor allem willensstark.
„Avery!"
Ich drehte mich abrupt um und nahm meine Kopfhörer raus.
„Wie oft haben wir dir schon gesagt, dass du nicht so laut Musik hören sollst, sodass du uns nicht mehr hörst?"
„Ja sorry."
Mom nickte einmal mit dem Kopf und Dad trat nun hervor. Irgendwas heckten die beiden aus, ich wusste nur noch nicht, was es war.
„Avery, deine Mutter und ich werden für wenige Stunden nicht zu Hause sein. Pass auf Lucia auf und stelle nichts an, ist das klar?"
Ich nickte und wischte mir ein bisschen Schweiß von meiner Stirn. Wenige Sekunden später war ich wieder alleine im Trainingsraum.
Ich sah auf meine Handknöchel und beschloss erstmal duschen zu gehen. Also nahm ich mir mein Handtuch, meinen Pullover und machte mich dann auf den Weg nach oben.
Mom und Dad waren schon weg. Am Küchentisch saß Lucia, die mal wieder an irgendeinem Bild malte. Ich lief zu ihr und schaute mir dann das bereits halbfertige Bild an.
„Das sieht aber gut aus."
Sie lächelte mich an und malte dann weiter.
„Ich bin jetzt duschen, mach nichts kaputt du kleiner Rabauke."
Sie lachte leise und sah mich an. Ich ging also schnell duschen und verband mir dann noch meine Hände, da sie immer noch ganz schön bluteten.
„Was hast du denn gemacht?"
Die tiefe Stimme von Juan erklang. Ich sah ihn durch den Spiegel an, wie er meine Knöchel betrachtete.
„Wirst du krank oder so?"
„Nein, ich hab nur geschlafen, ich muss ja schließlich die Ruhe genießen."
„Ich hab nur zu stark geschlagen, alles gut."
Er lachte und verschwand schließlich wieder in mir. Meine Adern wurden wieder etwas dunkler, weshalb ich wusste, dass er nun erstmal wach bleiben würde.
Ich ging wieder runter in die Küche und machte mir dort erstmal was zu trinken. Ein komisches Gefühl machte sich langsam in mir breit und ich wusste, dass es irgendwas mit meinen Eltern zu tun hatte.
Irgendetwas hatten sie vor, irgendwas planten sie. Mein Gefühl hatte mich da noch nie getäuscht, könnte aber auch an Juan liegen. So eine Schattengestalt hatte bestimmt einen Instinkt dafür.
Lucia schaute zwischendurch immer mal wieder zu mir - eher gesagt, auf meinen Bauch. Ich bemerkte das natürlich und sah sie fragend an.
„Haben sie dich schon wieder geschlagen?"
Ich starrte sie kurz still an und lehnte mich langsam an die Kücheninsel. Eigentlich wollte ich sie davon weghalten und sie wissen lassen, dass Mom und Dad lieb sind, aber ich schaffte das nie.
Sie war nunmal ein kluges Köpfchen. Sie legte ihren Stift weg und drehte sich komplett zu mir.
„Aber wieso verletzen sie mich dann nicht?"
„Weil... du normal bist. Du musst keine gewissen Ansprüche erfüllen, ich muss das schon. Und wenn ich das nicht mache, dann werde ich dafür zurecht bestraft."
„Müssen sie dich dann aber so stark verletzen?"
Sie zeigte auf meine linke Gesichtshälfte, die eine große Narbe zierte.
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Erstes Kapitel 🤭❤️
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Her. | Five Hargreeves
FanfictionJahr 2025. Es ist eine Welt, in der Magie und Kräfte etwas ganz normales sind. Manche sind stärker- andere schwächer. Nachdem die Hargreeves Geschwister sich nach einem Jahr wiedergefunden haben, bekommen sie ihre Kräfte zurück, was sie alle beruhig...