„Lucia, das ist schon vier Jahre her."
„Ja, aber diese Narbe wird nie ganz heilen, das ist doch nicht fair."
„Doch, ich habe die beiden angeschrien. Sowas macht man nicht. Ist ja jetzt auch egal. Mal dein Bild weiter. Mom und Dad freuen sich sicherlich, wenn du es ihnen zeigst."
Sie wollte gerade protestieren, als ich nach oben in mein Zimmer verschwand. Ein großer Wandspiegel stand neben mir, in dem ich mein Gesicht betrachtete.
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„Ich kann das aber nicht! Wieso muss ich es üben?! Ich verstehe das seit mehr als einem Monat nicht und ich werde es nie verstehen!"
Dad kam mir gefährlich nahe, holte aus und schnitt über meine linke Gesichtshälfte. Ein starker Schmerz durchzog mich und Tränen bildeten sich in meinen Augen.
„Spreche nie wieder in so einem Ton mit uns! Und jetzt mach dich zurück an die Aufgaben."
Sie verschwanden und ich lief schnell ins Bad.
Mit einem nassen Tuch tupfte ich das ganze Blut weg und konnte nun einen Schnitt sehen, der sich von meiner Augenbraue, bis zur Mitte meiner Wange zog.
Ich wusste sofort, dass dieser nie wieder verschwinden wird.
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Seit diesem Tag habe ich nie wieder widersprochen, nie wieder meine Stimme erhoben oder sonstiges.
Ich bin komplett kalt geworden. Das war ich zwar schon vorher, aber jetzt konnte mich nichts mehr aus dieser Emotion rausholen.
Ich trainierte viel mehr, um sie endlich stolz zu machen, um wenigstens ein bisschen Stolz in ihren Augen zu sehen. Irgendwann würde dieser Tag kommen. Bis dahin könnte ich das noch aushalten.
Ich schaute auf die Uhr und beschloss, meine Aufgaben unten in der Küche zu machen. Wenn Lucia irgendwas anstellen würde, würde ich wieder den Ärger bekommen.
Sie saß immer noch da und malte. Ich setzte mich neben sie und begann meine Matheaufgaben zu lösen.
„Wo sind Mama und Papa eigentlich hin?"
„Keine Ahnung. Sie sollten aber bald wieder zurück sein."
„Gehen sie wieder Menschen ärgern?"
„Wahrscheinlich schon, warten wir einfach ab was sie uns nachher erzählen."
Menschen ärgern. Ich habe es ihr so beigebracht, damit sie nicht mit dem Wort ‚Tod' in Berührung kommt.
Mom und Dad jagen gerne Menschen, ja, aber was erwartet man. Wir sind schließlich die Bösewichte, in einer Welt, in der es keinen Helden gibt. Es ist perfekt.
Trotzdem hatten wir Feinde, doch die habe ich schon seit Jahren nicht mehr gesehen, weshalb ich mir darüber keine großen Sorgen machte.
Und selbst wenn, dann wären unsere Eltern und ich da, um gegen sie zu kämpfen. Wir wären stark genug, um es mit ihnen aufnehmen zu können. Da war ich mir sicher.
Irgendwann würde auch Lucia darüber fahren, nur war sie noch zu jung dafür. Mit elf Jahren sollte man glaube ich noch nichts über ermorden und all den Kram wissen.
Wir hörten, wie die Tür aufging. Ich stand als erste auf, um sicher zu gehen, dass die beiden nicht voller Blut waren, um Lucia nicht zu verschrecken.
Jedoch hatten sie nur eine Person dabei. Er war bewusstlos und Blut lief aus seiner Schläfe. Mom und Dad zeigten mir mit einem bösen Grinsen sein Gesicht.
Es war Julio, der Bruder unserer Feindin...
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Her. | Five Hargreeves
FanfictionJahr 2025. Es ist eine Welt, in der Magie und Kräfte etwas ganz normales sind. Manche sind stärker- andere schwächer. Nachdem die Hargreeves Geschwister sich nach einem Jahr wiedergefunden haben, bekommen sie ihre Kräfte zurück, was sie alle beruhig...