Chapter 9

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„Was ist?"

„Du bist ganz schön blass."

Ich verdrehte wieder meine Augen und schaute auf meine Hände. Das war der Zeitpunkt, an dem ich wirklich gehen wollte. Ich wollte nach Hause, um nachdenken zu können.

Um ehrlich zu sein, hatte ich den Tod meiner Eltern immer noch nicht verarbeitet. Es ging einfach nicht, schließlich haben sie mich 16 Jahre lang aufgezogen und jetzt waren sie einfach so weg.

Schnell unterdrücke ich meine Tränen und versuchte, mich wieder zu konzentrieren. Mum und Dad haben mich dazu erzogen, keine Emotionen zu zeigen, erst recht nicht vor fremden Menschen.

Ich war extrem müde und schnaubte leise.

„Sitzt ihr ernsthaft immer noch hier? Ihr wisst aber schon, wie spät es ist oder?"

Lila kam in die Lobby und schaute uns an. Sie hatte recht. Es war schon sehr spät und wir saßen bereits den ganzen Abend an den Kram.

Zwischendurch ist Lucia auch immer mal wieder auf meinem Schoß eingeschlafen. Jetzt war sie allerdings hellwach und malte wie eine Verrückte weiter an ihrem Bild.

„Lucia lass uns nach Hause gehen, du musst ins Bett."

„Nein! Ich will weiter malen!"

Sie sah mich wütend an und hielt ihr Bild schützend vor sich. Ich atmete genervt und verzweifelt aus und überlegte kurz, was ich machen sollte.

Ich war nicht so streng mit ihr, aber ich wollte selber wenigstens ein paar Stunden Schlaf bekommen. Selbst ein paar Minuten wären mir recht.

„Lucia."

„Bitte, noch fünf Minuten?"

Ich lehnte mich in meinem Stuhl zurück und schaute auf meine Arme. Sie war überglücklich und zwang Klaus dazu, eine Biene zu malen.

Die meisten von ihnen waren schon in ihre Zimmer gegangen, weshalb nur noch wir zwei, Klaus und Fünf dasaßen.

„Wollt ihr dann wirklich noch nach Hause gehen? Ann könnte dort auf euch warten."

Ich sah zu Fünf, der mich eindringlich ansah.

„Ja, passt schon. Ich kann uns beschützen."

„Sicher?"

Als er das fragte, hielt ich kurz inne und hielt den Augenkontakt. Tatsächlich war ich das nicht. Ich habe gesehen, was sie mit meinen Eltern angestellt hat und selbst sie waren mächtiger als ich.

Andererseits durfte ich auch keine Schwäche zeigen, das würde mich meinen Tod bedeuten.

„...Ja."

„Wenn du meinst. Aber denk daran, wenn du willst, könnt ihr immer hierherkommen."

Ich nickte leicht an und widmete mich dann wieder Lucia, die in binnen Sekunden plötzlich eingeschlafen war und ihr Kopf auf dem Tisch lag.

„Ich glaube, jetzt musst du hierbleiben."

Klaus grinste mich an, was ich mit einem genervten Gesichtsausdruck erwiderte.

„Ich glaube wir hatten noch ein freies Zimmer, das könnt ihr ruhig nehmen."

Juan trug sie vorsichtig nach oben. Ich holte mir noch Wasser zum Trinken und ging dann ebenfalls nach oben.

Das Zimmer war relativ schön eingerichtet. Es hatte moderne Möbel und ein verbundenes, kleines Bad.

Jedoch gewöhnte ich mich nicht daran, da ich am nächsten Morgen eh wieder nach Hause gehen würde. Es war ja nur eine kleine Übernachtungsmöglichkeit.

Nachdem ich meinen Pullover ausgezogen hatte, legte ich mich zu Lucia ins Bett und versuchte etwas runterzukommen, zu schlafen.

Jedoch bekam ich auch in dieser Nacht kaum ein Auge zu.

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Her. | Five HargreevesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt