„Wieso?"
Es war still zwischen uns.
Konnte ich es ihm wirklich sagen? Konnte er wirklich erfahren, wie scheiße mein Leben eigentlich ist?
Unbewusst strich ich über die Narbe in meinem Gesicht. Denn diese würde mich mein gesamtes Leben daran erinnem, durch welche Hölle ich gehen musste. Durch welche Hölle ich gerade gehen muss.
Ich bin alleine. Lucia ist meine letzte Familie. Danach habe ich niemanden mehr. Denn Juan ist ein Teil von mir. Er lebt in mir.
Aber wenn ich jetzt auch noch sie verlieren würde, wüsste ich nicht, wie lange ich es noch schaffen konnte. Wie lange ich noch auf dieser Welt sein konnte, ohne direkt aufzugeben.
Das passiert nämlich auch mit einem Menschen wie mir. Das passiert auch dem Bösewicht. Verliert man das Letzte was man hat, ist man am Boden; man ist kaputt, will nicht mehr weitermachen.
Das geschieht selbst den Besten wie mir.
Ich spürte einen intensiven Blick auf mir. Fünf fixierte mich mit seinen Augen.
Plötzlich fühlte ich mich so... schwach. Als ob jemand auf mich herab, und nicht mehr zu mir hinaufsehen würde. Auf einmal fühlte ich mich klein und verdammt schwach.
Schnell schüttelte ich meinen Kopf und sah wieder auf mein iPad, obwohl ich jetzt überhaupt nicht mehr bei diesem Thema war. Meine Nerven waren am Ende.
„Avery, wieso?"
Verdammt.
Ein Schauer lief meinen Rücken hinunter, als ich meinen Namen aus seinem Mund hörte.
Shit, was ist das?
Und vertraute ich ihm überhaupt schon so weit, dass ich ihm so viel Persönliches anvertrauen konnte? Ich hatte in seinen Armen geweint und geschlafen. Er hat mich mächtig, wütend und traurig gesehen.
Aber bin ich auch dazu bereit. dass er mich zerstört sieht? Bin ich bereit, ihm zu zeigen, wie es in mir aussieht? Wie meine Gedanken und Gefühle aussehen?
Ich wusste es nicht. Ich hatte mein Vertrauen in jegliche Menschen schon längst verloren.
Klar, ich hatte es ihm gezeigt, aber bin ich auch dazu bereit, es ihm zu sagen? Ihm vielleicht sogar mein ganzes Herz einmal auszuschütten?
Vielleicht wäre das ja mal gut. Vielleicht tut es gut, sich den ganzen Frust, die Gedanken, aber vor allem den Schmerz von der Seele zu reden.
Was ist aber, wenn er die falsche Person ist? Was, wenn ich mich der falschen Person anvertraue? Was, wenn ich wieder verletzt werde?
Das wollte ich nicht. Ich vermied das seit Jahren. Seit Jahren vermied ich es, auch nur irgendwie verletzt werden zu können.
Das ist der Grund dafür, wie ich jetzt bin. Deshalb bin ich jetzt zu allen Menschen fies und Machtergreifend.
Ich schütze mich selbst vor den ganzen negativen Gefühlen und Gedanken, die so schon jeden Tag in meinem Kopf herumschwirren.
Das Schlimmste: All das Negative nimmt mit jedem Tag zu. Mit jedem Tag sterbe ich innerlich mehr und mehr und keiner merkt es.
Selbst wenn, würde ich mir wahrscheinlich nicht helfen lassen. Wieso auch? Um dann wieder verletzt zu werden? Nein danke. Darauf verzichte ich.
Ich stand langsam auf und nahm mein iPad auf meine Arme. Schließlich lief ich zur Tür, blieb aber nochmal stehen.
„Fünf... es ist alles nur eine Fassade. Das, was du, was ihr alle seht, es ist nur eine Fassade. Meine Fassade. Du weißt nicht, was wirklich in mir vorgeht und das ist auch besser so. Sorry, aber.. ich brauche jetzt erstmal einen Drink."
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Her. | Five Hargreeves
FanfictionJahr 2025. Es ist eine Welt, in der Magie und Kräfte etwas ganz normales sind. Manche sind stärker- andere schwächer. Nachdem die Hargreeves Geschwister sich nach einem Jahr wiedergefunden haben, bekommen sie ihre Kräfte zurück, was sie alle beruhig...