Kapitel 7

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„Elly, jetzt komm schon.“ ungeduldig zog mich Alice über den Parkplatz. „Wieso konntest du nicht jemand anderen mitnehmen? Ich bin müde und möchte einfach nur ins Bett.“ eigentlich wollte ich nach der Arbeit ja nach Hause gehen, aber Alice hatte mich noch auf der Arbeit abgepasst und gezwungen mit ihr in diese alte Lagerhalle zu fahren. Dabei sagte sie mir bis jetzt nicht, was wir hier überhaupt sollten.

„Weil du meine Freundin bist und ich weiss, dass du das toll finden wirst.“ „Wenn du mir wenigstens sagen würdest was wir hier sollen.“ grummelnd liess ich mich zum Eingang der Lagerhalle ziehen, wo zwei bullige Sicherheitsmänner die Einlasskontrolle durchführten. „Das wird so toll.“ aufgeregt klatschte Alice in die Hände. „Ja, und die Schlange ist auch so lang.“ wahrscheinlich würde es eine Stunde gehen, bis wir endlich rein konnten.

Seufzend stiess ich die Luft aus und liess meinen Blick umher wandern. Hier gab es wirklich nichts ausser diese Lagerhalle, die ihre besten Jahre deutlich hinter sich hatte, einen grossen Kiesplatz und mehrere Haufen mit Schutt. Wenn ich mich recht daran erinnerte, dann war das hier früher eine Müllanlage. Ich wollte nicht einmal wissen, wie viele Menschen man hier schon entsorgt hatte.

Unwillkürlich schweiften meine Gedanken zu Isaac und letzte Nacht. Noch während ich heulend auf dem Boden sass, kam Isaac mit seinem Wagen zurück. Wie er nun mal war, wollte er sich um mich kümmern und mich in den Arm nehmen, aber ich stiess ihn gleich von mir. Zu diesem Zeitpunkt wollte ich diese körperliche Nähe nicht zulassen, weil ich wusste, dass ich sonst weiter zusammenbrechen würde.

Während ich also weiter vor mich hin weinte, blieb Isaac einfach neben mir sitzen und sagte nichts. Minuten vergingen, bis ich mich wieder beruhigt hatte und mich von Isaac nach Hause fahren liess. Aber weder während der Fahrt, noch bei mir Zuhause drängte er mich zum reden. Er liess mir meinen Freiraum, wofür ich ihm mehr als dankbar war.

„Elly, komm jetzt!“ genervt verdrehte ich meine Augen und trat vor die Sicherheitsmänner. „Ausweis.“ sollte mich dieser kalte Ton jetzt vor Angst erstarren lassen? Wortlos nahm ich meinen Ausweis aus meiner Tasche und zeigte sie ihm. „In Ordnung. Viel Spass.“ bei was auch immer. Alice folgend, betraten wir gleich einen Vorraum. „Das macht dann fünfzig Dollar pro Person.“ fassungslos stiess ich die Luft aus.

„Alice, was ist das hier?“ „Wart's einfach ab. Ich zahle das schon.“ kopfschüttelnd sah ich dabei zu, wie sie der Frau einen hundert Dollarschein überreichte und folgte ihr schliesslich zu einer Tür, die uns von einem weiteren Sicherheitsmann geöffnet wurde. Innerhalb einer Sekunde drang der ohrenbetäubende Lärm zu mir durch und war wahrscheinlich auch draussen sehr gut zu hören.

Skeptisch nahm ich Alices Hand und betrat die grosse Halle. „Jetzt ist selbst mir klar, was das hier ist.“ murmelte ich, während ich meinen Blick umher wandern liess. In der Mitte der Halle stand ein Ring, in dem sich zwei Männer gerade einen Kampf lieferten. Rund herum standen unzählige Zuschauer, die sich die Seele aus dem Leib schrien. Ich neigte meinen Kopf etwas zur Seite, als ich sah, wie ein Mann durch die Runde ging und das Geld einsammelte. Das war gar nicht gut.

„Alice, wir gehen gleich wieder.“ „Was? Nein! Ich möchte mir das ansehen.“ sie verstand nicht, was hier ablief. „Das hier ist illegal. Ich habe absolut keine Lust, dass die Cops hier auftauchen.“ lachend schüttelte sie ihren Kopf. „Du siehst mal wieder Gespenster. Jetzt geniess doch einfach mal diese heisse Aussicht.“ sie deutete auf den Ring und drehte sich auch gleich in diese Richtung.

Eigentlich wäre ich jetzt am liebsten von hier verschwunden, weil ich absolut keine Lust hatte mich in Schwierigkeiten zu bringen, aber ich konnte Alice hier doch nicht alleine lassen. Am Ende kam noch irgend so ein perverses Schwein und versuchte sich an ihr zu vergehen. Nein, ich gab dem ganzen hier genau zehn Minuten und würde dann mit Alice abhauen.

Eleanor - Gut und BöseWo Geschichten leben. Entdecke jetzt