Kapitel 19

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Schnell atmend riss ich meine Augen auf. Draussen war es noch hell, also hatte ich nicht sonderlich viel geschlafen. Kein Wunder, denn ich hatte schon wieder davon geträumt, nur, dass es dieses Mal viel schlimmer war.

Unter keinen Umständen wollte ich dieses Zimmer verlassen und Isaac über den Weg laufen, aber gerade brauchte ich einfach seine Nähe, auch wenn er mich am liebsten umbringen würde. Tief durchatmend stand ich vom Bett auf und verliess das Schlafzimmer. Schon im Flur konnte ich den Fernseher hören, also war es klar, wo er sich gerade aufhielt

Kurz blieb ich bei der Wand stehen und sah zu Isaac, der auf der Couch sass und gespannt auf den Fernseher sah. Kaum machte ich aber einen Schritt nach vorne, drehte er seinen Kopf zur Seite und sah mich wieder mit diesem kalten Blick an. Er hasste mich abgrundtief und verbarg es nicht einmal vor mir. Mir wurde gerade klar, dass er nicht für mich da sein würde.

Mit Tränen in den Augen nickte ich, ehe ich mich umdrehte und zurück zum Schlafzimmer ging. Das hier konnte ich im Moment überhaupt nicht gebrauchen. Ich war immer noch dabei diese Entführung zu verarbeiten und jetzt hatte ich nicht einmal mehr Isaac an meiner Seite, weil wir uns unbedingt streiten mussten. Das hier wurde mir gerade zu viel.

So schnell ich konnte, zog ich mich um und verstaute meine Klamotten wieder in meiner Sporttasche. „Was tust du da?“ hörte ich Isaac hinter mir. Ohne ihm seine Frage zu beantworten, hing ich die Tasche über meine Schulter und ging an ihm vorbei. „Elly!“ „Was?“ schluchzend blieb ich bei der Garderobe stehen und drehte mich zu ihm um. „Wo gehst du hin?“ das konnte er sich doch denken. „Weg, weil du mich offensichtlich nicht hier haben möchtest.“ sagte ich, während ich meine Schuhe anzog.

„Wie kommst du auf so einen Schwachsinn?“ „Du hast mich Eleanor genannt und mir vorhin mit deinem Blick deutlich zu verstehen gegeben, dass du nichts mit mir zu tun haben möchtest. Ganz zu schweigen davon, dass du mich umbringen wolltest!“ kaum hatte ich die letzten Worte ausgesprochen, entglitten ihm sämtliche Gesichtszüge. „Eigentlich habe ich das Recht wütend auf dich zu sein, weil du mir viel schlimmere Dinge an den Kopf geworfen hast, aber im Gegensatz zu dir hätte ich deine Entschuldigung angenommen. Ich gehe jetzt nach Hause und komm gar nicht erst auf die Idee mich aufhalten zu wollen, oder mir hinterher zu rennen!“ warnend sah ich Isaac an, öffnete die Wohnungstür und ging.

Das hier wäre völlig unnötig gewesen, dass wusste ich selbst und auch, dass ich Isaac einfach zuhören sollte, aber das wollte ich nicht. Ich wollte einfach nur nach Hause, meine Ruhe haben und mit dieser ganzen Scheisse irgendwie klar kommen.

Eine geschlagene halbe Stunde brauchte ich, bis ich endlich zu Hause war, weil ich mit meinem Fuss nicht sonderlich schnell voran kam. „Müsstest du nicht bei Isaac sein?“ kam Joel die Treppe nach unten. „Müsstest du nicht auf der Arbeit sein?“ stellte ich ihm eine Gegenfrage. „Nope, ich habe heute frei. Wieso siehst du so verheult aus?“ seufzend zog ich meine Schuhe aus. „Weil ich mich mit Isaac gestritten habe und er mich hasst.“ verwundert sah mich Joel an. „Eure Streitereien halten doch nie lange an.“ wieso musste Isaac eigentlich immer alles weitererzählen?

„Tja, dieses Mal aber schon.“ gleichgültig zuckte ich mit den Schultern und ging zur Treppe. „Du hast das Haus für dich. Ich habe jetzt ein Date.“ auf seine Worte nickte ich nur und ging nach oben in mein Zimmer. Wer hatte nachmittags um drei Uhr schon ein Date? Das bekam wirklich nur Joel hin.

Meine Tasche stellte ich neben der Tür auf den Boden und setzte mich mit meinem Handy auf die Fensterbank. Sofies Schicht war schon zu Ende und theoretisch gesehen sollte sie Zuhause sein. Ihren Rat könnte ich jetzt wirklich gut gebrauchen. Kurzerhand rief ich sie an und stellte auch gleich auf Lautsprecher.

„Na, wie war der Versöhnungssex?“ kopfschüttelnd verdrehte ich meine Augen. „Das werde ich wohl nie herausfinden, weil er mich hasst.“ „Wieso sollte er dich hassen?“ weil er ein verdammter Idiot war. „Ich wollte mit ihm reden, aber er hat mir mit seinem Blick zu verstehen gegeben, dass ich ihm nicht zu nahe kommen soll. Also bin ich gegangen, worauf er wissen wollte wieso.“ „Und wieso bist du gegangen?“ wollte Sofie auch gleich wissen.

Eleanor - Gut und BöseWo Geschichten leben. Entdecke jetzt