Kapitel 26

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„Hab ich schon mal gesagt, dass du der beste Freund auf der Welt bist?“ schmunzelnd nickte Myles und zog mich in eine Umarmung. „Und du die beste Freundin.“ „Danke, dass du mich hergebracht hast.“ langsam löste er sich wieder von mir und deutete zur Seite, worauf wir weiter liefen. „Immer wieder. Ich dachte mir, dass du die Ablenkung gut gebrauchen kannst.“ damit hatte er völlig recht.

Eigentlich wollte ich den Samstag ja damit verbringen, mit Isaac im Bett zu liegen und einfach nichts zu machen, aber leider hatte mein Freund einen Anruf bekommen und musste zur Arbeit gehen. Kaum war er weg, hatte mich Myles angerufen und mich dazu überredet mit ihm zum Strassenfest zu gehen.

Obwohl es in den letzten Jahren zu einer Tradition geworden war, dass wir jedes Jahr hierhin gingen, hatte ich dieses Mal keine Lust darauf. Ich wollte meinen besten Freund aber auch nicht enttäuschen und sagte ihm deshalb zu. Mir ging es nicht sonderlich gut, das gab ich zu, aber ich wollte mein Umfeld mit meinem Verhalten auch nicht enttäuschen und ausserdem verbrachte ich immer gerne Zeit mit meinem besten Freund.

„Beantwortest du mir ehrlich eine Frage?“ „Jä, ich weiss nicht. Kommt ganz auf die Frage drauf an.“ schmunzelnd legte Myles seinen Arm um meine Schulter. „Du bist gut darin deine Gefühle zu verbergen und allen etwas vorzumachen. Wie geht es dir also wirklich?“ seufzend stiess ich die Luft aus. „Ganz ehrlich? Ich habe absolut keine Ahnung. Gestern sass ich an die zwei Stunden bei Isaac unter der Dusche und habe mir die Augen ausgeheult, weil mir einfach alles zu viel war.“ wissend nickte Myles. „Ich kann mir vorstellen, dass es nicht einfach ist mit allem klar zu kommen. Aber du weisst, dass wir immer für dich da sind.“ Brody aber nicht mehr.

Nachdem mich Myles angerufen hatte, ging ich nach Hause um mich noch umzuziehen und schnell etwas zu Essen. Während ich also in der Küche stand, sass Brody mit Luna auf der Couch. Die ganze Zeit redeten sie miteinander, wobei mich Brody überhaupt nicht beachtete. Ich hatte das Gefühl, als hätte ich ihm irgendetwas getan, obwohl es eigentlich nicht sein konnte. Im Prinzip hatte ich doch dafür gesorgt, dass sie wieder zusammen kamen. Ich erwartete dafür gar nichts, überhaupt nicht, aber er hätte mich nicht eiskalt ignorieren sollen.

„Woran denkst du?“ natürlich entging Myles nicht, dass meine Laune innerhalb einer Sekunde in den Keller fiel. „Ich weiss nicht, was ich Brody getan habe. Gestern hat er mich nicht ausreden lassen und ist gleich mit Luna zum Krankenhaus gefahren und vorhin, als ich in der Küche war und er im Wohnzimmer, hat er mich nicht einmal angesehen. Immer, wenn ich den selben Raum betrete wie er, dann begrüsst er mich, selbst wenn ich kurz weg bin und wieder zurück komme. Er ignoriert mich und ich habe keine Ahnung wieso.“ frustriert fuhr ich mit den Händen durch meine Haare.

„Ehrlich gesagt ist mir das vorhin auch aufgefallen, aber ich dachte einfach, dass er zu sehr mit Luna beschäftigt ist.“ kam es nachdenklich von Myles, wobei er seinen Arm von meiner Schulter nahm. „Ich rede später mit ihm. Zuerst werden wir-“ erschrocken schrie ich auf, als sich plötzlich zwei Arme von hinten um mich schlangen. Ich beruhigte mich aber schnell wieder, als ich ein mir bekanntes Lachen hörte.

Trotzdem hinderte es mich nicht daran seine Arme von mir zu nehmen und mich zu ihm umzudrehen. „Bist du völlig bescheuert?“ fuhr ich Isaac wütend an und schlug auf seinen Arm. „Wegen dir bekomme ich noch einen Herzinfarkt.“ natürlich liess er sich davon nicht beeindrucken und zog mich stattdessen lachend in seine Arme. „Ich kann nichts dafür, dass du so schreckhaft bist.“ grummelnd schlang ich meine Arme um ihn und ignorierte dabei einfach mal die Tatsache, dass sich Myles und Joel wegen meiner Reaktion kaputt lachten. Aber...

Irritiert löste ich mich von Isaac und sah zwischen ihm und Joel hin und her. „Du warst doch auf der Arbeit. Wieso bist du mit Joel hier?“ „Ich musste nur ein paar Formulare unterschreiben und bin dann zu dir nach Hause gefahren. Joel hat mir erzählt, dass du mit Myles hier bist, also dachte ich mir, dass wir auch herkommen können.“ unschuldig lächelnd sah er mich an. „Ist das so?“ hackte ich nach und sah Joel an, der sich endlich von seinem Lachanfall erholt hatte.

Eleanor - Gut und BöseWo Geschichten leben. Entdecke jetzt