Kapitel 9

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Völlig gerädert betrat ich mit Isaac mein Zuhause. „Elly?“ kaum hatte ich meine Schuhe ausgezogen, kam auch schon Brody mit Myles und Joel zu uns. „Geht es dir gut?“ er wollte mich in seine Arme nehmen, aber ich wich ihm gleich nach hinten aus. „Es geht mir gut.“ sagte ich und ging an ihm vorbei.

„Elly.“ „Ich möchte einfach nur in mein Zimmer und meine Ruhe haben. Es geht mir wirklich gut, also hör auf dir Sorgen zu machen.“ ohne mich zu ihnen umzudrehen, ging ich die Treppe nach oben und in mein Zimmer, wo ich mich gleich auf die Fensterbank setzte.

Bis gerade eben noch war ich auf dem Revier um meine Aussage zu machen. Eigentlich hätte ich ja arbeiten sollen, aber als ich Bruce anrief und ihm erzählt hatte was passiert war, bestand er darauf, dass ich Zuhause blieb. Ich hatte lange mit ihm diskutiert, bis ich mich schliesslich geschlagen gab, aber ihm gleichzeitig versicherte, dass ich morgen bei der Arbeit auftauchen würde.

Das was mir gestern passiert war, war wirklich nicht ohne. Ich wurde in einen Raum eingesperrt, begrapscht und angeschossen. Aber nur, weil mir das passiert war und sich mein gesamtes Umfeld um mich sorgte, hiess das noch lange nicht, dass es mir nicht gut ging. Ja, das alles war wirklich schlimm und hätte nicht passieren sollen, aber ich kam psychisch damit klar und das war doch die Hauptsache.

Mein Blick fiel auf die Tür, als es klopfte und sie auch gleich geöffnet wurde. „Wie geht es dir wirklich?“ genervt verdrehte ich meine Augen. „Es geht mir gut, Brody. Trotzdem hätte ich gerne meine Ruhe.“ mein Bruder bedeutete mir alles und ich wusste, dass es umgekehrt auch so war, aber trotzdem ging er mir gerade wirklich auf die Nerven. Wieso konnte er nicht einfach akzeptieren, dass mit mir alles in Ordnung war.

„Und wieso glaube ich dir das nicht?“ „Keine Ahnung. Weil du dumm bist?“ kopfschüttelnd kam er mir langsam näher. „Nein, weil du deine Gefühle vor uns allen versuchst zu verbergen. Du vergisst aber, dass wir dich kennen und merken, wenn du uns etwas vormachst.“ ich hatte wirklich keine Geduld dafür. „Geh jetzt bitte wieder.“ „Nein. Wir müssen reden und das weisst du auch.“ stur blieb er mitten in meinem Zimmer stehen.

Tief durchatmend stand ich von der Fensterbank auf und deutete auf die offene Tür. „Wenn du nicht gehst, dann zwinge ich dich dazu.“ als ob ich ihm mit diesen Worten das Herz gebrochen hätte, sah er mich mit einem Blick voller Schmerz an. „Ich erkenne dich nicht wieder, das tut niemand. Seit Willow gestorben ist, hast du dich völlig verändert.“ augenblicklich spannte sich mein gesamter Körper an. „Sag diesen Namen nie wieder.“ warnte ich ihn gleich.

„Wieso? Weil es dich verletzt an sie zu denken? Du musst dich endlich damit auseinandersetzen.“ jetzt hatte ich endgültig genug. „Das muss ich nicht.“ „Elly, du hast dabei zugesehen, wie sie-“ „Halt die Klappe!“ unterbrach ich ihn gleich. „Das werde ich nicht. Es wird Zeit, dass du das alles an dich ran lässt.“ auch Brody schien keine Geduld mehr zu haben und wurde langsam wütend.

„Das möchte ich aber nicht!“ „Elly, sie war unsere Schwester.“ „Die uns alleine gelassen hat!“ schrie ich meinen Frust raus. „Sie hat sich in den Tod gestürzt, weil ihr verdammter Freund sie betrogen hat und ich konnte es nicht einmal verhindern.“ „Das war doch nicht deine Schuld.“ Brody kam auf mich zu, blieb aber gleich stehen, als ich abwehrend meine Hände hob. „Natürlich war es meine Schuld. Wäre ich nicht so schwach gewesen, dann hätte ich sie nach oben ziehen können.“ „Elly.“ leidend sah er mich an.

„Sieh dir deinen Arm an. Du weisst genau, dass du nicht schwach warst.“ langsam sah ich an mir runter, besser gesagt auf meine Narben an meinem Unterarm. „Du hast getan was du konntest, aber Willow wollte nicht hier bleiben. Sie wollte sterben und daran hast du keine Schuld.“ ich wusste, dass Brody recht hatte. Willow hätte alles getan um zu sterben.

Eleanor - Gut und BöseWo Geschichten leben. Entdecke jetzt