Who made you the King?

745 16 0
                                    

Kapitel 3:
Nachdem Felix und ich beide der Zusammenarbeit zugestimmt hatten wurden noch die Einzelheiten besprochen. In 6 Monaten soll das Buch veröffentlicht werden, was aber nicht hieß, dass ich so lange an seiner Seite sein werde. Das kam ganz darauf an, wie schnell er aus seiner Blockade raus kommen würde.

Morgen Mittag um 12 Uhr wird unser erster Arbeitstag sein und ich weiß jetzt schon, dass ich die ganze Nacht nicht schlafen werden kann. Während des Meetings hatte Felix mich erneut mit seinem starren Blick beobachtet, was mich noch nervöser machte, als ich eh schon war. Er wusste doch ganz genau welche Wirkung das auf Frauen hatte.

Vivi und ich verabschiedeten uns von allen und fuhren mit dem Fahrstuhl wieder nach unten.
„Sag mal was meinte Felix am Anfang mit der Bar?" fragte Vivi mich, als wir vor dem Eibgabg standen.
„Ich hatte Freitag Abend Schicht im Three-Sixty und er war tatsächlich mit ein paar Kollegen feiern. Da hab ich ihn nach einem Feuer gefragt. So spektakulär war die Begegnung nicht" lachte ich.
„Na gut ok. Ruf mich morgen unbedingt nach der Sitzung an. Ich bin gespannt wie es gelaufen ist" ich nickte „Ja mach ich keine Sorge" antwortete ich.

Als Vivi weg war kramte ich meine Schachtel Zigaretten raus und fing an zu rauchen. Dabei schrieb ich in die WhatsApp Gruppe von Ella, Lana und mir, dass ich zu dem Termin später eine Sprachnachricht machen werde wenn ich zu Hause war. Die beiden waren natürlich super neugierig und wollten direkt alles wissen.

Die Tür ging auf. Felix und Julian traten aus dem Gebäude. Felix hatte sich schon eine gedrehte Zigarette zwischen die Lippen geklemmt, als er mich erblickte.
„Kann ick mal Feuer haben?" fragte er mich. Ich hielt ihm wortlos mein Feuerzeug hin und beobachtete ihn dabei, wie er seine Kippe anmachte.
„Du warst so schnell weg gerade. Zum Glück konnte ick dich noch sehen. Kommst du morgen zu mir? Da kann ick mich besser in die Story von meinem Buch reinführen" sagte er.
„Klar, dass macht mir nichts aus. Ich geb dir am besten meine Handynummer, da kannst du mir deine Adresse nochmal per WhatsApp schicken, sonst vergesse ich das spätestens, wenn ich mich umgedreht habe" lachte ich und schaute auf den Boden.
„Ja dit is ne gute Idee" antwortet er.

Ich diktierte ihm meine Nummer und er schrieb mir direkt eine Nachricht mit seiner Adresse.
„Ach was ein Zufall. Ich wohn eine Straße weiter." bemerkte ich, als ich den Namen der Straße las.
„Ick wohn ganz oben. Mit Dachterrasse. Kann man echt machen, auch wenn die Gegend manchmal gruselig sein kann" antwortete er. Ich nickte „Ich muss mich erst noch dran gewöhnen." erwiderte ich und schob hinterher „Ich muss los, mein Buch wartete auf mich. Bis morgen."
„Bis morgen Püppi, Verlauf dich nicht" sprach Felix und Julian hob zum Abschied noch seine Hand und wieder lagen seine eisblauen Augen starr auf mir. Na das kann ja heiter werden.

                                            ~

Mein Wecker klingelte um 7:30 Uhr. So richtig Lust auf Sport hatte ich keine, aber dennoch motivierte ich mich dazu trotzdem zu gehen. Pünktlich im 11:45 Uhr lief ich los zu Felix. Seine Wohnung lag 10 Minuten Fußweg von meiner entfernt. Auf dem Klingelschild suchte ich nach dem Namen ‚Lobrecht'. Einige Zeit tat sich nichts, deswegen klingelte ich noch ein zweites und auch ein drittes Mal. Warum machte er nicht auf? Ich beschloss ihn anzurufen und nach langem warten nahm er ab.

„Ja bitte?"
„Ehm hi, hier ist Kathi. Ich steh vor deiner Haustür" sprach ich. Durch das Handy konnte man es rascheln hören.
„Fuck. Ick hab total verpennt" antwortet er nur und legte direkt wieder auf. Als der summer ertönte drückte ich die Tür auf „Ganz oben" konnte ich seine Stimme durch den Hausflur hören.

Oben angekommen, stand seine Tür auf und ich konnte die Dusche hören „Komm rein, ick bin eben schnell unter die Dusche jesprungen". Das glaubt mir doch auch keiner, wenn ich irgendjemandem von dieser Situation erzählen würde. Ich zog die Schuhe aus und trat in den Flur. Ich machte mich auf den Weg ins Wohnzimmer und stellte fest: der Mann hatte Geschmack wenn es ums einrichten ging.

Nach nichtmal 10 Minuten kam Felix aus dem Badezimmer. Mit nur einem Handtuch bekleidet und der Zahnbürste im Mund stand er vor mir. Ich musste schlucken. Diesen Anblick bekam auch nicht jeder zu sehen. Ich wusste in diesem Moment nicht wo ich hinschauen sollte und blickte deshalb nervös durch das Wohnzimmer.

„Tach Püppi, tut mir leid, dass ick verpennt habe. Ick hab wohl mein Wecker nich gehört" grinste er mich an.
„Ähh kein Problem. Ich... ich warte einfach noch kurz" lächelte ich ihn an. Er lachte und ging wieder ins Badezimmer. Irgendwann stand er dann wieder angezogen vor mir.
„Ick hab gestern schon allet auf den Tisch gestellt. Willste wat trinken? Ick brauch erstmal nen Kaffee" sagte er „Ich würde auch einen nehmen. Mit Milch bitte" antwortete ich höflich und setzte mich schonmal an den Tisch.

Er kam wenig später mit zwei Tassen ins Wohnzimmer und setzte sich neben mich. Man roch dieser Mann gut. Und diese Hitze, die er ausstrahlt. Ich atmete dreimal unbemerkt tief durch.
„So wo fangen wa an?" fragte er.
„Ich würde sagen, dass du mir erstmal was über das Buch zum lesen gibst, damit ich weiß worum es geht" antwortete ich. Er nickt und kramte in dem Papierstapel rum, bevor er mir zwei Seiten gab, die ausgedruckt das erste Kapitel darstellen soll.

Im ersten Kapitel wurde durch den Protagonisten Lukas klar, dass es sich um das Leben des Jugendlichen und seinen Freunden in Neukölln handelt. Es wird die familiäre und schulische Situation beschrieben, die durch Gewalt, schlechte Noten und den Drang dazuzugehören deutlich wird. Mich faszinierte direkt sein Schreibstil, der so plump und anders war, wie Felix selbst. Ich stellte fest: daraus könnte echt etwas gutes werden.

„Das ist gut geschrieben Felix, daraus könnte was werden. Die Idee ist fesselnd" sagte ich ehrlich.
„Wobei hast du denn Probleme?" fragte ich direkt hinterher, um mir ein Bild machen zu können, was meine Arbeit in den ganzen sein wird.
„Ick Steck in meinen Ideen fest Püppi. Das wat du da liest, ist meine Kindheit und die meiner Freunde. Ick will möglichst viele Storys mit einfließen lassen, aber in meinem Kopf herrscht Chaos" antwortete er ehrlich. Wow, dass ist Deep, wenn man daran denkt, dass die Probleme der jungen Leute im Buch, auch mal seine Probleme waren oder vielleicht auch noch sind.

„Ich würde vorschlagen, dass wir eine Liste mit den Storys machen, die du hast und dann entscheiden wie viel Input du in das Buch unbedingt mit reinnehmen willst" .

Switching Positions (Felix Lobrecht) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt