Ist doch Bums

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Kapitel 32:
Immer noch geschockt schaute ich ihn an. Er sprang auf.
„Was ?" fragte er laut.
„Wie ich schon sagte, wir hab...." setzte ich an, aber er unterbrach mich.
„Ick hab das schon verstanden. Scheiße" sagte er verzweifelt.
Unbeholfen standen wir uns nackt gegenüber. In so einer Situation habe ich mich noch nie befunden.
„Was machen wir jetzt?" fragte ich nervös.
Er kam auf mich zu und legte seine Hände auf meine Schultern.
„Ganz ruhig. Wir beruhigen uns jetzt. Mach dich im Bad frisch und dann schauen wir weiter" antwortete er und ich tat, was er sagte.

Als ich aus dem Bad kam saß er mit Boxershorts und seinem Handy in der Hand auf dem Bett. Ich schnappte mir sein Shirt und zog es mir über. Langsam ging ich auf ihn zu, er schaute auf und streckte eine Hand nach mir aus. Ich setzte mich zu ihm und kuschelte mich in seinen Arm.
„Verhütungspanne" hatte er bei Google eingegeben.
„Also im Internet steht, dass man schauen könnte, in was für einen Zyklus man sich befindet" fing er an „aber keine Ahnung was dit bedeutet" fügte er hinzu. Ich musste kichern.
„Ein Zyklus ist ca. 28 Tage lang und in diesen 28 Tagen gibt es Zeitpunkte, da hat man eine hohe, niedrige oder mittlere Wahrscheinlichkeit schwanger zu werden" erklärte ich.
„Was is deiner?" fragte er.
Ich nahm mein Handy in die Hand und schaute in meinem Kalender nach.
„1 Tag bis zum Eisprung" stand dort geschrieben.
„Hohe Wahrscheinlichkeit schwanger zu werden" erwiderte ich.
„Dit is gerade nüscht gut Püppi" sagte er und schaute mich an.
„Ich möchte jetzt gerade auch kein Kind" antwortete ich zickiger, als ich wollte.
„Hey, sei nüscht so. So hab ick das nüscht gemeint" erwiderte er und legte seine Hand auf meinen Oberschenkel.
„Ich weiß" sagte ich kleinlaut.
„Also die Pille danach?" fragte ich.
„Ick glob da kommen wir nicht drum herum" antwortet er.
Ich googelte, welche Apotheke Nachtdienst hatte.
„Die nächste Apotheke ist 15 km entfernt" sagte ich genervt.
„Dann fahren wir da jetzt hin" antwortete er.
Ohne etwas zu sagen zog ich mir frische Unterwäsche und eine Jogginghose an.
Felix stand hinter mir und umarmte mich von hinten.
„Es is alles jut" sagte er und drehte mich dann zu sich rum. Ich war total überfordert mit der Situation und hätte auf der Stelle losheulen können.
„Es tut mir leid" flüsterte ich.
„Dir muss nüschst leid tuen. Wir haben beide nüscht aufgepasst" erwiderte er sanft und zog mich in seine Arme. Meine Arme legte ich um ihn.

                                         ~

„Das war das unangenehmste, was ich in meinem Leben gemacht habe" sagte ich beschämt, als ich wieder ins Auto einstieg. Die Apothekerin war nett, hatte Felix aber direkt weggeschickt, als ich ihr geschildert hatte, was ich von ihr wollte. Dann hatte sie mir einige Fragen gestellt, um mir die richtige Pille danach zu verschreiben.
„Die hat ganz schön Nebenwirkungen. Ich bin also erstmal schlecht drauf" lachte ich.
Felix Pustete aus. Ich nahm die Pille aus dem Blister und schluckte sie mit einem Schluck Wasser runter.
„Und dit war's jetzt?" fragte er. Ich nickte.
„Ich darf mich nur jetzt nicht übergeben und ein Rest Risiko besteht halt hat sie mir gesagt" erklärte ich ihm.
Felix legte seine Hand auf meinen Oberschenkel und sah mich mitleidig von der Seite an.
„Dit wird schon. Ick glaub daran, dass es wirkt" sagte er.
„Das hoffe ich doch mal. Das ist ne Hormon Bombe" lachte ich.

In der Nacht schlief ich sehr unruhig oder auch mal ne Stunde gar nicht, deshalb entschied ich mich dafür um 8 Uhr in Ruhe duschen zu gehen. Die Nacht war kurz und ich schlecht drauf.
Heute würde es zurück nach Berlin gehen. Zum Glück keine lange Strecke.
Ich zog mich nach der ausgiebigen Dusche an und legte mich dann zurück zu Felix ins Bett. Ich beantwortete Mails und war bei Instagram und Co unterwegs.
„Felix wir müssen gleich runter" weckte ich meinen Freund. Dieser drehte sich auf die Seite zu mir, ließ die Augen aber geschlossen.
„Gleich" murmelte er.
„Nein, jetzt. Ich hab dich schon extra lange schlafen lassen" sagte ich und stand auf, um die letzten Sachen einzupacken.
Mit viel grummeln und Gemecker stand er letztendlich auf und stellte sich unter die Dusche.

Pünktlich trafen wir uns mit Julian und Becci beim Frühstück. Viel zu sagen hatte ich an diesem Tag nicht. Ich hörte den dreien zu, wie sie von den anonymen Instagram Nachrichten sprachen. Sie waren sich alle einig, es weiter zu ignorieren, weil es über eilig wäre dem jetzt vorwegzugreifen.
Ich spürte Felix Hand auf meinem Oberschenkel.
„Hast du gehört Püppi?" fragte er mich und riss mich aus meiner kleinen Welt.
„Äh sorry, was ?" hackte ich nochmal nach.
„Ist alles gut bei dir, du siehst so blass aus?" fragte mich Becci.
„Äh das ist mein Kreislauf. War ganz schön viel los die letzten Tage" erwiderte ich und zwang mich zu einem Lächeln.

Auf der Rückfahrt nach Berlin setzte sich Felix zu mir nach hinten und machte Becci den Beifahrersitz frei. Ich hatte höllische Kopfschmerzen und wollte einfach nur ins Bett.
„Ist alles jut?" fragte mich Felix leise von der Seite. Ich schaute ihn an und schüttelte den Kopf.
„Mein Kopf tut weh und mein Kreislauf macht Probleme" erklärte ich ihm. Er rückte näher zu mir zu und zog mich so gut es ging in seine Arme. Ich vergrub meinen Kopf in seine Halsbeuge und schloss die Augen.
„Kommt dit von der Pille?" fragte er mich.
„Ich denke schon. Mir gehts ja sonst nicht so" antwortete ich.
„Dann bleib so liegen und entspann dich die restliche Fahrt" erwiderte er und küsst mich auf die Stirn.

Zum Glück hatte ich die ganze Fahrt über geschlafen und fühlte mich besser, als wir bei mir zu Hause angekommen waren. Felix und ich hatten vorher Julian und Becci nach Hause gefahren.
Ich trottete zur Haustür im Hinterhof, Felix mit meiner Tasche hinterher. Als ich um die Ecke bog blieb ich schockiert stehen und Felix ebenfalls. Die ganze Haustür + teile der Hauswand waren mit Fotos von mir und Felix beklebt.
„Was is dit denn für eine scheiße?" rief Felix sauer. Da ich sowieso schon so gestresst war, ging ich direkt an zu weinen. Felix nahm mich in den Arm und strich mit über den Rücken.
„Püppi, et is alles jut ja. Wir rufen jetzt die Polizei. Es kann ja so nicht mehr weitergehen" entschied er und zog sein Handy aus der Hosentasche.

Er schilderte am Telefon kurz worum es ging und 20 Minuten später standen zwei nette Beamten vor uns. Felix übernahm das Reden. Ich hatte mich einfach auf die Treppe zu meinem Haus gesetzt. Es war gerade alles zu viel für meinen Körper, dass er sich selbst in die „Ist mir alles egal" Position versetzt hatte. Das passierte dann, wenn ich zu viel Stress hatte.
„Ick hab jetzt ne Anzeige gegen unbekannt machen können. Die möchten gerne die Tage dein Handy haben wegen den DM Nachrichten bei Instagram" erklärte mir Felix. Ich nickte nur.
„Ich will hier nicht schlafen. Ich hab Angst." erklärte ich ihm. Er nickte verständnisvoll.
„Komm wir packen eine Tasche, dann kannst du erstmal ein paar Tage zu mir" schlug er vor und strich mir über die Wange. Ich stand auf und lehnte mich ihm entgegen, um ihn zu küssen.

Switching Positions (Felix Lobrecht) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt