Truth

587 20 0
                                    

Kapitel 36:
Die Vorbereitungen für die Veröffentlichung liefen auf Hochtouren. Ich hatte sehr viele Meetings in den letzten 2,5 Wochen gehabt und auch Felix war beruflich viel unterwegs. Trotzdem schafften wir es uns regelmäßig zu sehen. Ich war sowieso nie de Rayo dafür gewesen 24/7 bei meinem Freund zu hängen. Umso mehr freute ich mich auf jeden Moment, wo wir uns wiedersahen. Heute würde so ein Tag werden.
Felix war in Stuttgart gewesen und würde heute Abend zurück kommen. Wir wollten einen entspannten Abend auf dem Sofa machen.
„Wie sieht's du das denn Kathi?" holte mich eine Stimme aus meiner Tagträumerei. Ich grinste verlegen in die Runde.
„Es geht um die Anzahl der Buchhandlungen, die du besuchen möchtest" lachte Vivi.
„Nicht so viele oder? Meiner Meinung nach würde ich gerne in Berlin und Umkreis welche besuchen und je nachdem wie gut das Buch ankommt, kann man nochmal neue Termine vereinbaren" sagte ich.
Ich wollte mich nicht überschätzen und hinterher enttäuscht sein. Ich fand mein Buch wirklich sehr gut, aber das hieß noch lange nicht, dass es alle anderen auch so sehen würden.
„Vielleicht kannst du diesmal mehr mit Instagram arbeiten. Immerhin veröffentlichst du dein Buch diesmal nicht unter einem Pseudonym" schlug Vivi vor.
Ich überlegte einen Moment. Social Media würde das ganze schon ein wenig beschleunigen. Mein Pseudonym hatte eine eigene Instagram Seite. Dort könnte ich meinen richtigen Namen öffentlich machen. Ich nickte und erklärte allen meinen Plan.
„Das hört sich gut an. Das könnte klappen" sagte Linda.

„Bin ne Stunde eher schon da. Verkehr war gut" schrieb Felix mir.

„Das passt gut,  bin gleich durch mit meinem Termin" antwortet ich.

„Ok, dann sind wir hier auch soweit durch" verkündete Vivi. Alle gingen an ihr Zeugs zusammen zu packen, inklusive mir. Ich stand auf und musste mich direkt wieder setzten, weil mir kurz schwarz vor Augen wurde. Das hatte ich in letzter Zeit ziemlich oft gehabt. Ich achtete schon sehr darauf, genug zu trinken.
„Alles ok?" fragte mich Linda.
„Ja, ja. Geht gleich schon wieder" antwortete ich und zwang mich zu einem Lächeln
„Hast du das öfters?" fragte mich Vivi.
„Eigentlich nicht, aber seit einer Woche irgendwie schon" erklärte ich.
„Als ich schwanger mit Leon war, da hatte ich das auch" lachte Linda. Mein Kopf schnelle nach oben.
„Bist du schwanger?" fragte mich Vivi schockiert.
„Ihr spinnt doch, nein bin ich nicht. Das liegt bestimmt am Wetter" antwortet ich lachend, aber  trotzdem konnte ich nicht aufhören an Lindas Worte zu denken.
„Hey, das wäre doch gar nicht schlimm" beruhigte mich Vivi und legte mir eine Hand auf die Schulter.
Ich stand auf und wurde erneut von Schwindel überrannt.
„Setzt dich hin und trink etwas Wasser. Ich ruf Felix an, dass er dich abholen soll. So fährst du mir nicht nach Hause" sagte Vivi mahnend.
„Der ist noch nicht zu Hause" erklärte ich, doch Vivi hatte schon mein Handy in der Hand und wählte Felix Nummer.

„Hey hier ist Vivi..... nein ihr geht es soweit gut.... Lässt du mich mal eben aussprechen?..... Kathi hat heute Kreislaufprobleme und ich würde sie ungern alleine nach Hause schicken..... Viertelstunde? Das ist perfekt. Ich warte solange mit ihr hier auf dich.... Ja kein Problem bis gleich" dann war das Telefonat zu Ende.

„Mein Gott ist der verliebt in dich. Der hat sich sofort Sorgen gemacht" lachte Vivi.
„Sind gleich da" fügte sich noch hinzu.
Ich hatte ganz schwitzige Hände. Was ist wenn ich wirklich schwanger bin? Felix würde mich doch direkt verlassen. Alleine der Gedanke daran verschaffte mir eine halbe Panikattacke. Ich konnte sie aber gut weg atmen, ohne das Vivi es merkte.
Die Fahrstuhltür ging auf. Felix und Julian kamen zielstrebig auf mich zu.
„Ist alles jut?" fragte mich Felix. Ich verdrehte die Augen.
„Jahaaa. Das hab ich Vivi aber auch gesagt. Mir ist nur ein bisschen schwindelig" erklärte ich Felix etwas genervt.
„Siehst du, hab ick doch jesagt" mischte sich jetzt auch Julian ein.
„Halt den Mund. Du verstehst das nicht" antwortete Felix seinem Bruder.
Er reichte mich die Hand und half mir beim aufstehen. Ich knickte zur Seite, wurde aber von Felix aufgefangen.
„Mir reichts, wir fahren zum Arzt" sagte er streng.
„Nein! Ich muss nur ein paar Meter laufen. Das hat die letzten Tage auch so geklappt" erwiderte ich.
„Dit hattest du die letzten Tage schon?" fragte er empört.
„Es ist doch nichts schlimmes. Bitte regt dich jetzt nicht auf und bring mich einfach nach Hause" antwortete ich und lief ein paar Schritte.
„Danke Vivi, bis morgen" tief ich über meine Schulter und atmete durch.

Felix, Julian und ich redeten kein Wort miteinander. Felix war sauer, ich war in meinen Gedanken und Julian steckte mitten in dieser unangenehmen Situation. Der arme.
Wir fuhren zu felix nach Hause, nachdem wir Julian bei sich zu Hause abgesetzt hatten. Die Haustür war noch nicht ganz geschlossen, da ging felix schon an.
„Warum hast du mir nüschts jesagt?" fragte er mich sauer.
Ich streifte mir die Schuhe von den Füßen und hängte meine Jeansjacke auf.
„Kannst du mir mal antworten?" sagte er energisch.
„Kann ich mal kurz durchatmen? Ich hab dir doch im Büro schon eine Antwort gegeben" antwortete ich und verdrehte die Augen.
„Aber nüscht auf die Frage warum du mir nüschst jesagt hast" erwiderte er.
„Weil ich es nicht für nötig gehalten habe" sagte ich.
„Wow, ick dachte eine Beziehung läuft anders" lachte er gespielt.
„Ich wollte nicht, dass du dir unnötig Sorgen machst. Wie gesagt, das Wetter" erwiderte ich.
„Dafür, dass Vivi mich anruft und mir am Telefon sagt, dass es dir nüscht jut geht. Natürlich mach ick mir Sorgen. Man Kathi. Ick liebe dich. Dit gehört dazu" rief er.
Meine Unterlippe bebte. Warum musste ich denn jetzt heulen?
„Warum weinst du?" fragte er mich nun leiser.
„Man ich weiß doch auch nicht" tief ich verzweifelt und brach in Tränen aus. Mein Gesicht versteckte ich in meinen Händen.
Felix kam auf mich zu und nahm mich zögerlich in den Arm. Ich schlang meine Arme um ihn und weinte wie ein Schlosshund. Er streichelte mir mit seinen Händen über meinen Rücken.
„Ick hab es nüscht so jemeint" entschuldigte er sich.
„Bitte entschuldige dich nicht. Ich weiß auch nicht, was los ist. Ich möchte einfach gleich ins Bett gehen und mit dir kuscheln" antwortet ich und schaute ihn an. Er wischte mir die Tränen aus dem Gesicht und nickte. Er küsste meine Stirn und lächelte mich an.
„Und ich möchte irgendwas mit Schokolade haben" lachte ich. Er tat es mir gleich.
„Weiber. Aber ja, hol ick dir" sagte er und küsste mich nochmal.

Während Felix in den Supermarkt ging, stellte ich mich unter die Dusche. Ich fühlte mich fremd in meinem Körper und konnte nicht zuordnen, warum das so war. Hatte Linda vielleicht doch recht mit ihrem Schwangerschaft Ding?
Ich dachte an meine letzte Periode und stellte schockiert fest, dass ich nicht wusste, wann ich sie das letzte mal hatte.
Ich möchte gerne mal Kinder, aber jetzt? Mit Felix?
„Ja mit Felix" beantwortete ich mir selber die Frage. Aber nicht jetzt! Da war ich mir sicher. Wir waren doch noch gar nicht so lange zusammen. Ich hatte Angst, dass das die Beziehung nicht schaffen könnte.

Mein Handy klingelte, als ich gerade im Schlafzimmer ein Shirt von Felix anzog.
„Petri" ging ich ans Telefon.
„Hallo Frau Petri, ich bin Herr Winter von der Polizei. Wir waren vor zwei Wochen bei ihnen gewesen" stellte sich die männliche Stimme vor.
„Ich erinnere mich an sie" sagte ich.
„Wir haben die Ergebnisse von dem Erpresser Brief. Glücklicherweise kann ich ihnen mitteilen, dass tatsächlich welche gefunden wurden und wir haben tatsächlich eine Übereinstimmung mit der Datenbank" erklärte er freudig.
„Kennen sie einen Nils Höcker?"

Switching Positions (Felix Lobrecht) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt