Me, myself and I

679 15 0
                                    

Kapitel 6:
„Erwischt" sagte ich, um meine Angespanntheit zu verbergen, doch Felix scheint es trotzdem zu bemerken.
„Hab ick da einen wunden Punkt getroffen?" Fragte er mich. Ich nickte.
„Ich sag mal so, ich bin ein sehr gutmütiger Mensch und lasse eigentlich zu viel mit mir machen. Meine Empathie ist für jeden einzelnen Menschen zu groß und das wird gerne ausgenutzt, so wie ich das erfahren habe." antwortete ich ehrlich.
„Meinst du deine Freunde?" fragte er nach. Ich schüttelte den Kopf.
„Das sind und waren nie meine Freunde, wie ich mittlerweile gemerkt habe. Ella und Lana sind meine Freundinnen. Die Leute aus Köln sind nur Menschen, die ich kenne. Um ein bisschen Abstand zu schaffen, dachte ich mir in einem Moment „Fuck it" und habe mit Vivi zusammen meinen Umzug organisiert. Meine Familie fehlt mir, aber sie sind nicht außer Welt" sagte ich.

„Stark, ick meine icke bin jemand der einfach macht, aber alles hinter sich zu lassen ist ein großer Schritt" antwortete er ehrlich und ich wurde mal wieder von ihm überrascht. So cool er die ganze Zeit auch wirkt, irgendeine weiche Seite steckte in ihm, die er wahrscheinlich nicht jeden sehen lässt.
„Dit gestern in der Bar meinte ick übrigens so" wechselte er das Thema.
„Also würdest du mit mir schlafen wollen?" fragte ich und lachte. Er blieb stumm. Würde er?
„Also ick sag mal so, ick hätte dit vielleicht ein kleenes bisschen anders sagen und nicht so plump in den Raum werfen sollen, aber wie ick jesagt habe: ick meinte das ernst" erwiderte er. Ich schaute ihn an und wusste nicht so recht wie ich das einordnen sollte.
„Also ich weiß nicht so recht was ich sagen soll. In sowas bin ich echt schlecht" antwortet ich und verzog das Gesicht. Er lachte.
„Ick glaube Püppi, dass du nich abgeneigt wärst" sagte er plump und grinst. Ich saß nur da und konnte nichts weiter sagen. Ich meine ich fand Felix ja heiß, wollte ihm das auf keinen Fall sagen. Noch einen Ego Pusch brauchte er gar nicht.
„Keene Antwort ist auch eine" fügte er hinzu, als ich nichts sagte und ich erwischte mich selber dabei, als ich kurz träumte, wie es denn wäre mit Felix zu schlafen. Mein ganzer Körper kribbelte.

Felix stand auf, haute sich ziemlich deutsch auf die Oberschenkel und leitete mit einem lauten „Sooo" das Ende des Abends ein. Das war mir auch recht. Ich musste erstmal einen klaren Gedanken fassen.

Ich brachte ihn noch zur Tür. Leise standen wir uns gegenüber und starten uns an. Was kommt jetzt? Felix kam näher und drückte mir einen Kuss auf die Stirn.
„Mensch püppi, du bist einfach zu niedlich." sagte er dazu und lachte. Mit einem leisen „tschau" verabschiedeten wir uns. Als die Tür geschlossen war, glitt ich mit dem Rücken an ihr herunter. Was war hier gerade passiert?

                                           ~

Die nächsten Tage passierte absolut nicht spannendes, was ich erwähnen müsste. Felix und ich hatten uns nämlich nicht mehr gesehen, dafür schrieben wir viel über WhatsApp. Es waren zwar nur belanglose Gespräche, aber sie waren durchgängig da. Irgendwie mochte ich es, dass Felix und ich momentan in einem so engen Kontakt standen, wusste aber gleichzeitig nicht, wo das hinführen sollte.

Heute Morgen hatte ich ein Meeting mit Vivi und Becky. Warum Becky heute dabei war, wusste ich tatsächlich nicht.
Pünktlich um 15 Uhr saß ich im Büro und wartete darauf, dass die beiden mit dem Kaffee wiederkommen würden.
„Sooo Kathi, schön das wir uns mal wieder sehen" ging Becky an und stellte mir dabei eine Tasse auf den Tisch. Ich nickte und lächelte sie an.
„Du fragst dich bestimmt, warum wir uns heute hier treffen und das auch ohne die Jungs" setzte sie fort „Felix ist super zufrieden mit eurer Zusammenarbeit und jetzt gehts für 3 Monate auf große Stand up 44 Open air Tour, d.h ihr würdet im Normalfall euch alle drei bis vier Wochen sehen können um zu arbeiten. Felix hat vorgeschlagen dich mitzunehmen die ersten drei Wochen, um intensiver an dem Buch arbeiten zu können. So lange würde es eh nicht mehr brauchen, bis die Kapitel durch sind hat er gesagt." platzte sie mit der Neuigkeit raus.

Ich soll bitte was ? Ich war völlig perplex und wusste nicht was ich sagen sollte.
„Öhm das ist natürlich jetzt ein großes Ding. Damit hab ich gar nicht gerechnet und so einfach ist das nicht. Ich hab meinen Job in der Bar, der meinen Lebensunterhalt mit finanziert und ich hab mein eigenes Buch, was zu Ende geschrieben werden muss." antwortete ich ehrlich, denn Becky hatte das so schön auf einem Silber Tablett serviert, aber da ging so viel mehr hinter.
„Ich weiß wie viel Urlaub du noch übrig hast beim Three-Sixty, vielleicht kannst du da was mit Nils klären. Außerdem kannst du dein Laptop mitnehmen und zwischendurch selber an deinem Buch schreiben. Es gibt die Möglichkeiten dafür und natürlich würdest du als „Aufwandsentschädigung" auch gut entlohnt werden für die 3 Wochen" sagte Vivi.

Lust hatte ich schon. Ich würde durch ganz Deutschland reisen, meiner Leidenschaft nachgehen und ne witzige Zeit haben.
„Ich muss da erst mit Nils drüber sprechen, ich brauche meinen Job noch, wenn ich wieder komme. Unter Vorbehalt sag ich jetzt mal Ja, würde mich bei Felix aber melden, sobald ich das abgeklärt habe" erklärte ich den zwei Frauen, die wie ein Honigkuchenpferd grinsten.

                                             ~

Du hättest mir von deinem Plan ruhig erzählen können" schrieb ich Felix direkt nach dem Meeting. Er hatte es ja schließlich vorgeschlagen.

Ich wollte, dass es ne Überraschung für dich wird Püppi. Biste dabei? ;)" antwortete er. Ja eine Überraschung war es für mich auf jeden Fall.

„Kann ich dir noch nicht sagen, ich hab schließlich noch einen anderen Job 🙂" schrieb ich zurück.

Heute Abend hatte ich wieder Schicht im Three-Sixty. Da musste ich direkt mit Nils sprechen.
Deshalb machte ich mich etwas früher auf den Weg in die Bar und erzählte erstmal Ella und Lana alles, was die letzten Tage passiert war.
„Bist ja richtig berühmt geworden, jetzt wo Felix Lobrecht dich immer buchen möchte" lacht Ella.
„Ja so fühle mich mich auch. Also weniger berühmt, aber mehr jemand, den man regelmäßig für etwas bucht" lachte auch ich. Natürlich waren die beide Feuer und Flamme dafür, dass ich mitfahren sollte. Sie waren der festen Überzeugung, dass wir miteinander vögeln werden, so oft wie er das schon angedeutet hatte.

Switching Positions (Felix Lobrecht) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt