Herzlichen Glückwunsch

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Kapitel 39:
„Herzlichen Glückwunsch sie sind schwanger" sagte meine Frauenärztin mir und zeigte mir genau wo alles war.
„Es sieht alles perfekt aus. Es gibt eine Fruchthöhle und da ist auch etwas drin und das kleine hier" erklärte sie und zeigte auf einen kleinen Faden auf dem Ultraschall „das ist die Nabelschnur" fügte sie hinzu.
Ich war schockiert und fasziniert gleichzeitig.
„Sie müssten jetzt in der 8 Woche sein. Der Fleck dort der sich bewegt, ist das kleine Herz vom Embryo" sagte sie.
Sie drückte auf einen Knopf und der Raum wurde durch das schnelle schlagen des Herzchens beschallt. Mir kamen sofort die Tränen und ich merkte wie es warm um mein Herz wurde.
Meine Ärztin reichte mir ein Taschentuch, wofür ich mich bedankte.
„Ich merke, dass sie sehr überfordert mit der Situation sind, deshalb nehme ich an , dass die Schwangerschaft nicht geplant war?" fragte sie mich. Ich schüttelte den Kopf.
„Sie sind eine starke junge Frau. Wichtig ist, dass sie ihrem Körper viel Ruhe gönnen und alles was Stress angeht aus ihrem Leben reduzieren" erklärte sie mir.

~

„So sehr es mich auch berührt, ich seh da nichts" sagte Ella, als sie sich mit Ella das Ultraschallbildern anschaut. Ich lachte.
„Mach dir nichts drauß, ich auch nicht" die beiden lachten.
„Hast du schon mit Felix geredet?" fragte mich Lana.
„Nein, ich hab ihm gerade kommentarlos das Ultraschallbild gesendet. Darauf kam noch keine Antwort. Ich weiß auch nicht. Ich verstehe ihn ja... er kann so viel Zeit zum nachdenken haben wie er möchte, aber er redet nicht mit mir. Stattdessen packt er seine Sachen und geht. Wie soll ich mich dabei schon fühlen?" antwortete ich.
„Felix strahlt beim ersten hinsehen keine Daddy Vibes aus. Er ist glaub ich einfach gerade verwirrt und weiß nicht wie er sich verhalten soll" grübelte Ella.
„Aber er kann sie trotzdem nicht einfach alleine lassen. Wenn sie uns nicht hätte, würde sie mit ihren Sorgen und Ängsten alleine hier stehen" fügt Lana hinzu. Ella nickte verständnisvoll.
„Ich weiß auch nicht, ob ich ihn anrufen oder schreiben soll. Bin ich ihm gerade zu viel, ist das Baby in meinem Bauch ein Störfaktor für ihn? Ich weiß es nicht" erwiderte ich planlos.
Mein Handy vibrierte.
„Hey, Felix hat mir erzählt, was los ist. Ich hab ihm ordentlich den Kopf gewaschen. Der spinnt ja wohl. Ich hoffe dir bzw. Euch geht es gut. Meld dich wenn was ist- Julian"
„Julian hat mir geschrieben. Er hat Felix den Kopf gewaschen sagt er" berichtete ich.
„Gut so! Jemand muss ihn ja zu Vernunft bringen. Andere Frage: was ist mit dem Job in der Bar?" fragte Lana mich.
„Naja nachdem ich erfahren habe, dass Nils hinter dem ganzen steckt und ich jetzt auch noch schwanger bin, hab ich schriftlich gekündigt. Ich bin mal gespannt, wann von ihm was kommt" erklärte ich.
„Hast du was neues?" fragte mich Ella. Ich schüttelte den Kopf.
„Hab hier und da eine Bewerbung geschrieben. Meistens für Dinge, die ich im Homeoffice machen könnte. Mal sehen" sagte ich.
„Ich möchte dich eigentlich nicht alleine lassen, aber wir beide haben heute Abend Schicht.... Und das ohne dich" sagte Lana und schmollte.
„Wir sehen uns ab jetzt wieder öfters" erklärte ich und nahm die beiden nacheinander in den Arm.

~

„Kommst du heute Abend zu meinem Vater zum essen? Ich würde ihnen gerne von dem Baby erzählen.... Ich brauche dich" schrieb Felix mir zwei Tage später, als ich gerade vom einkaufen wiederkam.
Ich war wirklich sehr enttäuscht von ihm. Er hatte sich die letzten Tage kaum gemeldet.
„Bist du dir sicher das du mich dafür brauchst? Den Anschein hast du die letzten Tage nicht gemacht" antwortete ich.
Ich wusste, dass ich gerade ein Arschloch zu ihm war, aber ich konnte nicht anders reagieren.
„Kathi bitte... du weißt, dass ich dich brauche. Auch wenn du es gerade nicht siehst, aber ich leide fürchterlich ohne dich. Ich liebe dich" erwiderte er auf  meine letzte Nachricht.
Mir kamen wie so oft die letzten Tage die Tränen. Ich vermisste ihn und das was wir hatten oder vielleicht noch haben.
Wie viel Uhr?" fragte ich ihn.
19 Uhr. Ich hol dich ab" antwortete er mir.

Da ich sowieso nicht viel machen konnte, weil mein Körper alles an Energie und Kraft in die Entwicklung des Babys steckte, schlief ich nochmal ne Runde und machte mich gegen 18 Uhr fertig.
Bin da" schrieb Felix.
Ein letzter Blick in den Spiegel und rein ins Geschehen.
Felix lehnte gegen seinen weißen Mercedes und rauchte. Tatsächlich hatte ich das Rauchen nicht vermisst. Mein Kopf war mit vielen anderen Dingen beschäftigt.
„Hey, wie gehts dir?" fragte er mich, als er seine Kippe wegwarf.
„Den Umständen entsprechend" antwortete ich. Er nickte und schaute zu Boden. Unauffällig schaute er auf meinen Bauch.
„Man sieht noch nichts, auch wenn ich merke, dass 1 oder 2 enge Hosen nicht mehr so bequem passen" sagte ich und er fühlte sich ertappt.
„Du siehst nüscht jut aus" stellte er fest.
„Na danke auch, können wir?" fragte ich und stieg auf dem Beifahrersitz ein.
Seufzend ließ Felix sich in die Polster fallen. Wir redeten nicht nur das Radio war zu hören.

Felix suchte einen Parkplatz vor dem wohnkomplex seines Vaters. Wir stiegen schweigend aus und liefen in den 3.Stock.
„Hier bin ick aufgewachsen" erklärte er und drehte sich zu mir um. Ich nickte.
Er schloss die Tür auf und trat hinein. Hinter mir machte ich die Tür zu. Julian stand im Türrahmen der Küche, begrüßte erst Felix und nahm mich dann in den Arm. Man sah, wie verhaltend er gegenüber seinem Bruder war. Julian war sauer, sehr sauer sogar.
„Allet jut?" fragte er mich leise. Ich nickte.
„Lügnerin. Du siehst beschissen aus" stellte er fest. Ich lachte leicht.
„Erwischt" gab ich zu.
„Und dem Baby?" fragte er nach. Ich zwang mich zu einem Lächeln.
„Es wächst und das Herzchen schlägt kräftig" erklärte ich ihm.
„Dit hat schon ein Herz?" fragte er mich geschockt. Ich lachte und nickte.
„Ab der 6. Woche kann man den Herzschlag sehen. Ich bin in der 8.Woche" sagte ich.
„Ick kenn mich nüscht aus, aber Wahnsinn" sagte er beeindruckt.
„Da is ja mein großer Junge" kam Fränki um die Ecke. Er nahm Felix in den Arm.
„Du siehst nüscht jut aus, is wat passiert?" fragte er.
„Wir sollten uns erst setzten" antwortete Felix.
„Hallo Kathi" begrüßte er mich mit einer festen Umarmung. Felix Vater war einfach toll.

Heike, Julian, Fränki, Felix und ich saßen gemeinsam an dem großen Tisch.
„Wat gibt es?" fragte er nun neugierig.
„Eh ja, also es is ein bisscken schwierig für mich dit zu sagen" fing Felix an. Ich legte meine Hand auf seinen Oberschenkel, weil ich merkte, wie sehr er gerade damit zu kämpfen hatte.
„Ich bin schwanger" Schoss es aus mir heraus. Dankend sah Felix mich an.
„Was?" Fränki war sichtlich geschockt, aber dann formte sich ein kleines Lächeln auf seinen Lippen.
Felix wurde plötzlich zum kleinen Jungen und schaute stumm auf den Boden. Hatte er Angst auf die Reaktion seines Vaters? Er ist 34 Jahre alt  und kein kleines Kind mehr.
„Ja ich bin schwanger. In der 8.Woche um es genau zu sagen. Es ist alles sehr schwierig und kompliziert gerade. Ich weiß nicht woran ich bin. Die Schwangerschaft war alles andere als geplant" plauderte ich.
„Dit is doch nüschts schlimmes. Ihr seid beide erwachsene Leute und führt eene Beziehung. Aber der Blick von dir Felix sagt mir, dass dit für dich nüschts so ist." antwortete Fränki.
„Ick weiß nicht ob ick das kann, aber ick muss" gab er zu.
„Ich weiß es auch nicht, aber da kann man reinwachsen, wenn man es möchte" antwortete ich.
„Man Kathi, dit versuche ick doch. Ick bin Tag und Nacht wach, um das abzulegen, was ich fühle, aber ich kann es nicht alleine" er wurde lauter.
„Felix!" sagte sein Vater warnend.
„Du hast dir eine Auszeit von mir genommen. Ich wollte nie, dass du gehst und alles alleine mit dir ausmachst. Du verkriechst dich und lässt mich alleine. Mich und unser Baby!" erwiderte ich bin auch etwas lauter. Dann war es ganz still am Tisch.
Man hörte nur mich und Felix leise schniefen. Wir hatten beide angefangen zu weinen.
Ich hielt diese Stille nicht aus, deshalb stand ich auf und zog mir meine Jacke wieder an.
„Kathi warte, wir können das vernünftig am Tisch klären" versuchte Heike mich aufzuhalten.
„Was soll das denn bringen? Solange Felix mich wegstößt, gibt es da nichts zu klären. Wir können nur gemeinsam eine Lösung finden oder ich eben für mich alleine" sagte ich und machte die Haustür auf.
Püppi, warte"

Switching Positions (Felix Lobrecht) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt