I get a little bit nervous

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Kapitel 4:
Als Felix und ich die erste Pause einlegten, ging es schon langsam an zu dämmern. Wir hatten und so in der Arbeit verloren, dass wir gar nicht gemerkt hatten, wie lange wir schon am Wohnzimmertisch gesessen hatten. Ich musste zugeben, dass ich Felix heute anders kennengelernt hatte. Keine dummen Sprüche, kein starrer Blick, sondern nur konzentrierte Arbeit.

Wir standen auf seiner Dachterrasse und zündeten uns eine Kippe an.
„Kathi ist doch bestimmt nicht dein richtiger Name wa?" fragte er in die Stille hinein.
„Nein, ich heiße eigentlich Katharina, aber das hört sich für mich immer so förmlich an. Deswegen Kathi. Oder einige meiner..... Bekannten aus Köln haben mich Katha genannt" bei der Bezeichnung von den Menschen aus meinem alten Leben kam ich kurz ins Stocken. Freunde wollte ich sie nicht nennen, denn das waren sie nicht.
„Wat ist dir denn lieber?" fragte er mich.
„Kathi. So stell ich mich auch bei anderen vor" antwortete ich. Er nickte und nahm einen kräftigen Zug von seiner Kippe.
„Ick weiß, dass ich Matze am Freitag jesagt habe, dass er dich mit seinen dummen Fragen in Ruhe lassen soll, aber mich interessiert schon, wat dich dazu bewegt hat, nach Berlin zu kommen" sagte er. Ich schaute ihn an.

„In erster Linie mein Hobby. Ich wollte schon immer meine Leidenschaft Bücher zu schreiben zum Beruf machen. Als ich den Vertrag in der Agentur vor ein paar Jahren unterschrieben habe, hab ich noch in Köln gewohnt. Musste dafür aber ziemlich oft nach Berlin, was echt genervt hat. Private Umstände haben mich vor einem halben Jahr dazu gebracht einfach meine Koffer zu packen und hierhin zu ziehen. Manchmal muss man seine gewohnte Umgebung verlassen, um seinen Traum zu leben." erzählte ich ihm.

„Wow, dit ist aber eine Herausforderung. Weiß ick ja selber. Dabei wirkst du immer so eingeschüchtert" sagte er.
Ich lachte „Das bin ich 80% der Zeit auch. Ich kann immer schlecht einordnen, was der gegenüber mir mit seiner Körpersprache sagen möchte. Ich bin sehr feinfühlig was das angeht. Deswegen kann ich mich so gut in meinen eigenen Büchern versinken" erwiderte ich. Sein Blick lag starr auf mir, als ich ihm in seine blauen Augen sah. Schnell blickte ich wieder weg und Felix lachte.
„So wie jetzt?" fragte er und grinste weiter.
„Jap, so wie jetzt. Das macht mich nervös"
„Dit hör ich öfters von den Weibern" antwortete er und wendete sein Blick nicht von mir ab.
„Das hab ich mir gedacht" sagte ich und lachte. Er schaute mich fragend an.
„Naja du bist schon eine Persönlichkeit, die einem mit seinem starren Blick verunsichern kann, weil man so gar nicht deuten kann, was du denkst" antwortete ich.
„Dit is gewollt Püppi. In meinen Kopf kommt man nicht so schnell" erwiderte er und zwinkert mir zu. Ich wurde rot.

Felix drückte seine Zigarette aus und ging wieder rein. Ich machte es ihm nach.
„Ick hab aber auch Kohldampf jetzt" sagte er „Du auch?" fragte er mich. Ich nickte.
Schließlich saßen wir einige Stunden über unseren Notizen und hatten nicht gegessen.
„Pizza?" fragte er mich und ich nickte wieder.
„Hast du deine Stimme verloren?" lachte er.
„Ja bitte Felix, ich möchte eine Pizza essen" antwortet ich und grinste ihn schief an.

Wir warteten eine halbe Stunde aufs Essen und hockten beide über unseren Handys. Lana und Ella hatten unsere Gruppe vollgespamt und malten sich die größten Dinge aus, was zwischen mir und Felix passiert sein könnte. Ich schrieb einfach nur zurück „entspannt euch mal, wir haben wirklich intensiv gearbeitet" und musste dabei grinsen.

Auch beim Essen sprachen wir nicht viel miteinander. Wir waren uns beide einig, dass es echt anstrengend war beim Essen zu reden.

„Dit hab ick gebraucht" sagte Felix, als er sich nach der Pizza auf sein Sofa fallen ließ. Ich stand einfach nur davor und überlegte, was ich jetzt tuen sollte. Irgendwie war es doch komisch, jetzt noch mit ihm auf dem Sofa zu chillen, oder? Schließlich waren wir so etwas wie Arbeitskollegen und ich war mir auch nicht sicher, ob Felix das überhaupt wollte. Als ich gerade bekannt geben wollte, dass ich mich auf dem Weg nach Hause machen würde, klingelte es.

Felix machte die Tür auf und Julian kam die Treppe hochgelaufen.
„Jo, Bruderherz allet klar?" fragte er und schlug Felix zur Begrüßung auf die Schulter. Bruderherz?
Felix musste meinen Blick gesehen haben „Ja Julian ist mein jüngerer Bruder. Sieht man dit nicht?" fragte er gespielt empört. Jetzt wo ich es wusste, sah man schon eine gewisse Ähnlichkeit, aber trotzdem waren sie zwei unterschiedliche Typen.
„Naja, also jetzt wo du es sagst, kann man es erahnen, aber ihr seid trotzdem ziemlich unterschiedlich" sprach ich meine vorherigen Gedanken aus. Die beiden lachten.
„Öhm ich mach mich jetzt auch auf den Weg. Es ist doch später geworden, als ich gedacht hatte. Wir treffen uns Donnerstag wieder, richtig?" versicherte ich mich nochmal.
„Ach schade, ick dachte ihr zwei erzählt mir noch, wie öde der Nachmittag war" lachte Julian.
„Samma, wat glaubst du denn? Dit war richtig gute Arbeit, wa?" wendete sich Felix an mich. Ich nickte.

                                            ~

Am nächsten Tag musste ich feststellen, dass Felix und seine Story mich in gewisser Weise inspiriert hatten. Ich konnte mich 3 Stunden an mein Buch setzten und war am Ende des Kapitels überrascht, was für eine Wendung das Buch nehmen würde. So eine kurze Blockade beim Schreiben hatte ich noch nie.

„Ich wollte dir kurz Danke sagen. Meine eigenen Schreibblockade hat gerade mal 3 Tage gedauert" schrieb ich Felix auf WhatsApp. Ich war mir sicher, dass keine Antwort kommen würde. Online. Stand bei ihm. Fuck

„Gerne Püppi, ich helfe immer wo ich kann ;)" antwortete er. War das jetzt flirty gemeint?
„Also wirklich überall. Meld dich einfach" alles klar. Ganz offensichtlich wurde ich gerade von Felix Lobrecht angeflirtet.

~

„Kannst du morgen gegen zwölf mir nochmal beim Ende des Kapitels helfen?" las ich auf den Bildschirm meines Handys.

Wir hatten Freitag. Felix und ich hatten uns gestern erneut getroffen und die ersten Kapitel seines Buches überarbeitet. Das hatte echt Zeit in Anspruch genommen und fertig geworden sind wir auch nicht.

Ich muss heute in der Bar arbeiten, aber das sollte ich hinbekommen. Bei dir oder bei mir?" schrieb ich. Schreibt.....
„So weit sind wir doch noch gar nicht ;) aber wenn es dir nichts ausmacht komme ich zu dir" antwortete er.
Da scheint jemand schon länger keinen Sex mehr gehabt zu haben, dachte ich. Für mich war die Situation komisch, weil ich nicht wusste wie ich persönlich darauf reagieren sollte. Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass ich das nicht wollte.
„Ich bin da ganz offen :)" schrieb ich zurück und ließ für ihn offen, was ich genau damit meinte.

Switching Positions (Felix Lobrecht) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt