Leipzig

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Kapitel 9:
In Leipzig angekommen parkte Julian das Auto in der Tiefgarage des Hotels. Mit dem Fahrstuhl fuhren wir in die Lobby und ich musste staunen. Es sah alles sehr neu und edel aus. Ich war noch nie in einem richtigen Hotel, meistens nur in Hostels. Julian holte unsere Schlüsselkarten und drückte sie uns in die Hand.
„Ick warte noch auf die anderen. Die verspäten sich ein bisschen hat Nadja mir gerade geschrieben" sagte Julian.
„Allet klar Bruderherz, dann fahren wir schonmal hoch" antwortete Felix und marschierte schon zum Fahrstuhl. Ich trottete hinterher.
„Bist ganz schön begeistert, wa" sagte er und ich nickte nur.
„Ich war noch nie in einem so teueren Hotel" gestand ich. „Noch nie?" fragte er unglaubwürdig.
„Ja, es gab nie den Anlass für eine Übernachtung im Hotel" lach ich und Felix grinste mich an.
„413...414... 415 hier ist mein Zimmer und deins ist..." sagte er und schaute auf meine Karte „direkt neben meins, wie praktisch" fügte er hinzu und zwinkerte mir zu.
„Dann laufen wir uns ja öfters über den Weg" grinste ich, er stieg mit ein.
„Ich hol dich in na Stunde ab Püppi, dann lernst du die anderen kennen" sprach Felix.
„Okey, dann bis gleich" antwortete ich und verschwand in mein Zimmer.

Dieser Kerl bringt mich um den Verstand. Ich war eigentlich gar nicht so, aber Felix machte Lust auf... mehr. Ich war mir jetzt schon sicher, dass ich ihm in einem schwachen Moment nicht widerstehen könnte. Dabei musste ich mich echt zusammen reißen, immerhin arbeitete ich für ihn.

Ich stellte meine Sachen auf mein Bett und holte meine Duschsachen aus dem Koffer. Ich wollte noch schnell unter die Dusche springen, bevor Felix mich abholen würde. Vorher beantwortet ich noch meine WhatsApp Nachrichten, da Ella und Lana natürlich wissen wollten, ob ich gut angekommen war.

Es klopfte. Ich hatte mich zum Glück gerade zu Ende angezogen und machte die Tür auf. Felix stand im Türrahmen angelehnt da. Auch er hatte sich nochmal angezogen und frisch gemacht. Sein Geruch stieg mir in die Nase und mir wurde kurz schwindelig. Er roch einfach zu gut.
„Hey, ich muss noch eben meine Schuhe anziehen. Komm doch eben rein" begrüßte ich ihn und hielt ihm die Tür auf.
„Du riechst gut" sagte er und schloss die Tür hinter sich.
„Dankeschön, du aber auch muss ich sagen" antwortete ich ehrlich.
„Dit is mein Parfüm. Ick hab wohl etwas viel aufgetragen. Scheint aber zu wirken" lachte er und ich grinste nur.

Zusammen fuhren wir wieder runter in die Lobby und ich sah schon einige Leute dort stehen. Unter anderem Becci und Julian, die ich direkt begrüßte. Felix lief auf jeden zu und begrüßte die Leute entweder mit einem Handschlag oder mit einer Umarmung.
„Ey jo, das ist Kathi. Sie hilft mir mit einem Buch und darin ist sie ziemlich gut" stellte er sich vor. Alle lachten, ich mit eingeschlossen.
Ich winkte einmal „Hallo ich bin Kathi und bin wohl gut in meinem Job" sagte ich und bekam ebenfalls ein Lachen als Antwort.
Es stellten sich Nadja, Kawus, Daniel, kinan, Belz, Marvin und Quynh bei mir vor. Mit Nadja verstand ich mich auf Anhieb gut und sie war froh, dass sie mit Becci mal nicht die einzige weibliche Person auf der Tour war. Soweit so gut.

Wir gingen bei einem italienischen Restaurant um die Ecke etwas essen. Felix daß mir gegenüber. Er starrte mich an. Erst versuchte ich dies zu ignorieren, aber meine Nervosität kam mir mal wieder in die Quere. Ich schaute zu ihm und blickte ihn fragend an.
„Allet jut?" versicherte er sich.
„Ja alles gut. Alle sind wirklich sehr nett" antwortete ich ihm und er zwinkerte mir zu. Grinsend senkte ich meinen Kopf und er strubbelte mir einmal durch meine Haare.
„Eyyy" beschwere ich mich, was ihn zum Lachen brachte.

„Ich wollte nochmal kurz was sagen" sagte Becci.
„Morgen haben wir alle einen straffen Zeitplan. Jeder kennt seine Aufgaben" fing sie an.
„Felix? Morgen um 10 Uhr, hast du mit Kathi 2 Stunden Zeit um an deinem Buch zu arbeiten. Danach ist soundcheck mit Kawus, Daniel, Kinan und dir" führte sie fort.
„10 Uhr? War so früh?" beschwerte er sich.
„Weil das sonst alle dahinten und vorne nicht passt" antwortete sie und wendete sich an die anderen.

Zurück im Hotel angekommen wollten alle zurück auf ihr Zimmer und die Ruhe vor dem Sturm genießen. Das konnte ich absolut nachvollziehen, denn ich konnte mir vorstellen, dass so eine Tour echt stressig sein konnte.
Ich legte mich in das große Bett und atmete einfach einmal durch. Ich konnte es nicht fassen, was gerade in meinem Leben abging.
Mein Handy meldete sich von meinem Nachttisch.
„Püppi, bist du noch wach?" schrieb Felix.
Hey, ja bin ich, wieso?" erwiderte ich. Darauf bekam ich keine Antwort mehr.
Es klopfte an meiner Zimmertür. Ok? Wer könnte dass sein? Überlegte ich und stand auf.

Als ich die Tür aufmachte, stand Felix vor der Tür. Ich hab nur ein t-Shirt an dachte ich und machte die Tür wieder etwas zu. Gleichzeitig zog ich mein weißes t-Shirt weiter nach unten, um es länger wirken zu lassen.
Felix grinste „Kann ick reinkommen?" fragte er.
„Ähm, ja warte ich zieh mir nur eben schnell eine Hose an" antwortete ich und lehnte die Tür an. Als ich in den Raum lief hörte ich die Tür schließen. Ich drehte mich um und sah Felix, der mich von oben bis unten musterte. Ich wurde rot und zog mir schnell meine kurze Shorts an.
„Was gibts?" fragte ich ihn.
„Mir war langweilig. Ick kann meinen Kopf nicht ausschalten wegen der Show morgen. Bin ganz schön nervös" gestand er und kratze sich am Kopf.
„Ick hatte gedacht, dass wir vielleicht noch ne Doku zusammen schauen könnten" fuhr er fort.

Irgendwie fand ich es süß, wie schüchtern er wurde.
„Ja können wir machen, wollte eh noch ein bisschen was schauen. Mir ist auch noch nicht nach schlafen. Setz dich doch" sagte ich und bat ihm den Platz neben mir auf meinem Bett an. Er zog sich die Schuhe aus und legte sich unter meine Decke. Dann herrschte stille.
„Wonach ist dir denn?" fragte ich.
„Ach ne Hitler Doku geht doch immer" grinste er und griff nach der Fernbedienung, um die Doku anzumachen, die er sehen wollte.

Nach einer halben Stunde merkte ich, wie ich immer müder wurde.
„Du kannst dich auch an mir anlehnen" sagte er.
Wie letztens auf meinem Sofa, lehnte ich meinen Kopf an seine Schulter. Dabei legte er den Arm um mich und fing an meinen Kopf zu kraulen. Ich sank immer mehr in seinen Arm und schlief schließlich ein.

Switching Positions (Felix Lobrecht) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt