Hallo Berlin

2.5K 17 0
                                    

Kapitel 1
Hi, ich bin Kathi, 25 Jahre alt und habe bis jetzt mein Leben absolut nicht im Griff. In Köln hatte ich zwar viele Freunde, fühlte mich dennoch niemanden so richtig nahe. Deshalb habe ich vor genau 5 Monaten und 10 Tagen meine Koffer gepackt und bin in die Hauptstadt gezogen. Ich muss zugeben: das hat mich viel Überwindung gekostet, da ich eigentlich ein Mensch war, der seine gewohnte Umgebung und die dazugehörigen Menschen brauchte. Aber niemand dieser Menschen brauchte mich: Fake Friends everywhere. Meine ehemals „Beste Freundin" (wie sie mich genannt hat) wusste genau, wie man meine Gutmütigkeit ausnutzen konnte und das habe ich lange genug mit mir machen lassen. Zu meinen Eltern und meinem großen Bruder hatte ich ein gutes Verhältnis. Sie haben meine überstürzte Entscheidung akzeptiert und versuchen mich in meinem Leben und meiner Leidenschaft zu unterstützen.

Ich war schon immer gut darin, mich in meinen eigenen Gedanken zu verirren und deswegen habe ich vor 2 Jahren mein Hobby zum Beruf gemacht: das Schreiben von Romanen. Angefangen hat das ganze mit einem Kinderbuch, dass ich mithilfe von meinem Verlag erfolgreich veröffentlichen konnte. Darauf folgten noch zwei Bücher dieser Art, doch auf die Dauer konnte mich das ganze nicht wirklich weiterbringen und glücklich machen. Daraufhin habe ich angefangen meine Gedanken in Romane zu verfassen, was für mich auch eine Art von Therapie ist. Die Protagonisten in den Büchern sind von mir ausgedachte Personen, die den Charakter meiner Wunschvorstellungen gleichen.

Bis jetzt konnte ich noch nicht so viel Geld damit verdienen, um mein Leben vollständig damit zu finanzieren, deshalb arbeite ich nebenbei in einer Bar und biete verschiedenen Schriftsteller/innen und die es mal werden möchten Co-Working an. D.h ich lese die Manuskripte der anderen durch und versuche ihnen mit meinen Ideen weiterzuhelfen. Bis jetzt konnte ich dieses Angebot schon drei Mal wahrnehmen und tatsächlich auch gut damit verdienen.

In den letzten 5 Monaten habe ich viele Menschen in Berlin kennengelernt. Zwei davon habe ich bereits in mein Herz geschlossen: Lana und Ella. Beide habe ich in der Bar kennengelernt, wo wir fast jedes Wochenende kellnern. Die beiden haben mir sofort das Gefühl einer richtigen Freundschaft gegeben, dass ich mit Leuten in Köln nach teilweise 10 Jahren nicht hatte.

Was ich an Berlin nicht mag? Das Wohnen. Eigentlich gehe ich hauptsächlich für meine Miete arbeiten. Bei den hohen Mietpreisen bleibt der Spaß manchmal auf der Strecke. Trotzdem lassen Ella, Lana und ich uns es nicht nehmen, selber durch Bars und Clubs zu ziehen, wenn wir mal frei hatten. Vor einer Woche bin ich in meine erste eigene Wohnung in Berlin gezogen. Ich wohne jetzt in einer kleinen 2-Zimmer Wohnung am Kotti. Vorher bin ich vorübergehend von meiner Airbnb Wohnung zu Lana gezogen, doch uns wurde schnell klar, dass wir zwar beste Freundinnen waren, aber nicht auf Dauer zusammen wohnen konnten. Aber das war ok.

~

Freitag: Mein Wecker klingelt wie jeden Morgen um 7:30 Uhr. Zeit fürs Frühstück und Fitnessstudio. Danach hatte ich noch etwas Zeit, um an meinen Buch zu schreiben, bevor ich ein Meeting mit meinem Verlag am Nachmittag hatte und zur Schicht in die „Three-Sixty" Bar musste. Nur leider heute eine Schicht ohne Ella. Die hatte sich heute morgen krank gemeldet.

Nach dem Sport fand ich keine Ruhe und innere Motivation um die richtigen Worte für das neue Kapitel zu finden. Meine momentan Schreibblockade schob meinen Veröffentlichungstermin rapide nach hinten. Darüber musste ich heute auch mit meiner Agentin Vivi sprechen.

Pünktlich um 15:30 Uhr saß ich im Büro. „Alles gut Kathi?" fragte mich Vivi, als sie den Raum betrat.
„Ja alles gut soweit, ich hab momentan aber irgendwie eine Blockade beim Schreiben. Da wollte ich auch noch mit dir drüber sprechen" erwidert ich „Kann das bis zum Schluss warten? Ich habe gute Neuigkeiten" sagte sie. Ich nickte.

„Wir, also eigentlich du, hast einen neuen Co-Working Auftrag und der hat es diesmal in sich. Den hab ich uns sofort an Land gezogen als der Müller und das auf den Tusch gelegt hat" Herr Paul Müller war Chef der Agentur, wurde von allen aber nur Müller genannt.
„Gott sei Dank. Ich kann ein bisschen Ablenkung von meinem Buch gebrauchen, um hinterher wieder mit neuen Ideen einsteigen zu können. Aber jetzt erzähl erstmal um was es sich handelt. Scheint groß zu sein, so wie du das erzählst" Vivi grinste.

„Du sollst Sir Felix Lobrecht bei seinem Buch helfen. Der steckt nämlich auch gerade in einer Blockade und sein Veröffentlichungsdatum ist schon in 5 Monaten" ich stockte. Felix Lobrecht? Ich wusste nichtmal das er vor hatte ein Buch zu veröffentlichen „Macht der nicht Comedy?" fragte ich sie.
„Ja schon, aber der schriebt gerade ein Roman und seine Agentin hat sich mit dem Müller in Verbindung gesetzt"

Natürlich kannte ich Felix Lobrecht. Ich lebte schließlich nicht hinterm Mond, dennoch hatte ich bis jetzt keinerlei Berührungspunkte mit ihm. Ich freut mich nur, dass ich eine kleine Pause mit meinem Roman einlegen konnte.

„Wann krieg ich das Manuskript zugeschickt?" fragte ich Vivi „Gar nicht" antwortete sie. Ich schaut sie verwirrend an „Das läuft diesmal anders. Müller möchte, dass du im engen Kontakt zu ihm stehst, d.h Seite an Seite mit ihm an seinem Buch arbeiten. Ich weiß das hast du noch nicht gemacht, aber eigentlich sollte es nicht anders sein als sonst. Montag haben wir zusammen ein Meeting, da werde die Einzelheiten besprochen. Da sind wir doch dabei, oder?" freute sie sich. Ich nickte. Auch wen ich innerlich am toben war. Ich war ein schüchterner Mensch, der oft nach außen unsicher wirkte. Darüber würde ich das ganze Wochenende noch grübeln.

~

Nach einer kurzen Dusche und einem Snack machte ich mich auf zur Arbeit. Lana wartete schon am Eingang auf mich. Angehetzt kam ich am Three-Sixty an „sorry, dass Meeting hat doch etwas länger gedauert" sagte ich.
„Kein Problem. Bin auch grad erst gekommen. Gibts was neues?" fragte sie mich.
Ich nickte „Ich komme ein bisschen aus meinem Trott raus und kann wieder für jemand anderes Ideen sammeln. Du wirst aber nicht glauben für wen"
„Ich bin ganz ehrlich, keine Ahnung. Ich komm eh nicht drauf" lachte Lana. Ich stieg mit ein „Für Felix Lobrecht" sagte ich direkt. Sie machte große Augen „Jetzt echt? Der schreibt ein Buch? Ich dachte der macht Comedy" „Ja das hab ich Vivi auch gesagt, aber der schreibt wohl ein Roman".
Lana schaute nach oben „Der ist schon heiß" sagte sie aus dem nichts.
„Das kann er ja auch ruhig sein. Ich denke eher daran, dass ich mit ihm präsent arbeit muss. Also nicht von zu Hause aus, sondern irgendwo mit ihm Seite an Seite" erwiderte ich „Ohaaa" sagte Lana „da bin ich wirklich neidisch auf dich. Den würde ich mit Sixherheit nicht von der Bettkante schubsen" lachend ging wir beide rein und machten uns für die Schicht fertig.

Switching Positions (Felix Lobrecht) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt