Prisoner

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Kapitel 47:
Ich schreckte aus meinem Schlaf hoch, als das Handy neben mir anfing zu vibrieren.
Der erste Blick auf die Uhr verriet mir, dass es 3:54 Uhr war. Der zweite Blick lag auf der andere Bettseite, die immer noch leer war.
Julian" stand auf dem Display.

K: „Hallo?"
J: „Ehm Kathi? Hier ist Julian"
K: „Ja hab ich gesehen, was ist los? Wo ist Felix?"
J: „Ehm bitte reg dich jetzt nicht auf" sagte er.
K: „Julian? Was ist mit Felix?"  ich saß kerzengerade im Bett.
J: „Eventuell hat der sich geprügelt und verbringt wegen seinem hohen Alkoholpegel die Nacht auf der Polizeistation?" es hörte sich eher an wie eine Frage, als eine Aussage.
K: „Du verascht mich oder?"  ich fasste mir an die Stirn.
J: „Leider nicht"  seufzte er.
K: „Kann man euch nicht einmal alleine lassen? Was ist passiert?"
J: „Es war eigentlich überhaupt nichts schlimmes. Der Typ hat Felix angerempelt und es rede Meinung, Felix hätte ihn angerempelt. Dann haben die sich gegenseitig hochgeschaukelt und ja.... Dann eben geprügelt. Einer hat die Polizei gerufen"
K: „Wer hat angefangen?"
J: „Der andere Typ hat den ersten Schlag gesetzt und dann sind bei Felix die Sicherungen durchgebrannt"
K: „Na wenigstens hat er nicht angefangen..., und was machen wir jetzt?"
J: „Naja, also Fränkie konnte ich nicht erreichen, aber die würden den rauslassen, wenn jemand aus der Familie ihn abholt. Der nüchtern ist"
K: „offiziell gehöre ich aber noch nicht zur Familie" erklärte ich.
J: „Denk dir was aus. Nehm einen Ring aus Felix Schatulle und sag du bist seine Verlobte. Bitte Kathi. Der ist total fertig. Der sitzt seit einer halben Stunde in Handschellen auf dem Stuhl und ist am heulen wie ein Schlosshund. Und er hat schon mindestens 5 mal nach dir gefragt."
K: „Ich komme. Schick mir die Adresse"  seufzte ich und legte auf.

Neben der Wut, machte ich mir auch unglaubliche Sorgen, wenn er so fertig war. Ich wusste nicht, in welchem Zustand er sich befinden würde.

Felix POV:
Es war ein lustiger Abend. Die Stimmung war aufgeschlossen und es floss eine Menge Alkohol. Ich versuchte mich trotzdem am Riemen zu reißen, weil ich wusste, dass Kathi alleine zu Hause war und ich mit klarem Verstand zu ihr fahren wollte, wenn etwas passieren würde. Das hieß aber nicht, dass ich nicht betrunken war.
„Dicker hauen wir gleich ab? Ick will kathi nüscht die ganze Nacht alleine lassen" sagte ich zu Julian.
„Bro hör mal, ick glob deine Püppi schläft schon. Die merkt nüscht, wenn du ne Stunde später nach Hause gehst" antwortete Julian und klopfte mir auf die Schulter.
„Ne Man, ick hol mir jetzt nen Taxi" ich war genervt von Julian. Er hob die Hände.
„Kein Stress Loverboy, komm wir holen unsere Jacken" knickte er ein und auf dem Weg zum Ausgang holten wir unsere Jacke.
Es standen noch einige Leute vor dem Club.
Ich drehte mich zur Seite und wollte ein Taxi rufen, als ein Typ in mich reinrannte.
„Kannst du nicht aufpassen?" schrie dieser mich an. Ich konnte seinen Alkoholpegel förmlich riechen. Ich hob die Hände.
„Sorry man" sagte ich nur und drehte mich von ihm weg.
„Was willst du denn?" fragte er mich, offensichtlich war er auf Streit aus.
„Man verpiss dich jetzt" erwiderte ich genervt.
„Pass auf Du kleiner Bastard" sagte er und kam näher zu mir.
„Ist doch gut jetzt, stell dich mal in die Schlange an und lass mich in Ruhe" antwortete ich.
Er schubste mich ein Stück nach hinten.
Ich baute mich vor ihm auf.
„Was ist dein Problem alter?" fragte ich. Julian zog mich an der Schulter ein Stück zurück.
„Lass Felix" sagte er.
„Ick hab doch gar nüschts gemacht" verteidigte ich mich.
„Ja, ick weiß, aber der is übelst besoffen. Lass" sagte Julian.
Ich drehte mich nochmal zu dem Typen, der immer noch sehr nah bei mir stand und bekam schon den ersten Schlag ins Gesicht.
„ALTER" schrie Julian und wollte dazwischen gehen, da holte ich schon aus und schlug dem Unbekannten Typen mit der Faust auf die Nase.
„Meine Nase du Hurensohn" schrie dieser.
Es flogen die Fäuste hin und her. Ich bekam zwar auch ordentlich etwas ab, dennoch war ich in dem Gefecht der stärkere.
„Polizei..... auseinander" hörte ich hinter mir und etliche Polizeibeamten stürmten auf uns zu.
Ich konnte gar nicht richtig reagieren, da drückte mich ein Polizist auf den Boden.
„Der hat mir die Nase gebrochen" schrie der Typ. Aus Erfahrung wusste ich, dass es besser war, einfach gar nichts zu sagen.
Während der andere sich gegen die Maßnahmen der Beamten wehrte, ließ ich mir widerstandslos die Handschellen anlegen.
„Dit is mein Bruder" hörte ich Julian sagen.
„Haben sie beide ihren Personalausweis dabei?" fragte die Polizistin. Ich nickte.
„In meener Hosentasche" sagte ich.
Julian zog mein Portmonee aus meiner Arschtasche und übergab beide Ausweise an die Beamtin. Über ihr Funkgerät fragte sie die nötigen Informationen ab. Einen Moment wer es ganz ruhig.
„Beide auffällig wegen Körperverletzung" sagte die Beamtin.
„Dit is mindestens 10 Jahre her" rief ich aufgebracht.
„Sie sind jetzt mal ruhig" fuhr der Beamte mich an.
„Wir nehmen sie jetzt erstmal mit. Sie können auf der Wache jemanden anrufen" erklärte er mir.
Julian und ich nahmen beide auf der Rückbank Platz. Ich immer noch in Handschellen.
„Man alter, musste das sein?" fuhr mich Julian an.
„Dicker halt einfach den Mund" sagte ich angepisst.
„Ick ruf Fränkie an" erwiderte Julian.
„Dit lässt du mal schön sein. Der kriegt nen Herzinfarkt" antwortete ich.
„Die lassen dich mit Sicherheit nicht raus. Wat willst du Kathi sagen?" fragte er mich.
Scheiße, Kathi! Meine schwangere Freundin sitzt zu Hause, während der Vater ihres Kindes sich volllaufen lässt und in eine Schlägerei verwickelt wird.
„Nüschst!" antwortete ich nur.
„Felix! Du siehst aus, als hättest du bei einem Boxtunier teilgenommen. Du kannst ihr nüscht sagen, dass dit nüschst ist!" erwiderte er.
Ich wusste, dass er recht hatte.

Kathi:

Julian schickte mir die Adresse. Ich griff mir die Schlüssel vom Mercedes und machte mich auf dem Weg.
Es dauerte eine Weile, bis ich bei der Polizei ankam. Julian stand davor und war beim telefonieren am rauchen. Er legte auf, als er mich sah.
„Ob Felix das so jut findet, wenn du mit dem Auto fährst" lachte er mich an nahm mich mich fest in den Arm.
„Felix sollte den Mund halten" antwortete ich grinsend.
„Dann zeig mir mal, wo mein Schluckspecht steckt" fügte ich hinzu.
Ich folgte Julian in die große Polizeiwache, die für die Uhrzeit sehr voll war.
„Hallo, eh ich bin wegen Felix Lobrecht hier. Ich bin deine Verlobte. Sein Bruder hat mich angerufen" stellte ich mich vorne vor.
Die etwas ältere Dame schaute mich von der Seite an. Als ihre Augen an mir herunterschauten und an meinem Bauch hängen blieb, wurde ihre Miene etwas sanfter.
„Aber natürlich Schätzchen. Den Gang runter und dann links. Dort sitzt der junge Mann auf der Bank. Er ist ziemlich fertig" antwortet sie mir.
„Dankeschön, eh kann ich ihn dann mit nach Hause nehmen?" fragte ich sie.
„Ja, aber melden sie sich nochmal kurz bei mir" sagte sie und ich nickte lächelnd.

Ich folgte ihrer Beschreibung und sah Felix mit den Händen an seinem Kopf gestützt auf der Bank sitzen.
„Was machst du nur für Sachen" sagte ich in den Raum hinein.
Sein Kopf schnellte nach oben und seine Augen fingen an zu leuchten , als er mich sah. Direkt liefen ihm die Tränen übers Gesicht.
„Püppi, ick wollte nüscht..." fing er an zu sprechen, aber ich schüttelte nur den Kopf und nahm ihn direkt in den Arm. Er sackte zusammen und weinte wie ein Schlosshund.
Ich strich ihm nur über den Rücken und versuchte ihn zu beruhigen.
Nach einer Weile drückte ich ihn von mir und schaute in sein schönes Gesicht, was mit Blutergüssen überseht war.
Vorsichtig fuhr ich mit meinen Daumen über seine aufgeplatzte Lippe.
„Ick bin ein Versager" sagte er.
„Sag sowas nicht über dich! Ich bin mir sicher, es gibt eine Erklärung dafür" antwortete ich.
„Ick hab dich nüscht verdient. Du stehst hier, musst mich bei der Polizei abholen weil ich mich geprügelt habe und bist nichtmal sauer" erwiderte er.
„Doch, ich bin sauer. Sehr sogar, aber dass ist jetzt nicht der richtige Zeitpunkt dafür. Du bist betrunken und aufgelöst. Wir fahren jetzt nach Hause und morgen erklärst du mir in Ruhe, was passiert ist" sagte ich und er nickte.
Ich lächelte ihn leicht an und nahm seine Hand.
Die Frau an dem Empfang lächelte.
„Na junger Mann, ich hoffe, dass wir uns so schnell nicht wiedersehen werden. Tuen sie das ihrer Freundin nicht nochmal an. So ein liebes und hübsches Ding" sagte sie.
Felix schaute beschämt zu Boden und nickte.
„Nach den Feiertagen kriegen sie einen Brief mit einer Vorladung" erklärte sie.
„Danke. Eine gute Schicht noch" verabschiedete ich mich.
„Danke liebes. Kommt gut nach Hause" antwortete sie. So eine liebe Frau.

Julian stand auf, als er uns beiden sah. Felix Blick war so emotionslos und gleichzeitig traurig, dass ich auf der Stelle hätte weinen können. Er schaute durch Julian durch und seine Fragen schien gar nicht bei ihm anzukommen.
„Felix?" fragte ich vorsichtig. Er schaute mir direkt in die Augen.
„Julian möchte wissen, wie es dir geht"  fragte ich ihn.
„Ich weiß es nicht" berlinerte er zum ersten Mal in unserer Beziehung nicht.
„Komm ich bring uns nach Hause" sagte ich sowohl zu Julian, als auch zu Felix, der Immer noch meine Hand ganz feste hielt.
Während der Autofahrt war es ganz still. Felix hatte derweil seine Hand auf meinen Oberschenkel gelegt. Ich hatte das Gefühl, dass er einfach in meiner Nähe sein musste.

Julian wollte bei uns schlafen. Er hatte ein ungutes Gefühl dabei, seinen Bruder alleine zu lassen.
„Ich bezieh noch schnell dein Bett" sagte ich zu Julian, als er sich auf das Gästebett niederließ.
„Du spinnst ja wohl. Du gehst jetzt zu Felix. Ick komm schon klar" antwortete er.
„Nagut, Schlaf gut Jule" erwiderte ich.
„Gute Nacht Kathi und danke" sagte er und ich lächelte ihn leicht an.
Als ich ins Schlafzimmer kam, lag felix schon fertig ausgezogen im Bett.
Ich blieb im Türrahmen stehen und betrachtete ihn für eine Sekunde.
Er sah fertig und müde aus.
„Kannst du mich in den Arm nehmen?" fragte er mich, wie ein kleines Kind und ich sah seine Unterlippe beben.
„Aber natürlich" antwortete ich sanft und stieg schnell neben ihn ins Bett.
Er kuschelte sich direkt an mich und legte seine Hand an meinen Bauch.
Ich strich ihm durch die Haare und küsste immer wieder seine Stirn.
„Ich wollte dich nüscht enttäuschen" fing er an.
„Shhhh... ich weiß das Felix. Wir sprechen da später drüber. Du musst ganz dringend etwas schlafen" antwortete ich.
„Bleibst du bei mir?" fragte er mich.
Ich bleib immer bei dir"

Switching Positions (Felix Lobrecht) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt