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  In jeder Geschichte gibt es einen Helden

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  In jeder Geschichte gibt es einen Helden.

Einen Helden, für den die Menge applaudiert, für den die Leute weinen, für den sie lachen.

Einen Helden, der nach ihren Vorstellungen lebt, der das Gute in anderen Menschen sieht und der niemals auch nur dazu fähig wäre, etwas anderes zu sein als eben dieser Held, zu dem alle aufschauen.

Bisher war ich eine Heldin, eine Figur aus Fleisch und Blut, in die man all seine Hoffnungen legt, der man zujubelt und mit der man mitfiebert.

Bisher war ich die Gute in dieser Geschichte.

Aber was geschieht mit einem Helden, wenn er bereit ist, schreckliche Dinge zu tun, die ein Mensch niemals auch nur in Erwägung ziehen sollte?

Was wird aus ihm, wenn er verletzt? Wenn er foltert? Wenn er tötet?

Wenn er es macht, weil es keinen anderen Ausweg gibt, weil es die einzige Möglichkeit ist oder weil er dazu gezwungen wird, dann ist er immer noch der Held, den die Leute in ihm sehen wollen.

Dieser leichte Funke des Guten in einer Welt aus Schatten und Dunkelheit.

Aber wenn er es macht, weil er es will.

Weil es ihm Spaß macht.

Dann wird er zu einem Schurken, auch wenn er seine Tat irgendwie rechtfertigt, irgendwie begründet.

Dann überschreitet er diese eine Grenze zwischen Hell und Dunkel, zwischen Licht und Schatten, die niemand jemals überschreiten sollte.

Dann betritt er den Weg, von dem es kein Zurück mehr gibt, kein Entkommen.

Ich wusste, dass ich diese Grenze nicht überschreiten, diesen Weg nicht betreten sollte. Dass ich eine Heldin sein sollte wie die Welt es von mir erwartete.

Aber in mir floss Wut, floss Zorn und floss Hass, der meine Adern verbrannte, verbrannte, verbrannte, bis nur noch Asche übrig war.

Ich sah nur Rot, nur Schwarz, nur Blut und Knochen, nur Schmerz und Gewalt.

Ihn töten.

Das würde ein Held jetzt machen.

Ihn schnell und einfach töten, ohne ihn lange leiden zu lassen.

Das wäre für einen Helden genug.

Aber das Blut, der Schmerz, die Gewalt...

Ich war kein Held mehr.

Ich war die Kaiserin der Wut und ich wollte kein verdammter Held mehr sein.

Nicht hier.

Nicht heute.

Vielleicht nie mehr.

Ich wusste, dass es falsch war, was in meinem Kopf herumschwirrte, was meine Gedanken verknotete wie eine böse, fremde Macht.

MIRROR ~ what you really fearWo Geschichten leben. Entdecke jetzt