Ich rannte durch die Stadt.
Mit jedem Schritt, mit jedem Atemzug hallte der Plan in meinem Kopf wider wie ein Fluch.
Nachdem der Jähzorn für immer besiegt war, hatten wir uns nicht viel Zeit gelassen.
In Akar gab es immer noch sechs weitere Damen des Todes, die ihr Unwesen trieben und die Stadt zu einer Ruine machen würden, wenn niemand sie aufhielt.
Wenn wir sie nicht aufhielten.
Wir waren uns schnell einig gewesen: Als Anführerinnen der königlichen Garde und Armee, war es meine und Cassandras Pflicht, die Stadt vor diesen Bedrohungen zu verteidigen. Es war außer Frage gewesen, dass Lyane, Calin und Ivory uns helfen würden.
Also hatten wir das getan, was in allen Horrorszenarien, vielleicht sogar in allen Szenarien immer schieflief.
Wir hatten uns aufgeteilt.
Ich bog um eine Ecke und rannte die nächste Straße entlang, beschleunigte mit jedem Atemzug meine Schritte.
Je schneller ich ankam, desto mehr Zerstörung und Verwüstung konnte ich vielleicht verhindern.
Ich ging ein weiteres Mal die Details durch, die sich schließlich zu einer großen Rettungsaktion verbinden würden.
Superbia, der Hochmut; Avaritia, die Habsucht; Luxuria, die Wollust; Ira, der Jähzorn; Gula, die Völlerei; Invidia, der Neid; Acedia, die Faulheit.
Die sieben Todsünden.
Die Damen des Todes.
Da die Ira bereits tot und begraben war, blieben also sechs weitere Statuen übrig, die mithilfe von Ryns Macht zum Leben erweckt worden waren.
Sechs Statuen, die alle auf unterschiedliche Weise besiegt werden konnten.
Ich hatte Marlons letzte Worte und die Wahrheit, die darin mitgeschwungen war, nicht vergessen.
Du hast in all deinem Jähzorn vergessen...
In all deinem Jähzorn.
Es war eigentlich einfach gewesen, die anderen von meinem Plan zu überzeugen. Von Marlons Plan.
Die Damen des Todes mochten zwar zehn Meter groß sein und mit Waffen ausgestattet, die wir uns nicht einmal vorstellen konnten.
Aber sie hatten eine Schwäche.
Eine riesige Schwäche, die für jeden aufmerksamen Beobachter offensichtlich war.
Sie waren zum Leben erweckte Sünden.
Es war also ziemlich einfach gewesen, uns für jede Statue eine andere Strategie auszusuchen, mit der wir sie überlisten und schließlich töten könnten.
Ich las eines der alten, rostigen Straßenschilder, die diesen Teil der Stadt an jeder Ecke säumten, und rannte schließlich weiter in Richtung meines Ziels.
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MIRROR ~ what you really fear
Fantasía"Wenn du in den Spiegel siehst, hast du dann Angst, dass jeder Atemzug dein letzter sein könnte? Dass jeder Schritt in den Abgrund führen könnte? Dass jede noch so unwichtige Entscheidung das Leben deiner Freunde beenden könnte?" verliebt - verlobt...