Ich hatte meine Entscheidung bereits getroffen, als ich aufwachte.
Es fühlte sich an wie eine schwere Last, die von meinen Schultern abgefallen war und ich wusste sofort, dass ich die richtige Wahl getroffen hatte.
Auch wenn es sehr riskant und noch viel egoistischer war.
Die Konsequenzen, die aus diesem einen Moment entstehen konnten...
Ich beschloss, keinen weiteren Gedanken mehr daran zu verschwenden, um nicht noch stundenlang darüber nachzugrübeln.
Andernfalls würde ich mich noch eintausendmal umentscheiden.
Mein Entschluss war gefallen und jetzt wollte ich mich nur noch ablenken, bis Kaya irgendwann im Laufe des Tages ihren Auftritt hinlegen würde, um sich erneut an meiner Verzweiflung zu amüsieren.
Aber ich würde kalt wie Eis sein, wenn ich der Geisterassassinin gegenübertrat, und ihr nicht den kleinsten Funken der Genugtuung gönnen, die sie in ihrem finsteren Herzen verspüren wollte.
An meiner Meinung war nichts zu ändern, auch wenn es mir am Ende das Herz zerreißen und das Leben erschweren würde.
Uns allen.
Aber zu meinem großen Glück nahm Cassandra mich an diesem Tag mit zu ihrem täglichen Training mit den neuen Wachen und ich bekam den Kopf frei von schweren Entscheidungen, angsteinflößenden Königen und mörderischen grauen Damen.
Zumindest für diesen einen kurzen Moment des Friedens.
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Die Kandidaten, die wir beim Cyrinnion ausgewählt hatten, schafften es sofort, mich zu beeindrucken.
Die gesamte Trainingshalle war gefüllt mit hunderten von Kriegern, die an Holzpuppen übten oder gegeneinander in den Ring traten, um ihre Kräfte, Fähigkeiten und Reflexe zu testen.
Die vielen Waffen, die normalerweise die Ständer an einer Wand schmückten, wurden von schwitzigen Händen durch die Luft gewirbelt oder funkelten ruhend in schwarzen Scheiden an ledernen Gürteln.
Die Waffenständer waren bis auf ein paar Dolche und Messer, sowie einige wenige Schwerter und Kampfstäbe kahl wie ein Skelett, das von Hyänen abgenagt worden war, welche nicht den kleinsten Brocken Fleisch an den Knochen ließen.
Ich unterhielt mich kurz mit einer Soldatin, die in der Nähe des Eingangs zur Trainingshalle stand und bat sie darum, mich über die Fortschritte, die sie in den letzten beiden Wochen gemacht hatte, zu informieren, bevor ich dasselbe bei verschiedenen anderen neuen Wachen tat.
Cassandra begleitete mich schweigend und hörte zu, wie ich mir die Eindrücke und Erfahrungen der jungen Krieger anhörte und meist in einer stummen Antwort nickte.
Es gab nur wenige unter ihnen, die nicht mindestens einen befriedigenden Fortschritt gemacht hatten, seitdem sie im Palast mit den anderen Auserwählten trainierten und ich konnte schon die ersten Anzeichen von Freundschaft erkennen, die sich unter den Kollegen zu formen begann.
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MIRROR ~ what you really fear
Fantastik"Wenn du in den Spiegel siehst, hast du dann Angst, dass jeder Atemzug dein letzter sein könnte? Dass jeder Schritt in den Abgrund führen könnte? Dass jede noch so unwichtige Entscheidung das Leben deiner Freunde beenden könnte?" verliebt - verlobt...