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L U C I A N A

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L U C I A N A

Natürlich besitzt Sandro mehrere Sportwagen in verschiedenen Farben, Modellen und Marken. Er hat mich in eine Garage geführt mit glänzenden und teueren Autos. Die Garage ist so groß wie mein Haus, wenn nicht sogar größer.

Für ihn ist das aber normal, weshalb er meinen verstörten Blick nicht bemerkt. Für mich ist es nicht normal so viel Auswahl an Autos zu haben, aber es sollte mich nicht wundern, denn Heute morgen habe ich ihm einen Teller vor die Nase gestellt, genau weil er so reich ist. Weil er es kann.

Er steuert auf einen schwarzen Ferrari zu und ich folge ihm brav. Typisch Italienisch.

Dann drückt er einen Knopf und die Türen öffnen sich nach oben, weshalb ich erschrocken zusammen zucke. Etwas unbeholfen setze ich mich in das tiefe Auto und dann schließen sich die Türen auch automatisch. Unbemerkt schnalle ich mich sicherheitshalber an, man kann nämlich nie wissen.

Sandro startet den Motor und sofort brummt es laut. Meine Haare sind bereits durch die Hitze ein wenig getrocknet. Ich liebe den Sommer. Ich liebe es, wenn es so warm ist das man ersticken könnte. Das liebe ich an Palermo. Die Sommernächte. Die Sommerpartys und vor allem den Strand. Das Meer. Das helle Meer was eher Amayas Augen ähnelt, als Sandros. Das Meer im Winter erinnert mich eher an Sandros Augen.

"Wohin musst du?" fragt er mich nun und sieht zu mir. Mit einer Hand hält er gelassen das Lenkrad und seinen anderen Arm lehnt er ans Fenster.

Ich nenne ihm die Straße, an der mein Vater wohnt. Balero ist ein armes Viertel in Palermo. Dort wimmelt es nur von Drogen und Kriminellen, doch ich bin abgehärtet. Ich bin dort groß geworden und kenne bereits alle gefährlichen und alle sicheren Gassen.

Es blitzt für eine Sekunde in seinem blau, denn auch Sandro weiß ganz genau wie es in Balero ist.

"Du wohnst in Balero?" fragt er nun und Unglaube liegt auf seiner Stimme.

"Ja." antworte ich ihm ehrlich. Ich schäme mich nicht für meine Herkunft. Dort bin ich groß geworden und zu dieser Frau hier geworden. Klar, hänge ich an meiner Uni nicht an die große Glocke das ich aus Balero bin. Sonst würden mich viele mit anderen Augen sehen. Sie würden denken ich klaue oder nehme Drogen. Das ist auch einer der Gründe weshalb ich lieber im Studentenheim leben, als Zuhause. Wegen den Feiertagen ist die Uni geschlossen was mich nun zu meinem Vater führt, da meine Mutter fast bei den Salvatores lebt.

Komplizierte Sache.

Den Rest der fahrt schweigen wir, was ich ausnahmsweise gut finde, denn immer wenn ich weiß das ich gleich bei meinem Vater bin verkrampft sich alles in mir.

Sandro fährt schnell durch die Straßen wie als würden sie ihm gehören und ich versuche mich nicht von seiner Schönheit abzulenken. Wie immer muss ich mich mental darauf vorbeireite, wenn ich zu meinem Vater gehe. Denn es wird ganz und gar nicht schön.

Sobald wir in dem Viertel ankommen, wird dem Auto hinterher gestarrt und ich versteife mich um einiges. Sandro scheint das alles nicht zu berühren. Er flucht auf italienisch, als ein Ball vor sein Auto rollt. Er bremst ungeduldig und das Kind schnappt sich schnell den Ball, bevor es wieder zu seinen Freunden rennt.

"Alles in Ordnung?." brummt er nun genervt und mein Gesicht schallt zu ihm.

"Wieso fragst du?" hektisch sehe ich zu ihm und er hebt auffordernd seine Augenbraun.

"Du bist so angespannt. Man sieht dir schnell an was du fühlst Luciana." erklärt er nun ernst und ich lasse seine Worte in mich sacken. Ich ignoriere das er meinen Namen so perfekt ausspricht. So perfekt.

"Ich habe es nicht nötig meine Gefühle zu verstecken." erwidere ich mit einem Schlag und er sieht immer noch konzentrieren zu mir. So wie als würde er in seinem Kopf etwas berechnen. Obwohl er hier das verschlossene Buch ist.

"Sehr mutig." kommentiert er bloß unbeeindruckt und ich schlucke hart. Das er mich so durcheinander bringt, gefällt mir gar nicht.

"Dir sieht man wirklich nichts an." rutscht es mir aus und er sieht von der Straße wieder zu mir.

"Ist auch besser so." meint er und sieht dann wieder gelangweilt auf die Straße. Er strahlt diese abweisende Art aus, das ihn nichts beeindrucken könnte. Das komplette Gegenteil von mir.

Sobald ich das Haus meines Vaters erkenne, atme ich laut aus.

"Hier passt es."

Er stoppt den Wagen und ich schnalle mich ab.

"Danke fürs fahren." erwähne ich ehrlich und sehe noch einmal zu ihm. Er erwidert meinen Blick und ich halte für einen Moment die Luft an.

"Gerne Luciana."

Seine Worte reißen mich wieder völlig aus der Bahn und ich kann nicht anders als aus dem Auto zu steigen. Mit wackeligen Beinen bücke ich mich runter zu ihm.

"Ciao Sandro."

Ich traue mich endlich seinen Namen zu sagen und er nickt bloß, bevor er mit einem lauten krach davon fährt. Verwundert sehe ich ihm noch einige Sekunden hinterher und dann fällt mir wieder ein, das ich meinen Vater ja besuche.

Fest beiße ich meine Zähne aufeinander und steuer auf das Haus meiner Kindheit hinzu. Die alten Treppen der Veranda knacken und quieken, wie immer. Alles ist wie immer.

Wie fucking immer.

 Bad Rosita Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt