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L U C I A N A

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L U C I A N A

Immer wieder atme ich panisch ein und aus. Ein und aus. Ein. Aus. Einatmen. Ausatmen. Atmen Luciana! Atme!

Mit zittrigen Fingern greife ich nach meiner Kleidung und stopfe sie in einen Beutel. Ich weiß nicht was ich hier tue oder was genau mein Plan ist. Ich habe keinen Plan. Ich habe nie einen Plan gebraucht, weshalb ich einfach tun werde.

Ich packe meine Sachen. Sachen die nichtmal richtig mir gehören. Ich weiß nichtmal was genau ich da einpacke, doch das ist mir Egal.

Mr. Salvatore hat mit mir gesprochen. Ich darf Adonis nicht verlassen. Ich muss hier bleiben. Ich muss ihm verzeihen und darf nicht so ein Drama daraus machen das er mich geschlagen hat. Sowas sei total normal in der Ehe. Adonis ist nunmal ein impulsiver Mann der manchmal ausrastet. Als seine Frau sollte ich ihn versuchen zu beruhigen und ihm lieber keinen Grund geben auszurasten. Ich sollte mich ihm fügen und ihm einfach nicht widersprechen. Seine Meinung soll zu meiner Meinung werden. Ich soll das tuen was er verlangt und so werden wie er mich braucht. Ich soll mich verbiegen bis er zufrieden mit mir ist. Wenn er glücklich ist, soll ich es auch sein. Schließlich werde ich später die Mutter seiner Kinder. Ich werde Salvatore Erben auf die Welt setzen und die müssen eine vorbildliche Mutter haben. Ein perfekte Ehefrau soll ich spielen.

Doch da hat sich Mr. Salvatore die falsche ausgesucht. So bin ich nicht und so kann ich niemals werden.

ICH DREHE NÄMLICH GLEICH DURCH.

Mein Herz rast schnell gegen meine Brust und mein Hals schnurrt sich immer enger.

Gerade als ich chaotisch das Zimmer verlassen möchte, fällt mir ein das ich gar kein Geld habe. Ich greife zu der Schublade in der wahlloser Schmuck liegt. Mein Gewissen blockiert mich wieder und meine Unschuld lässt mich zögern. Ich kann das doch jetzt nicht einfach klauen oder? Das ist falsch. Sehr falsch sogar, doch wenn ich auf der Straße bin brauche ich Geld für ein Hotel. Zögernd stecke ich nur eine schwere Goldkette ein und den Rest lasse ich liegen.

Ich muss hier weg. Undzwar so schnell wie möglich muss ich diese Villa verlassen und kann nie wieder zurück kehren. Ich kann nicht mehr hier bleiben. Ich kann niemals Adonis heiraten. Dann soll ich auch noch Mutter werden. MUTTER?! Ich kann immer noch nicht fassen was Mr. Salvatore von mir verlangt. Er hat das alles mit einem Mal runter gerattert und hat das total ernst gemeint. Er hat keinen Widerspruch geduldet und mich wundert es nicht mehr woher das Adonis alles hat.

Ich bin für das alles niemals gemacht.

Vorsichtig reiße ich die Zimmertür auf und sehe den Flur nach Bodyguards ab. Ich bin froh darüber als der Flur leer ist. Mit leisen Schritten schleiche ich mich die Treppe runter und versuche kein Lärm zu machen. Mich darf bloß niemand bemerken. Das wird hoffentlich nicht so schwer.

Im schlimmsten Fall begegne ich Sandro oder Adonis. Die beiden würden mich hier für immer einsperren und nie wieder ans Tageslicht lassen. Vor allem Sandro hat mich enttäuscht. Ich dachte er würde seinen Vater überreden mich gehen zu lassen, doch nach dem Gespräch mit seinem Vater scheint es mir so als wäre Sandro eher dafür das ich seinen Bruder heirate.

Das ist doch alles krank!

Genauso wie Amaya die immer noch versucht ihren Bruder gut zu reden. Ich durfte kein schlechtes Wort über Adonis verlieren, obwohl er mich geschlagen hat. Sie war davon überzeugt das es bloß an den Drogen und der Wut lag.

HALLO!? Ab da hab ich dann den Verstand verloren. Das kann doch alles nur ein Alptraum sein. Ich wünschte es wäre bloß ein Traum. Jeder der in dieser Villa lebt, hat eindeutig seinen Verstand verloren. Wirklich. Alle. Jeder Einzelne.

Ungeduldig reiße ich die Eingangstür auf und trete nach draußen. Sobald ich die Treppen runter bin, beginne ich zu rennen. Denn ich bin auf der Flucht vor den Salvatores. Ich stocke panisch als ich Sergio den Bodyguard sehe. Er hält ebenfalls inne und sieht zu mir. Ich halte die Luft an und mein Herz steht still.

"Bitte." flehend sehe ich zu ihm und er starrt mir in die Augen. Sein hartes braun trifft auf meins und ich sehe ungeduldig zu ihm.

"Ich geb dir drei Minuten bevor ich Mister Salvatore bescheid gebe." brummt er abgestumpft und ich atme erleichtert aus.

"Danke." ich sehe nochmal dankend zu ihm und er nickt bloß, bevor er an mir vorbei spaziert. Ich bin ihm wirklich sehr dankbar. Er könnte mich auch einfach verraten und ausliefern. Doch er hat sich netterweise dagegen entschieden.

Ich straffe wieder meine Schultern und verliere am besten keine Zeit. Eilig verlasse ich das Salvatore Anwesen und sehe auf keinen Fall zurück. Es zieht in meinem Herzen, als ich daran denke was mir alles dort schon passiert ist. Zu der ersten Begegnung von Sandro und Adonis bis hin zu der Klatsche von Adonis.

Ich gehe weiter und bleibe nicht stehen. Die Angst kriecht in mir hoch, weil mein Wesen dagegen ist Regeln zu brechen. Es fühlt sich an als würde ich eine goldene Regeln brechen. Doch ich muss weg laufen. Ich muss und ich will. Ich habe einen freien Willen und den kann mir keiner nehmen, nichtmal der reichste Mann Italiens.

Das ist zwar meine Heimat doch plötzlich fühle ich mich hier so fremd. Plötzlich fallen mir Dinge und Sachen auf die ich davor nie so gesehen habe. Ich bin davor sorglos durch Palermo spaziert und jetzt habe ich Angst das einer der Salvatores mich findet. Ich traue ihnen alles zu, obwohl ein kleiner Teil in mir hofft das ich mir das zwischen Sandro und mir bloß nicht eingebildet hab. Da war mehr zwischen uns. Da war ein Feuer zwischen uns, egal wie sehr er es versucht zu leugnen.

Doch jetzt bin ich weg und ich hoffe ich kehre nie mehr zurück. Irgendwie werde ich schon klarkommen. Ich werde für die erste Nacht einen Schlafplatz finden und danach einen Zug nach Catania nehmen. Ich bezweifle sogar das sie nach mir suchen werden. Ich war zwar die verlobte von Adonis aber ich bin doch nichts weiter als ein Hausmädchen. Oder nicht? Sie werden mich vergessen und sich ein neues Mädchen suchen welches perfekt in deren kranke Welt passt. Ich denke nicht das ich ihnen so wichtig bin.

Ich gehe davon aus das sie mich in frieden lassen werden. Dennoch bin ich davon überzeugt bald Palermo zu verlassen. Nicht ganz Sizilien, aber trotzdem von hier weg. Irgendwo ein neues Leben anfangen und nie mehr zurück kehren. Ich habe hier niemanden und nichts.

Zu aller erst muss ich noch ein letztes mal in das Haus meiner Kindheit bevor ich endgültig gehe.

 Bad Rosita Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt