Kapitel 05 | Wilhelm
„Als hätte dieses Video nicht gereicht. Machst du das etwa mit Absicht?" „Nein, Mutter. Das Training hat länger gedauert und ich habe es einfach vergessen." Kristina schnaubte. „Natürlich, vergessen. Vielleicht solltest du deinen Freunden sagen, dass auch ich ihre Stories mit dir sehen kann. Es würde deine Lügen besser stützen, wenn sie dies unterlassen würden." Fuck. Felice war manchmal etwas unbedacht. „Kommt nicht wieder vor. Entschuldige." „Du kannst das direkt morgen wieder gutmachen. Ich lasse für morgen einen Brunch kommen, als Einstand für die Familie Perez. Und wage dich, du verschläfst oder ‚vergisst' es wieder." „Ja, ich werde da sein", entgegnete er genervt.
Missmut ging er in sein Zimmer und holte sich eine Badehose. Zwar hatte er erst gerade Training gehabt, aber Schwimmen half ihn immer, sich zu entspannen und abzureagieren. Auf den Weg nach unten in den Keller, wo der Pool untergebracht war, kam ihn der Gedanke, warum man für die zukünftige Haushälterin was zu essen bestellte. Auf solche Ideen kam auch nur seine Mutter.
Stetig zog er Bahn um Bahn und merkte, wie er ruhiger wurde. Himmel, tat das gut. In zwei Wochen war der nächste Wettkampf und er hoffte, dass er wieder gewinnen würde. Das würde August hoffentlich eine Zeit lang mundtot machen. Ok, wahrscheinlich nicht, aber er wollte sich zumindest der Illusionen hingeben. Er hatte keine Ahnung, wie lange er dessen unsägliches Verhalten noch tolerieren konnte, ohne etwas Unüberlegtes zu tun.
Als er eine gute Stunde später aus der kleinen Dusche neben dem Pool trat, dachte er, er hätte aus dem Augenwinkel einen Schatten weghuschen sehen. Irritiert trat er aus dem Poolbereich, aber es war niemand zu sehen. Wilhelm rubbelte sich die rotblonden Haare trocken, zog sich seinen Bademantel über und machte sich mit seiner restlichen Kleidung in der Hand auf den Weg zurück zu seinem Zimmer.
Im Eingangsbereich begegnete ihm ein Mädchen mit braunen Locken und grinste ihn an. „Hey, ich heiße Sara. Quasi eure neue Mitbewohnerin." Sie streckte ihm die Hand hin, die er kurz schüttelte. „Nett dich kennenlernen. Ich bin Wilhelm." „Das habe ich mir jetzt gedacht. Wo kommst du gerade her?", fragte Sara und deutete mit der Hand an Willes Aufzug herunter. „Ich war gerade schwimmen." „Hier?!" „Ähm, ja...?" „Es gibt hier ein Pool?" Saras Stimme schien um drei Oktaven schriller geworden zu sein und Wilhelm musste lachen.
„Wenn du magst, kann ich dir morgen alles zeigen." „Oh ja, gern. Und noch mal sorry wegen dem Zusammenstoß vorhin." Wille runzelte die Stirn. Was meinte sie... Ah. „Ach, du warst das im Central Park gewesen. Ist der Junge mit dem lilafarbenen Pulli dein Bruder?" „Lilafarbener Pulli klingt nach Simon, ja. Kennt ihr euch schon? Er hat mir gar nichts erzählt." „Nein, er kam mir nur kurz vor dir entgegen." „Ach so, ok." „Ich muss mich auch noch bei euch entschuldigen, dass ich es vorhin nicht zu eurer Begrüßung geschafft habe. Mir war was, ähm, dazwischen gekommen. Wir haben ja morgen beim Brunch noch Zeit. Danach zeige ich dir den Poolbereich, ja?" „Gern, wenn dir nicht wieder was ‚dazwischen' kommt." Wille lachte, schüttelte den Kopf und sprintete die Treppe hinauf.
In seinem Zimmer griff er nach seinem Handy. Er hatte eine Nachricht von Felice.
Und? Wie groß war das Donnerwetter? 🌩️
Mittel. Sie hat deine Story gesehen. 🤨
Oh shit. Sorry. Ich bin ein Trottel.
Da will ich nicht widersprechen. 😉
Ja ja. Gehen wir morgen wieder ins Diamond?
Ich glaube, ich sollte dieses Wochenende vielleicht echt mal etwas kürzer treten.
Ach, auf einmal ziehst du den Schwanz ein, ja?
Felice... 🙄
😁 Ok, dann Filmabend?
Besser. Du bringst Popcorn mit und ich suche den Film aus.
Och ne, nicht schon wieder ein Horrorfilm. 👻
Lass dich überraschen. 🙃
Er legte sein Handy beiseite und konnte sich dann tatsächlich überwinden, noch etwas Hausaufgaben zu machen. Nächste Woche stand ein wichtiger Test an und seine Noten waren ihm schon wichtig. Da mussten seine Eltern sich sich Gott sei Dank nicht auch noch einmischen.
Später startete er diese angesagte Serie mit dem schwarzhaarigen Mädchen mit den zwei Zöpfen, über die alle sprachen und scrollte sich dabei durch die Timelines seiner diversen Social Media Accounts. Auf Instagram hatte er einen neuen Follower, Sara_Pe. Er klickte auf das Profil und sah sich die Bilder an. An einen Foto von Sara mit ihrem Bruder blieb er hängen. Beide grinsten in die Kamera und die Augen von ihrem Bruder strahlten regelrecht. Und dieses Lächeln...
Ein Klopfen ließ ihn aufschrecken. Sein Vater steckte seinen Kopf durch die Tür. „Du solltest langsam schlafen gehen. Wenn deine Mutter mitbekommt, dass du noch wach ist, wird sie sicher denken, dass du sonst morgen früh den Brunch verschläfst." Lars zwinkerte ihm zu und schloss die Tür hinter sich. Dieser blöde Brunch... Gut, ging er halt schlafen. Etwas müde war er ja schon.
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Be My Prince
FanfictionWilhelm ist der Sohn von Kristina Hillberg, der Bürgermeisterin von New York. Dadurch führt Wilhelm ein Leben in der Öffentlichkeit und steht im Rampenlicht, was das Erwachsenwerden nicht immer einfach macht. Er triff auf Simon, dessen Mutter die ne...