Kapitel 20 | Simon

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Kapitel 20 | Simon

„Was war das denn bitte?", maulte Sara Simon auf dem Weg zur U-Bahn-Station an

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„Was war das denn bitte?", maulte Sara Simon auf dem Weg zur U-Bahn-Station an. „Ich weiß nicht, was du meinst." „Wir hätten in einer Limousine nach Hause kutschiert werden können, aber du ziehst es lieber vor mit der stinkenden U-Bahn zu fahren. Ist irgendwas vorgefallen?" Simon zuckte mit den Schultern und blieb dann stehen. „Ich hatte irgendwie das Gefühl, dass da mehr zwischen uns ist und dann stehe ich plötzlich wie der letzte Trottel da." „Simon, was hast du getan? Ihr kennt euch seit drei Tagen. Hast du ihn etwas gefragt, ob er mit dir gehen will?" „Nein, natürlich nicht. Er hat mir eindeutige Signale gesendet und da habe ich ihn halt gefragt, seit wann er weiß, dass er schwul ist." „Und?" „Sieht so aus, als wäre er hetero."

Zusammen betraten sie die U-Bahn und setzten sich auf zwei Plätze neben der Tür. „Also bei den Blicken, die er dir zuwirft, würde mich das sehr wundern. Vielleicht ist er einfach nicht so cool damit wie du." „Kann schon sein, aber vielleicht solltest du mir keine Hoffnung machen, wo keine ist."

Als sie zuhause ankamen, blickte Simon sehnsüchtig die Treppe hinauf und irgendwie hoffte er, Wille dort zu sehen. Aber sein Wunsch bleibt unerfüllt und so machte er sich eine Sunde später mit Sara auf den Weg zum Time Square. Er hatte es ihr nach der Aktion mit der U-Bahn versprechen müssen, denn sie wollte unbedingt nach dem Paar Ohrringen gucken, die sie bei einer Mitschülerin gesehen hatte.

Wieder zuhause stand schon das Abendessen auf dem Tisch und die beiden Geschwister berichteten ihrer Mutter von ihrem Tag. „Und wie war dein Tag?", fragte Simon seine Mutter, die sich immer wieder müde über die Augen rieb. „Anstrengend, es ist wirklich viel von meiner Vorgängerin liegen geblieben." Ihre Mutter stand auf, um den Tisch abzudecken, aber Simon legte eine Hand auf ihren Arm. „Lass mal, Mama. Wir machen das."

Simon lag noch lange wach und wusste nicht, ob er am kommenden Tag wieder das Angebot mit dem Fahrservice annehmen sollte, falls Wille dies überhaupt vorschlug. Immerhin hatte auch er seinen Teil dazu beigetragen, dass die Situation so verzwickt war.

Doch Wille begrüßte ihn am nächsten Morgen wieder mit einem Lächeln und so beschloss er, die Sache auf sich beruhen lassen. Es als Missverständnis abzuhaken. Aber so ganz entspannen konnten er sich dann doch nicht, aber er versuchte es sich nicht anmerken zu lassen.

Nach der Schule hatte Wille vorgeschlagen, sich den Flügel anzuschauen und da Simon die Noten von Henry bekommen und auch keine anderen Pläne hatte, willigte er schließlich ein. Langsam ließ er seine Hand über den schwarzen Lack des Instruments fahren. Der musste ein Vermögen gekosten haben. „Spielst du mir was vor?", bat ihm Wille mit diesem Lächeln, das ihn nicht länger sauer seien lassen konnte. Er war etwas nervös, als er seine Finger auf die Tasten des Klaviers legte und begann zu spielen, aber er fühlte sich durch Willes Anwesenheit mehr als wohl. Vielleicht hatte Sara recht und Wille war einfach noch nicht so sicher in seiner Sexualität und brauchte noch ein wenig Zeit. Er würde sie ihm geben.

Als er neben ihm auf dem Klavierhocker Platz nahm, schlug sein Herz wieder so schnell, wie am Tag zuvor im Auto. Willes Lachen zu hören war viel schöner, als die Melodie, die der Flügel von sich gab. Wille brachte Simon schließlich komplett aus dem Konzept. „Ich kann mich nicht konzentrieren", gestand Wilhelm und Simon schickte ein Stoßgebet in den Himmel, dass er der Grund dafür war. Er wagte es, seine Hand auf Willes Brust zu legen und er spürte, dass dessen Herzschlag genau so schnell war wie sein eigener. Aber bevor Wilhelm ihm den Grund nennen konnte, stürmte eine überstylte Blondine ins Zimmer und presste ihre Lippen auf die des Rotblonden.

Angewidert sprang Simon auf und stürmte sofort in ihre Wohnung. Aber es war nicht der Ekel, der ihn hatte die Flucht ergreifen lassen, sondern sein gebrochenes Herz. Als er die Tür hinter sich hörte, wischte er sich schnell die Tränen aus dem Gesicht und starrte stur auf die Kommode neben der Tür. „Hallo, Simon. Alles okay?", fragte seine Mutter und legte ihm nur kurz im Vorbeigehen eine Hand auf den Rücken. Er nickte nur stumm und nahm dann denn kleinen Zettel von der Kommode. „Was ist das für eine Nummer?" „Ach Simon, das habe ich total vergessen. Den sollte ich dir von Wilhelm geben." Simon zerknüllte den Zettel in seiner Hand und pfefferte ihn in seinem Zimmer in die nächste Ecke. „Er braucht bestimmt nur Zeit. Gar nichts braucht er. Die ganze Zeit hat er eine Freundin und sagt es mir nicht", sprach er mit sich selbst.

Den restlichen Tag war seine Stimmung auf den Tiefpunkt, aber er machte seiner Mutter und Sara deutlich, dass er nicht darüber reden wollte. Tief in der Nacht wachte er schließlich auf, hob den Zettel vom Boden auf und speicherte die Nummer in sein Handy.

Hallo Wille, ich werde in Zukunft lieber mit der Bahn zur Schule fahren, denn deine Nähe tut mir einfach zu weh.

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