Kapitel 14 | Simon

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Kapitel 14 | Simon

Simon war unfähig zu sprechen, aber der Finger auf seinen Lippen verriet ihm, dass dies wohl auch nicht erwünscht war

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Simon war unfähig zu sprechen, aber der Finger auf seinen Lippen verriet ihm, dass dies wohl auch nicht erwünscht war. Viel zu schnell schlug sein Herz und dies war nicht der Tatsache geschuldet, gleich entdeckt zu werden. Als Felice die beiden schließlich aus dieser Situation rettete, wusste Simon nicht, ob er ihr dankbar sein sollte, denn er hätte noch ewig so dicht an Wilhelm gedrückt dastehen können.

Dann folgte wieder ein unangenehmer Moment und Simon hielt es für das Beste, nun zu gehen. „Nein, bleib... bitte", sagte Wilhelm und dieses hinterhergeschobene „Bitte" erfüllte Simon mit Wärme und löschte jedes Gefühl des Unerwünschtseins aus. Felice verfrachtet sie beide nebeneinander auf das Bett und legte sich selbst bäuchlings daneben. Simon konnte nicht anders, als laut über ihre direkte und ruppige Art zu lachen. Als Wilhelm in sein Lachen mit einstimmte, konnte er fast schon nicht mehr aufhören.

Auch wenn der Film schon längst weiterlief, konnte Simon nicht dem Drang widerstehen, ständig zu Wilhelm rüber zu gucken. Er mochte es, wie sich ihre Schultern berührten und das Lächeln, was ihn jedes Mal traf, wenn er seinen Kopf Wilhelm zuwandte. Ob es immer noch die Komik der Situation war, die Wilhelm zum Lächeln brachte oder etwas anderes, konnte Simon nicht sagen.

Nach dem zweiten Film brachte Wilhelm seine beiden Gäste noch zur Tür und Simon konnte nicht anders, als Wilhelm wissen zu lassen, dass er den Abend gerne wiederholen würde. Gerne auch nur zu zweit, was er natürlich nicht sagte. Doch Wilhelm wich seinem Blick erneut aus und so ging er mit gemischten Gefühlen zurück in die Wohnung.

„Simon, da bist du ja endlich." Seine Mutter, die nur in einem Morgenmantel am Küchentisch saß, zog Simon in eine Umarmung. „Ich war noch bei Wilhelm einen Film gucken und habe die Zeit ganz vergessen. Aber du hättest ruhig schlafen gehen können." „Ich hätte sowieso kein Auge zumachen können, wenn ich nicht weiß, ob es dir gut geht." Sie legte eine Hand an Simons Gesicht und sah ihn prüfend an. „Geht es dir gut?" Simons Mund verzog sich zu einen Lächeln, als er an den Abend zurück dachte. „Ja Mama, mir geht es sehr gut." „Gut, dann jetzt aber ab ins Bett. Ihr müsst morgen früh leider alleine frühstücken, da ich bereits um sieben Uhr anfange zu arbeiten."

Als Simon sich bettfertig machte, fragte er sich, wie seine Mutter das alles schaffte. Den Umzug nach New York, einen Vollzeitjob und sich nebenbei um zwei Kinder kümmern. Erschöpft ließ er sich ins Bett fallen und schlief kurz darauf ein.

Nachdem er sich am nächsten Morgen aus dem Bett gequält hatte, fand er Sara schon am Frühstückstisch sitzend vor. „Na, Langschläfer? War wohl ein langer Abend gestern, oder?" Simon ließ sich auf dem Stuhl gegenüber fallen und lächelte bei dem Gedanken an Wilhelm. „Oh nein, ich kenne dieses Lächeln. Obwohl es schon eine Weile her ist, seit ich es gesehen habe." „Ich weiß gar nicht, was du meinst", gab Simon zurück und schüttete sich eine Tasse Kaffee, den ihre Mutter ihnen gekocht hatte, ein. „Du bist verknallt." „Gar nicht." „Sowas von." Simon lachte auf und Sara stimmte in sein Lachen mit ein. „Und was hast du für ein Gefühl?", fragte sie ihn. „Puh, keine Ahnung. Mal habe ich das Gefühl, dass da was ist und dann denke ich, er ist vielleicht einfach nur nett zu mir." „Wäre ja naheliegend, immerhin ist er sozusagen unser Gastgeber und seine Mami hat bestimmt gesagt, dass er freundlich zu uns sein soll."

Stumm aßen die beiden ihr Müsli und Simon dachte über Saras Worte nach. Hatte er selbst sich vielleicht schon zu sehr auf Wilhelm eingeschossen? Nach dem ersten Strohhalm gegriffen, der sich ihm bot, weil er hier niemanden kannte? Und war Wilhelm wirklich nur höflich, so wie Sara sagte?

Den Vormittag verbrachten die Teenager mit Musikhören und im Internet surfen, bis jemand die Klingel betätigte. Simon eilte zur Tür, doch seine Euphorie erhielt einen Dämpfer, als nur der Schneider mit ihren Schuluniformen davor stand. Simon bedankte sich und wollte schon die Tür schließen, als er ein „Hallo" vom oberen Treppenabsatz hörte. Er trat raus in den kleinen Flur und sah am Treppenende Wilhelm stehen.

„Hallo", erwiderte Simon lächelnd. „Alles bereit für den ersten Schultag morgen?", fragte Wilhelm, der keine Anstalten machte, die Treppen weiter runter zu gehen. „Ja, die Uniformen sind gerade fertig geworden." „Und, schon aufgeregt?" „Sara ist ziemlich aufgeregt. Aber ich... ich denke, ich werde dort schnell Freunde finden." „Ja klar, bestimmt... also-"

„Junger Mann, haben Sie mich erschreckt. Was stehen sie hier so rum?", sagte Mrs. Hillberg, die fast in Simon hineingelaufen war. Sonderlich erpicht auf eine Antwort schien sie nicht zu sein, denn im nächsten Moment war sie schon durch die Haustür verschwunden. Aber sie war nicht die Einzige, die nicht mehr da war, denn als Simon die Treppe hinaufschaute, war Wilhelm fort.

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