Kapitel 12 | Simon

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Kapitel 12 | Simon

Im ersten Moment hatte sich Simon noch gefreut, als Wilhelm damit begann, seinen Pulli über den Kopf zu ziehen und dann langsam sein Hemd aufknöpfte

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Im ersten Moment hatte sich Simon noch gefreut, als Wilhelm damit begann, seinen Pulli über den Kopf zu ziehen und dann langsam sein Hemd aufknöpfte. Doch dann verfluchte er sich schon für seine Gedanken, die eindeutig in die falsche Richtung gingen und Prozesse in seinem Unterleib in Gang setzten, die mehr als unangebracht in der jetzigen Situation waren.

Verstohlen betrachtete er seine Turnschuhe und dachte an Tante Roses feuchte Küsse, die sie gerne bei jeder Familienfeier verteilte. Als er ihren Speichel förmlich auf seiner Wange spüren konnte und sich seine Körpermitte wieder beruhigt zu haben schien, riskierte er doch noch einen Blick rüber zu Wilhelm, der soeben sein Hemd zur Seite gelegt hatte und nun mit nacktem Oberkörper neben ihm stand.

Er konnte nicht anders, als jeden Zentimeter der perfekten hellen Haut zu betrachten. Dessen Oberarme waren definiert, aber nicht unnatürlich aufgepumpt und eine leichte Gänsehaut zog sich über dessen Haut, obwohl es gar nicht kalt im Zimmer war. Fast schon schämte sich Simon, dass er Wilhelm betrachtet wie ein Gemälde, aber als dieser sich wenige Augenblicke später ebenfalls mit einem Blick auf seinen nackten Oberkörper revanchierte, zauberte dies Simon ein Lächeln ins Gesicht.

Doch danach nahm Wilhelm Reißaus, was Simon stark an die Flucht bei ihrem nächtlichen Treffen in der Küche erinnerte. Aber Simon hatte keine Zeit, weiter darüber nachzudenken, denn nun passte der Schneider seine Schuluniform an. Langsam fuhr er über den weichen Stoff des roten Sakkos und betrachtete sich im Spiegel, aus dem ihn nun ein völlig andere Mensch entgegen sah. Okay, die Schuhe müsste er vielleicht nochmal überdenken. Er wollte sich gar nicht vorstellen, wie  Wilhelm in seiner kompletten Schuluniform aussah und wie er sich dann noch auf den Unterricht konzentrieren sollte.

Nachdem der Schneider alle Maße genommen hatte, verabschiedete Simon sich und ging zu seiner Mutter und Sara in die Wohnung. Dort wurde er regelrecht von einem Berg Umzugskartons erschlagen, die inzwischen ihren Weg nach New York gefunden hatten. „Du hast wirklich Glück", sagte Sara, die frustriert einen Karton zuklappte, weil sich darin nicht die erhofften Schuhe befanden. „Inwiefern?", fragte Simon und brachte die Kiste in Saras Zimmer.

„Du und Wilhelm?" „Was ist mit mir und Wilhelm?" „Ich glaube, ihr passt echt gut zusammen." Simon sah Sara irritiert an. „Du bist heute echt schwer von Begriff. Ich meine, ihr werdet bestimmt Freunde und ich habe hier niemanden", sagte seine Schwester traurig. „Komm her." Simon zog Sara in seine Arme und gab ihr einen Kuss auf den Kopf. „Warte doch erstmal den ersten Schultag ab. Ich wette, du kannst dich vor Freundinnen bald kaum noch retten. Und was Wilhelm und mich betrifft, bin ich mir da nicht so sicher." „Warum? Ist was vorgefallen?" „Nein nein, gar nicht. Aber er verhält sich, als wäre er auf der Flucht." „Vielleicht ist er so busy, wie seine Mutter. Ey, die Nummer mit den Fotos..." „...ging gar nicht", sagten sie wie aus einem Munde und lachten.

Nach dem Abendessen wollte Simon noch eine Runde durch den Park gehen und mit seinem Freund Ayub telefonieren, doch als er aus der Tür trat, platzte er in eine sehr private Szene. Wilhelm hatte die Arme um ein hübsches, dunkelhaaariges Mädchen geschlungen. Doch sofort trennten die beiden sich, als sie bemerkten, dass sie nicht mehr alleine waren. Simon versetzte diese Szene einen Stich. „Felice, das ist Simon", stellte Wilhelm ihn vor. Fröhlich lud diese Simon kurzerhand zu ihrem Filmabend ein, woraufhin Simon spontan zusagte. Doch als er hinter den beiden die Treppe hochstieg, war er sich nicht mehr so sicher, ob es eine gute Idee gewesen war.

Felice ließ sich mitten auf Wilhelms Bett fallen und Wilhelm setzte sich zu ihr. „Willst du da Wurzeln schlagen?", fragte Felice, da Simon unschlüssig vor dem Bett stehen geblieben war und nun nicht wusste, wo er sich hinsetzten sollte. „Komm schon her", sagte sie und klopfte auf die Matratze links neben sich. Kurz schaute er noch zu Wilhelm, der mit einem kurzen Nicken sein Einverständnis gab. „So Wille, welchen Film gucken wir?", fragte Felice und nahm die Fernbedienung in die Hand. „Oh... ähm... Simon, was guckst du denn gerne?" „Ich werde gerne überrascht", sagte Simon nur. „Gut, dann gucken wir...?"

Felice klickte sich durch das Menü und wählte dann einen Film aus. Irgendwann legte Wilhelm seinen Kopf in Felice Schoß ab und diese fütterte ihn ab und an mit Popcorn. Simon hingegen saß total unentspannt da und fühlte sich wie das fünfte Rad am Wagen.

„Mach mal kurz Pause, ich muss mal für kleine Mädchen", sagte Felice nach einiger Zeit und krabbelte aus dem Bett. Auch Wilhelm sprang auf. „Ich würde dann noch was zu trinken holen", sagte er mit der noch vollen Flasche in der Hand. „Du Wilhelm, tut mir wirklich leid, wenn ich in euer Date geplatzt bin", sagte Simon und erhob sich ebenfalls, bevor er verlegen die Hände in den Taschen vergrub. „Unser was?" „Naja, du und Felice..." „Oh nein, wir sind nur Freunde." Simon lächelte und fuhr sich mit der Hand über den Hinterkopf. Er hoffte, dass sein Lächeln nicht verriet, wie sehr ihn dies freute.

„Ach so, ihr wirkt so vertraut." „Naja, sie ist meine beste Freundin und mein Ruhepol in dem ganzen Trubel hier." Wilhelm fuchtelte mit seinen Händen in der Luft herum. „Besonders ruhig kommt sie mir gar nicht vor", sagte Simon lachend. „Da siehst du mal, wie turbulent mein Leben ist." Ein Blick traf Simon, der ihn bis ins Mark erschütterte und dann herrschte ein Schweigen, das Simon zu erdrücken drohte.

„Wilhelm? Wilhelm, bist du in deinem Zimmer?", hörten sie plötzlich Wilhelms Mutter auf dem Flur. „Mist, du musst dich verstecken!", sagte Wilhelm. „Was?", fragte Simon noch, doch im nächsten Moment wurde er schon an die Wand hinter der Zimmertür gedrückt und Wilhelm legte einen Finger auf seine Lippen. „Schschsch." Viel zu nah stand Wilhelm nun vom ihm. So nah, dass ihm der Duft seines Duschgels in die Nase stieg. Wilhelm hatte seinen Blick nun auf die Tür gerichtet, die sich in ihre Richtung bewegte und Simon hielt automatisch die Luft an, während sein Herz wild gegen seine Brust schlug.

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