Epilog
„Verdammt, wo ist meine lilafarbene Krawatte?" Total gestresst wühlte Simon in einem der Umzugskartons, die immer noch überall in ihrer Wohnung herumstanden. Sie waren gerade erst in diese Eigentumswohnung eingezogen, nachdem sie einige Jahre zusammen in der von Erik gewohnt hatten, nachdem dieser sie nicht mehr gebraucht hatte.
Lächelnd trat Wilhelm zu ihm. „Suchst du die hier?", sagte er und hielt das gesuchte Stück in die Höhe. Simon schnappte sie sich und fing an, sie zu binden. Er scheiterte kläglich, da seine Hände so zitterten. Wille trat an ihn heran und nahm dessen Gesicht liebevoll in seine Hände. „Simon, sieh mich an. Gut, und jetzt ganz tief einatmen und wieder aus. Ja, sehr gut. Du schaffst das. Du bist großartig. Es gibt überhaupt keinen Grund nervös zu sein." Damit küsste er Simon sanft und nahm ihn dann fest in den Arm.
Heute war es endlich soweit. Heute würde Simon seine erste große Hauptrolle in einem Broadway-Stück spielen. Seit Tagen war er deshalb extrem aufgeregt und stand sogar bisweilen total neben sich. Aber er hatte es sich so sehr verdient. Seine Ausbildung an der Juilliard School war nicht immer einfach gewesen. Oft hatte er gedacht, dass er es nicht packen würde. Aber Wilhelm hatte immer an ihn geglaubt. Ihn immer wieder ermutigt und aufgebaut, wenn dessen Verzweiflung zu groß geworden war. Dafür konnte sich Simon allerdings auch revanchieren, wann immer Wilhelm mit seinem Jura-Studium gehadert hatte.
Niemals hätte Wille sich vorstellen können, für seine Mutter zu arbeiten. Aber manchmal hält das Leben einem doch Überraschungen bereit. Nach seinem Studium hatte er eine führende Position in ihrem Team übernommen. Er war für die Belange der LGBTQ-Gemeinde zuständig. Erst vor zwei Wochen hatte er einen großen Erfolg erzielt. Ihm war es gelungen, einen Antrag durchzusetzen, durch den Transmenschen nun einfacher ihr Geschlecht in offiziellen Dokumenten ändern konnten.
Dies hatten sie auf ihre ganz eigene Weise gefeiert – mit einer Runde auf der Eisbahn am Rockefeller Centre. Dieser Ort war für sie zu etwas ganz Besonderem geworden, dessen Besuch sie jedes Jahr zelebrierten. Natürlich war ihr unfreiwilliges Outing damals nicht richtig gewesen, aber sie wussten, ohne dies wären sie vielleicht heute nicht da, wo sie jetzt waren. Und dabei fühlte sich ihr Hier und Jetzt einfach genau richtig an.
„Komm, lass uns gehen. Sonst kommst du noch zu deinem ersten großen Auftritt zu spät", sagte Wilhelm schmunzelnd und küsste Simon auf die Stirn. Vor ihrer Tür wartete tatsächlich wieder eine riesige Strechlimousine. Schwungvoll öffnete Wille dessen Tür und ließ seinem Liebsten einsteigen.
„Überraschung!" „Oh mein Gott..." Sichtlich gerührt sah Simon in die Gesichter ihrer Freunde und Familie, als er sich ins Innere begab. „Wir lassen uns doch deinen großen Tag nicht entgehen", sagte Sara mit einem Grinsen. Tatsächlich hatten alle schon angeblich etwas vor gehabt und so war er insgeheim schon etwas enttäuscht gewesen. Umso glücklicher war er jetzt, dass alle seine Liebsten bei diesem einschneidende Ereignis an seiner Seite sein würden.
Die Premiere wurde furios gefeiert und Wilhelm war sich sicher, dass dies sicher nicht die letzte Hauptrolle für seinen Freund sein würde. Er holte ihn in seiner Garderobe ab, nachdem die anderen bereits gegangen waren. „Du warst so fantastisch. Ich bin so stolz auf dich." Mit Tränen in den Augen sah Simon ihn an. „Danke", er legte eine Hand an Willes Wange, „es bedeutet mir so viel, dass du das sagst." Wilhelm ergriff dessen Hand. „Lass uns nach Hause gehen."
Beide ließen sich müde, aber überglücklich auf die Couch sinken. „Ja, du hattest recht. Der Platz ist perfekt." Simon deutete über ihre Köpfe an die Wand. „Ich weiß", entgegnete Wilhelm lächelnd und schaute ebenfalls nach oben. Dorthin, wo ihre beiden Kronen vom Abschlussball hingen.
Simon gähnte herzhaft und Wille überzeugte ihn, heute schon früh schlafen zu gehen. Dabei dachte er in diesem Moment eigentlich nur an eins. An die kleine Schachtel mit den zwei Ringen, die in der Schublade seines Nachtisches lagen.
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Be My Prince
FanfictionWilhelm ist der Sohn von Kristina Hillberg, der Bürgermeisterin von New York. Dadurch führt Wilhelm ein Leben in der Öffentlichkeit und steht im Rampenlicht, was das Erwachsenwerden nicht immer einfach macht. Er triff auf Simon, dessen Mutter die ne...