Kapitel 37 | Wilhelm
Wilhelm war so glücklich, dass Erik so toll reagiert hatte. Eigentlich sollte er nun überlegen, wie er dieses Gespräch mit seinen Eltern führen könnte, aber seine Gedanken kreisten nur noch um eines – das sturmfreie Wochenende in Eriks Wohnung und wie er das seinen Eltern erklären könnte. Vielleicht hatte Simon eine Idee. Simon... Simon und er ein ganzes Wochenende allein... Besser nicht so genau darüber nachdenken, schließlich musste er gleich zur Schule.
Als Simon ihm in der Pause erzählte, dass er zusammen mit Henry proben wollte, während Wille Training hatte, fühlte es sich an, als hätte sich eine kalte Hand um sein Herz gelegt. Henry hatte ihn die Tage versucht, über Simon auszufragen. Es war ganz offensichtlich gewesen, dass er Interesse an ihm hatte. Wilhelm hatte sich natürlich bedeckt gehalten, obwohl er Henry zu gern gesagt hätte, dass er sein Glück bei Simon gar nicht versuchen brauche. Brauchte er doch nicht... oder?
Während des Trainings war er total unkonzentriert und dies blieb auch dem Trainer nicht verborgen. „Wilhelm, reiß dich zusammen. In zwei Wochen ist der erste Wettkampf. Wir müssen gewinnen!" „Ich weiß, Entschuldigung." Aber auch diese Ansage half nicht, so dass der Trainer in schon eine halbe Stunde vor dem Ende in die Kabine schickte.
Als er sich anschließend auf den Weg zur Aula machte, hatte er ein komisches Gefühl im Magen. Und kaum hatte er die Tür geöffnet, fühlte er sich in seinen schlimmsten Befürchtungen bestätigt. Henry lag auf Simons Brust und beide wirkten ziemlich vertraut. Tränen stiegen ihm in die Augen.
Es schmerzte ihm mehr, als er zugeben würde – sogar sich selbst gegenüber – Simon nun so mit Henry zu sehen. Wie sie zusammen ausgelassen lachten und Henry sich an Simon schmiegte. Eigentlich hatte er immer gedacht, dass er kein eifersüchtiger Mensch sei. Aber da hatte wohl erst Simon kommen und ihm das Gegenteil beweisen müssen. Schließlich hatte er noch nie solch intensiven Gefühle für jemanden gehabt.
Er fühlte sich komplett hilflos und wäre am liebsten einfach wieder gegangen. Anscheinend schien Simon sie beide nicht so exklusiv zu sehen, wie er es tat. Schließlich siegte sein gekränktes Herz und er wollte Simon zumindest wissen lassen, dass er ihn mit Henry gesehen hatte. Vielleicht hatte dieser dann zumindest ein bisschen ein schlechtes Gewissen.
Durch sein Klatschen aufgeschreckt, sahen die beiden ihn an. „Hey, du bist ja schon da. Warte, ich hole meine Sachen", sagte Simon und warf ihm ein bezauberndes Lächeln zu, was ihn komplett verwirrte. „Musst du wirklich schon los?", fragte Henry traurig. „Ja, ich bin mit Wille verarbeitet." „Ihr wohnt doch zusammen. Ihr seht euch doch eh ständig." Wilhelm musste sich wirklich zusammenreißen, um jetzt nichts zu sagen, was er nachher bereuen würde. Aber das musste er gar nicht. „Ja und? Ich verbringe sehr gern sehr viel Zeit mit Wille. Und deshalb gehen wir jetzt." Simon griff einfach nach seiner Hand und zog ihm von einem irritiert dreinblickenden Henry fort.
Vor der Aula blieb Simon stehen und sah ihn an. „Was auch immer du denkst, da gerade gesehen zu haben – und ich kann es dir ansehen, denn ich kenne dich mittlerweile ein bisschen –, vergiss es!" „Also habt ihr nicht extrem viel Spaß gehabt und seid euch ziemlich nah gekommen?" „Ja, wir hatten Spaß. Aber nicht mal ansatzweise so viel, wie ich mit dir habe. Und nur fürs Protokoll, Henry ist mir nah – viel zu nah – gekommen und nicht ich ihm." Wilhelm konnte nur entnervt schnauben. „Sah aber anders aus."
Simon sah ihn ausdruckslos an und Willes Herz sank in seinen Magen. Der Dunkelhaarige entfernte sich ein Stück und sah in den nahegelegensten Klassenraum. Schnellen Schrittes kam er dann zurück, packte Wilhelms Arm und zog ihn hinter sich her in das Zimmer.
Kaum hatte sich die Tür hinter ihnen geschlossen, drehte sich Simon um, packte Wille an den Schultern und drückte ihn an die Wand. Stürmisch presste er seine Lippen auf die von Wilhelm und verwickelte diesen in einen derartig innigen Kuss, dass ihm die Knie weich wurden und er sich an Simon festhalten musste.
Beide atmeten schwer, als sie sich nur wenige Zentimeter voneinander entfernten. Der Blick, den Simon ihn zuwarf, ließ Wille alle Zweifel über Bord werfen. Wie hatte er nur denken können, dass Simon sich einem anderen zuwenden könnte? „Du weißt, dass ich nur dich will und niemanden sonst?", wisperte Simon an Wilhelms Lippen. Dieser konnte nur nicken, bevor er ihre Lippen wieder miteinander verband.
„Ich glaube, wir sollten langsam wohl besser gehen. Nicht, dass noch jemand auftaucht." Simon nickte zustimmend. „Aber eins muss ich noch vorher loswerden. Irgendwie bist du, wenn du eifersüchtig bist, ganz schön sexy." Damit stahl sich Simon noch einen Kuss, bevor er zur Tür heraus schritt. Verlegen strich sich Wille eine Haarsträhne aus dem Gesicht und folgte dann seinem Freund zurück auf den Flur. Dort stockte er mitten in der Bewegung. August war wohl just diesem Moment den Gang entlang gekommen, und musterte sie beide argwöhnisch, bevor er wortlos weiter ging.
DU LIEST GERADE
Be My Prince
FanfictionWilhelm ist der Sohn von Kristina Hillberg, der Bürgermeisterin von New York. Dadurch führt Wilhelm ein Leben in der Öffentlichkeit und steht im Rampenlicht, was das Erwachsenwerden nicht immer einfach macht. Er triff auf Simon, dessen Mutter die ne...