Kapitel 35 | Wilhelm
Wilhelm hatte das Gefühl, dass er sogar nervöser als Simon selbst war, als sie draußen vor der Aula standen und auf den Einlass warteten. Zu gern hätte er Simons Hand gehalten, musste sich aber mit Blicken begnügen.
Ihm stockte kurz der Atmen, als Simon seinen Einsatz verpasste. Umso beruhigender war es, als dieser den Blickkontakt zu ihm suchte. Danach war Simons Auftritt fantastisch. Wille war regelrecht gefangen. Sein Liebster gehörte definitiv auf eine Bühne, noch viel größer als die hier in Schule.
Nachdem das Vorsingen zu Ende war, warf sich Simon ihn seine Arme und Wilhelm bemerkte, dass dieser ihn aus Reflex fast geküsst hätte. Er wusste nicht, ob er ihn in diesem Moment abweisen hätte können. „Ich bin so stolz auf dich. Du warst phänomenal."„Ja, du warst spitze!", klinkte sich Sara ein.
Vor der Pinnwand, an der die Ergebnisse aushingen, herrschte großes Gedränge, aber Wille schaffte trotzdem einen Blick darauf zu werfen. Und natürlich hatte Simon die Hauptrolle ergattert. Wilhelm könnte gerade platzen, so stolz war er. Umso schwerer fiel es ihm, eine bedröppelte Miene aufzusetzen, als er sich wieder zu Simon umdrehte.
„Ich habe es nicht geschafft, oder?" Nun konnte er einfach nicht mehr anders und strahlte Simon übers ganze Gesicht an. „Ohhhh du... du... Schufft!" „Schufft?" Wille hielt sich mittlerweile den Bauch vor Lachen, als Simon anfing, seinen Oberarm zu malträtieren. Schließlich zog Wilhelm Simon an sich und flüsterte in sein Ohr: „Mein super toller und mega talentierter Freund hat die Hauptrolle bekommen." Simon stocke mitten in der Bewegung. „Wirklich?!" „Was, wirklich?", mischte sich nun Sara ein. „Er hat die Hauptrolle." Nun kreischten alle drei zusammen los und fielen sich in die Arme.
„Wo ist denn der Wagen?", fragte Sara draußen vor dem Schulgebäude. „Ähm, es tut mir leid. Du musst heute leider mit der Bahn nach Hause fahren", klärte Wilhelm sie auf. „Und ihr?" „Wir haben noch was vor." Sara grinste nur, winkte den Jungs und ging dann in Richtung Haltestelle davon.
„Was haben wir denn vor?", fragte ihn Simon. „Ich lade dich zur Feier des Tages ins Café ein. Wir hatten ja noch nie ein richtiges Date. Ich weiß, wir können uns zwar nicht normal verhalten, aber ich dachte, vielleicht freust du dich ja tro-" Kurz drückte Simon seine Hand und grinste ihn an. „Ich habe wahnsinnige Lust auf einen Cappuccino und eine Waffel. Komm, lass uns los."
Im Café setzten sie sich ganz hinten in die Ecke, um wenigstens ein bisschen ungestört zu sein. Nachdem sie ihre Bestellung aufgegeben hatten, sagten beide gleichzeitig: „Du, ich muss dir was sagen", was zu einem ausgewachsenen Lachanfall führte. Simon fing sich als Erster wieder. „Du zuerst", sagte er zu Wille. „Nein, du. Das ist dein Tag heute."
„Na gut. Also... ich habe Sara von uns erzählt. Aber sie wusste irgendwie eh schon Bescheid. Wir sind wohl nicht so unauffällig, wie wir denken. Meine Mom ahnt wohl auch schon etwas." Nachdenklich zog Wilhelm seine Augenbrauen zusammen. „Dann passt es wohl ganz gut, dass ich mit Erik sprechen will. Direkt morgen." „Wenn du willst, kannst du auch gleich zu ihm." „Das wäre toll. Ich würde es so gern loswerden. Ich frag ihn, ob er Zeit hat. Moment." Damit stand Wilhelm mit seinem Handy in der Hand auf.
Nachdem er seinen Bruder erreicht hatte, kehrte er zu Simon an den Tisch zurück. „Er ist in einer Stunde zuhause. Würdest... also... würdest du mitkommen? Das würde mir sehr helfen." Versteckt unter dem Tisch drückte Simon seine Hand. „Selbstverständlich."
Je näher sie Eriks Wohnung kamen, desto nervöser wurde Wille. Dies schien auch Simon zu bemerken. „Ich weiß, das erste Mal ist schwer. Aber ich bin mir sicher, dass Erik super reagieren wird." Wilhelm atmete noch einmal tief durch und betätigte dann die Klingel.
„Hi Brüderchen", begrüßte Erik Wille, bevor er Simon bemerkte. „Hallo Simon. Wilhelm hatte gar nicht erwähnt, dass du auch mitkommst. Geht schon mal ins Wohnzimmer. Ich hole schnell noch ein drittes Glas aus der Küche."
„Also, was gibt es denn so Wichtiges?" Erwartungsvoll sah sein Bruder ihn an, nachdem er sich zu ihnen ins Wohnzimmer gesetzt hatte. Wille blickte zu Simon, griff nach dessen Hand. „Erik, ich... ich..." „Du bist mit Simon zusammen?", mutmaßte Erik. Wilhelm kniff seine Augen zusammen und nickte. „Wenn ich jetzt sagen würde, dass es mich überrascht, wäre das gelogen", sagte Erik lachend.
Fragend sagen die beiden ihn an. „Die Blicke, die ihr euch beim Essen damals zugeworfen habt, hätten fast das Haus in Brand gesteckt. Und unser Dad hat sich wohl mit deiner Mom letztens unterhalten", sagte er an Simon gewandt. „Sie hat nichts genaues gesagt, noch nicht einmal, dass du schwul bist. Aber trotzdem hat Dad jetzt so eine Ahnung. Du kannst es ihm auch sagen. Er wird überhaupt kein Problem damit haben."
Erleichtert ließ Wilhelm die Luft auf seinen Lungen, von der er gar nicht gemerkt hatte, dass er sie angehalten hatte. „Danke." Fest nahmen sich die beiden Brüder in die Arme, bis Erik mit seiner Hand nach Simon griff, um ihn ebenfalls in die Umarmung zu ziehen.
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Be My Prince
FanfictionWilhelm ist der Sohn von Kristina Hillberg, der Bürgermeisterin von New York. Dadurch führt Wilhelm ein Leben in der Öffentlichkeit und steht im Rampenlicht, was das Erwachsenwerden nicht immer einfach macht. Er triff auf Simon, dessen Mutter die ne...