Kapitel 22 | Simon
Können wir reden? Jetzt? Bitte.
Simon starrte auf die Antwort auf seine Nachricht, die er, kurz nachdem er sie abgeschickt hatte, schon hatte löschen wollen. Warum war Wille überhaupt noch wach? Hatte er einen genauso schlechten Abend hinter sich wie er?
Mit klopfendem Herz wartete er schließlich vor der Wohnung und mit jeder Stufe, die Wille die Treppe hinunter kam, wurde er nervöser. Simon wunderte sich, als dieser vorschlug in den Keller zu gehen. Was wollte er ihm sagen, was er nicht auch hier im Flur sagen können würde?
Unten im Schwimmbad erklärte er ihm dann, dass er nie richtig mit dieser Nancy zusammen gewesen war. Simon fühlte eine Genugtuung, aber richtig glücklich stimmte ihn dies nicht. Es würde sich nichts zwischen ihnen beiden ändern. Außerdem hatte Wille ihm gerade bestätigt, dass er hetero war. Das war's. Er schnaubte. Vielleicht würden sie ja irgendwann Freunde sein können, wenn er nicht mehr so dermaßen über beide Ohren in ihn verknallt sein würde.
Doch dann gestand Wille ihm, wie aus dem Nichts, dass er noch nie was für einen Jungen empfunden hatte, bis er ihn getroffen hatte. Simon spürte, wie schwer Wille dieses Geständnis fiel und nahm dessen Hände in seine. Er genoss es so sehr, einfach nur mit ihm da zu sitzen und war nun gar nicht mehr müde. Doch Wille gähnte und so machte sie sich wieder auf den Weg nach oben. Am liebsten hätte Simon Wille zu einem Kuss zu sich herangezogen, aber er wusste, dass er geduldig sein musste.
Simon lag noch lange wach und genoss dass kribbelige Gefühl in seiner Brust. Er konnte es gar nicht abwarten, Wille wiederzusehen und der Morgen kam schneller als erwartet. Durch Saras Anwesenheit verzichteten die beiden auf eine Umarmung und lächelten sich stattdessen nur verlegen an. Im Auto konnte Simon dann aber nicht mehr an sich halten. Schob seinen Rucksack halb über Willes Bein und nahm dann darunter dessen Hand in seine. Währenddessen sprach er mit Sara, die nichts von alledem mitbekam, auch nicht, wie Wille mit dem Daumen sanft Simons Fingerknöchel massierte.
Nach den ersten fünf Stunden waren sie gerade alleine auf dem Weg zum Geschichtsunterricht, als Wille Simon am Arm packte und ihm zum Stehenbleiben zwang. „Sag mal, reicht dir das? Also, ich meine... geht dir das zu langsam?" Simon sah sich nochmal auf dem Gang um und prüfte, ob sie wirklich alleine waren, dann strich er Wille eine Strähne hinters Ohr. Dieser rote Schimmer auf dessen Wangen machte ihn ganz verrückt, aber das sagte er ihm nun lieber nicht. „Für mich ist gerade alles perfekt."
„Was ist perfekt? Du etwa? Na, das werden wir dann nächste Woche bei der Aufnahmeprüfung sehen", sagte August, der um die Ecke kam und Simon eine Mappe unter die Nase hielt. „Soll ich dir vom Coach geben. Anscheinend denkst du, du hättest das Zeug dazu, Teil des Teams zu werden. Ich freue mich schon drauf, zu sehen, wie du versagst." Er warf Simon noch einen abschätzigen Blick zu und verschwand dann im Klassenzimmer. „Was ein Arsch und das war wirklich mal dein Freund?" „Muss Lichtjahre her sein." „Jetzt hast du ja mich", sagte Simon glücklich lächelnd und Wille drückte kurz bestätigend seine Hand.
Als sie am Nachmittag nach Hause kamen, trennten sich ihre Wege nur kurz, denn Wille hatte sich die Mappe für die Schwimmprüfung geschnappt und wollte für Simon einen Trainingsplan entwickeln. „In einer halben Stunde auf meinem Zimmer", sagte dieser, bevor er nach oben verschwand. Doch als Simon dort einige Zeit später erschien, befand sich Wille im Inneren des Zimmers gerade in einem Streitgespräch. „Warum vergeudest du deine Zeit mit diesem Jungen? Warum umgibst du dich nicht mit Leuten aus unseren Kreisen?" Willes Antwort konnte Simon schon nicht mehr hören, denn er versteckte sich im Badezimmer nebenan, um nicht von der herauseilenden Mrs. Hillberg entdeckt zu werden.
Als er zu Wille ins Zimmer trat, schmiss der gerade einen Stift quer durchs Zimmer. „Was denn noch? ...Oh! Hey, du bist es", sagte Wille und seine Gesichtszüge wurden sofort wieder weicher. „Hast du das eben etwa mitbekommen?", fragte Wille entsetzt. „Ja, teilweise schon." Wille ließ sich auf die Bettkante sinken. Simon setzte sich neben ihn und legte seine Hand auf dessen Knie.
„Das tut mir leid. Ich wollte nicht, dass du das hörst. Sie ist einfach manchmal so..." „Anstrengend?" „Ja, das trifft es ziemlich gut. Ich will nur, dass du weißt, dass ich nicht so denke. Ich finde es keine Verschwendung, Zeit mit dir zu verbringen. Ganz im Gegenteil." „Ich weiß", hauchte Simon und schaute direkt in Willes schöne braune Augen. Dieser legte seine Hand auf die von Simon, bevor er sich vom Bett abstieß und zum Schreibtisch ging.
„Hier! Ich habe eingetragen, wann wir was trainieren." „Wir?", fragte Simon, der auch aufgestanden war und die Mappe entgegennahm. „Natürlich, das war doch so besprochen." „Trotz der Szene mit deiner Mutter?" „Gerade wegen der Szene mit meiner Mutter. Ich lasse mir das mit dir nicht verbieten. Aber jetzt musst du gehen." „Warum?", fragte Simon irritiert. „Weil ich jetzt meine Badehose anziehen werde." „Oh", entgegnete Simon verlegen. „Ja, ich dachte, wir starten lieber sofort und dann zeigst du es dem Coach und August so richtig." „Ich weiß gar nicht, wie ich dir danken soll."
Kurz lächelte Simon Wille noch zu und entschied sich dann, sich mit einem Kuss auf dessen Wangen zu bedanken.
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Be My Prince
FanfictionWilhelm ist der Sohn von Kristina Hillberg, der Bürgermeisterin von New York. Dadurch führt Wilhelm ein Leben in der Öffentlichkeit und steht im Rampenlicht, was das Erwachsenwerden nicht immer einfach macht. Er triff auf Simon, dessen Mutter die ne...