Part 13

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Neteyam und ich saßen noch eine gefühlte Ewigkeit, bis ich schließlich aufstand.
"Neteyam, können wir gehen?" Fragte ich.
"Ja klar, komm lass uns zu La'nu gehen." Sagte er und stand ebenfalls auf.
Wir gingen gemeinsam durchs Dorf und schauten uns ein wenig um.
"Neteyam, ich hab Angst es La'nu zu sagen. Wie wird er wohl reagieren?" Sagte ich besorgt.
"Mach dir kein Stress. Ich bin bei dir. Alles gut." Sagte er.
Als wir bei Tonowari angekommen waren, fragte ich wo mein Bruder sei.
"Tonowari, weist du wo mein Bruder ist?"
"Ma Ni'an, nein leider nicht. Vielleicht ist er mit seinen Kumpels schwimmen gegangen." Sagte er.
Wir gingen weiter und suchten am Strand alles ab, doh wir fanden ihn nicht.
Schließlich kam mir die Idee zu Ronal zu gehen.
La'nu musste sich immer bei ihr abmelden wenn er wohin wollte, sagte er einmal zu mir.
Sie wusste bestimmt wo er war.
Wir liefen wieder den Weg zurück zu den Zelten.
"Ronal, ich hab eine Frage."
Sie drehte sich um.
"Ja, wie kann ich dir helfen."
"Weißt du wo mein Bruder ist. Er meinte er muss immer bescheid sagen wenn er weg ist." Sagte ich.
Ronal schaute mich kurz fragend an und wusste nicht recht was sie sagen sollte.
"Ni'an, Neytiri hat mir von deiner Vision erzählt und ich musste eine Entscheidung treffen. Glaube mir, es fiel mir nicht leicht. Ich ging zu Tonowari und berichtete ihm davon und wir waren beide der Meinung, dass es besser sei wenn wir La'nu zurück zum Wald bringen. Dort wird er am wenigsten erwartet und kann geschützt sein Leben weiter führen. Wir werden ihn morgen früh zurück bringen." Sagte sie leicht traurig.
Ich schaute erst sie und dann Neteyam an.
Meine Augen füllten sich mit Wasser.
Erst hatte ich ihn verloren und nach all den Jahren wieder gefunden und jetzt muss er wieder weg.
Ich konnte es nicht fassen.
"Okay." War alle was ich aus mir raus bekam.
"Ni'an, bitte sei nicht traurig. Ich bat La'nu noch einen Brief zu schreiben, falls er heute schon zurück gebracht wird. Da wir aber erst morgen fliegen, dachte ich ich gebe ihn dir trotzdem."
Sie gab mir ein Stück Papier und ich faltete es auseinander.

Meine geliebte Schwester,
Ich wusste das es eines Tages soweit kommt, doch hoffte das es noch lange hin sei. Jedoch hast du es erfahren und musst nun mit dem Gedanken leben, dass ich irgendwann nicht mehr an deiner Seite sein werde. Es tut mir unfassbar leid und ich wünschte ich könnte irgendwas dagegen tun, doch alle Versuche scheiterten. Ich weiß damit ich alles bin was dir an Familie noch bleibt. Sei nicht traurig. Ich weiß das du und Neteyam euch sichtlich gut versteht und sicherlich mehr aus euch wird als nur gute Freunde. Deshalb musst du stark bleiben. Ich hätte noch so gerne viel mehr Zeit mit dir verbracht, doch das Schicksal hat es anders gewollt. Nun werde ich wieder zu unseren alten Heimat zurück kehren. Bitte bleib stark und so tapfer wie du immer warst. Gebe niemals auf ich weiß das du ein großes Herz hast. Bitte sei nicht traurig.
Leb wohl La'nu

Ich hielt den Brief in meinen Händen und mit liefen die Tränen wie ein Wasserfall die Wangen hinunter.
Ich wusste das ich morgen noch einmal die Chance hatte mich von ihm zu verabschieden, doch der alleinige Gedanken ihn wieder zu verlieren, war schrecklich.
Ich ließ den Brief fallen und sackte in mich zusammen.
Neteyam fing mich noch auf, doch ich konnte nicht anders als lautstark los zu weinen.
Ich saß zusammengekauert in den Armen von Neteyam und weinte mir die Seele aus dem Leib.
Ich bemerkte wie Ronal aufstand und ging.
Neteyam sage kein Wort, denn er wusste das kein Wort der Welt gegen diesen Schmerz helfen würde.
Nach sehr langer Zeit schaute ich auf zu Neteyam.
Er wusste genau was ich brauchte.
Er stellte sich hin und zog mich zu sich hoch.
Ich stand vor ihm und schaute ihm kurz in die Augen, als er mich schon umarmte.
Am liebsten hätte ich ihn nie wieder los gelassen.  
Ich vergrub mein Gesicht in seinen Armen und schluchzte vor mich hin.
Nach ein paar Minuten löste ich mich aus der Umarmung und hob den Brief erneut auf.
Ich hielt ihn in den Händen und schaute Neteyam verstört an.
Er sagte nichts und machte mir nur klar damit wir besser gehen sollten.
Ich nahm den Brief mit und wir gingen zurück zu meinem Zelt.
Wir setzten uns hin und ich fing an zu erzählen.
"Pelun,lumpe? Neteyam pelun,lumpe? (Warum?)"
"Ni'an, ich kann dir keine Antwort darauf geben. Aber ich weiß eins, ich lass dich nicht im Stich." Sagte er einfühlsam. 
"Ich mein, warum muss ich erst meine Eltern verlieren, dann meinen Bruder, dann meine Heimat und zuletzt wieder mein Buder. Ich verstehe das einfach nicht. Was will mir Eywa damit sagen?" Fragte ich Neteyam.
"Eywa weiß das du stark bist. Sie weiß damit du das alles überstehen wirst."
"Ja, ich weiß. Nur warum muss es alles so plötzlich und unvorhergesehen kommen?"
"Ni'an, glaub mir wenn ich eine Antwort auf die Frage hätte, ich würde sie dir sofort sagen, doch ich weis es selbst nicht." Sagte Neteyam traurig.
"Natürlich, aber bitte sei nicht traurig deswegen." Sagte ich.
"Ja, ich mache mir nur so sorgen um dich. Ich wil dich echt nicht verlieren. Du bist mir so ans Herz gewachsen. Und du musst mir versprechen, egal was passiert wir bleiben zusammen."
"Ja das will ich ja wohl hoffen." Sagte ich und musste leicht schmunzeln.
"So, und nur so will ich dich sehen. Weinen steht dir nicht." Sagte Neteyam.
"Danke, werde öfters dran denken." Sagte ich und lächelte.
Wir saßen noch eine Weile in meinem Zelt, bis Tsireya zusammen mit Aonung zu uns kam.
"Oh Ni'an, ich hab von allem gehört. Es tut mir so leid." Sagte Tsireya und umarmte mich.
"Ja schon okay." Sagte ich.
"Aonung und ich wollten fragen ob ihr mit uns schwimmen geht. Wir wollten ne kleine Runde ums Riff schwimmen. Aber natürlich nur wenn ihr möchtet."
"Ja gern Tsireya, vom rum sitzen wird auch nichts mehr besser." Sagte ich und stand auf.
Neteyam stand ebenfalls auf und wir gingen gemeinsam zum Strand.
Jeder rief sein Ilu und wir schwammen los.
Tsireya und ich schwammen vorne und Aonung und Neteyam schwammen hinter uns.
Ich hatte die ganze Zeit so ein komisches Gefühl, als ob mich jemand beobachtete.
Aber das war bestimmt nur Einbildung.
Wir machten Unterwasser kurz Halt und Aonung gab per Fingersprache bekannt, dass man hier sehr viele schöne Fische sehen könnte.
Wir lösten die Verbindungen und schwammen ein paar Meter weiter nach unten.
Zwischen Korallen und Seegras, waren hunderte von Fischen.
Wenn nicht sogar tausende.
Alle sahen etwas anders aus und doch so gleich.
Ich genoss die Zeit Unterwasser.
Dort konnte ich einfach abschalten von all dem Stress und konnte einfach ich selbst sein.
Wir teilten uns auf, damit jeder seine Richtung schwimmen konnte.
Nach ein paar Minuten sollte dann jeder wieder am Treffpunkt sein.
Ich schwamm gerade um ein Korallenriff umher als ich plötzlich Aonung vor mir hatte. 
"Was machst du?" Fragte ich.
"Ich wollte nur sehen ob es dir gut geht." Sagte er.
Er kam immer näher, was mich verängstigte.
"Kannst du bitte mal etwas Abstand halten." Sagte ich.
"Warum sollte ich!" Sagte er und wollte mich küssen.
Ich begriff die Welt nicht mehr und versuchte irgendwie zu entkommen.
Ich schwamm so schnell es ging zu Neteyam und erzählte ihm davon.
Ich wollte ihn noch aufhalten, doch er schwamm auf direktem Wege zu Aonung, was nichts gutes bedeutete.

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