6. Geschäfts/reise

148 8 0
                                    

Am nächsten Morgen wartete ich bereits vor dem Zimmer des Prinzen und spitzte die Ohren.
Im Moment befanden sich zwei Maids bei ihm und halfen ihm beim Anziehen aber ich durfte nicht hinein, weil die Mädchen Angst vor mir hatten.
Also durfte ich draußen warten...
Ich fühlte mich wie ein Hund, der draußen warten durfte, weil er dreckig war und ihn keiner abputzte...

Genervt fuhr ich über einen meiner Fangzähne und knurrte in mich hinein.
Da ging auf einmal die Tür zum Schlafzimmer des Prinzen auf und ich trat zurück, damit mich die massige Tür nicht erschlug.
Vor mir stand Prinz Aiko, in einer Art Kleid und zu jeder Seite ein schüchternes Dämonenmädchen in einem Maidkleid.
Beide sahen mich nur flüchtig und ängstlich an, während mich der Prinz in ihrer Mitte ziemlich entspannt angrinste. Irgendwie gefiel es mir, dass er vor mir keine Angst hatte.

"Hey, Adjar! Wie seh ich aus?" fragte er und kam zu mir. Unschuldig sah er zu mir herauf und wartete auf eine Antwort.
"Du siehst... süß aus. Jetzt wundert es mich auch nicht, dass dir so viele Dämonen hinterherlaufen." "Wie meinst du das?..." "Sagen wir mal, du hast Glück, dass ich derjenige bin, der dich beschützen soll."

.
Stunden später folgte ich dem Prinzen mit viel Abstand durch die vollen Straßen der Stadt und achtete darauf, dass der Umhang, den er mir gegeben hatte, meinen Körper gut versteckte.
Prinz Aiko meinte, es wäre unauffälliger, würde ich so herumrennen, als nur im Shirt... aber es brauchte auch nicht jeder zu wissen, dass ich sein Bodyguard war.
Also hielt ich immer Abstand und folgte ihm, mit tief ins Gesicht gezogener Kaputze.
Auch, wenn ich wegen meiner Hörner zwei Löcher hineinschneiden musste und mein viel zu langer Schuppenschwanz nicht unter dem Mantel versteckt bleiben konnte, glaubte ich, ziemlich gut verkleidet zu sein. Als unwissender Bürger...
Aber irgendetwas störte mich jetzt schon.

Da bog der Prinz in ein Geschäft ein und ich folgte ihm, um ihn nicht zu verlieren.
Schließlich holte ich doch zu ihm auf und ging neben ihm her.
"Was machen wir in einem Gewandgeschäft?" fragte ich ihn verwirrt und der Kleinere sah grinsend zu mir auf.
"Du kannst doch nicht so als mein Bodyguard arbeiten. Du brauchst was Besseres. Was Schöneres." meinte er und ich verdrehte die Augen. "Außerdem kommt meine Mutter bald zurück." fügte er noch hinzu und ich blieb unverzüglich stehen.
Verwirrt drehte der Prinz sich um und sah mich an.
Mir entkam ein kleines Fauchen und ich strich mir mit zusammengekniffenen Augen über die Schläfe.
"Adjar? Alles ok?"
Darauf schüttelte ich nur den Kopf und kam wieder zu ihm. "Nur ein bisschen Kopfweh."

Ich wusste, woher das kam, aber das konnte ich ihm nicht einfach so sagen... Aber ich brauchte schon bald Dämonenblut, sonst verlor ich die Kontrolle und das war nicht gut, wenn ich gerade auf Aiko aufpassen sollte.
Also verdrängte ich den Durst und folgte ihm weiter, nach einer Möglichkeit suchend.

Wir striffen immer weiter durch das Geschäft, bis ich mich schon wunderte, ob es überhaupt ein Ende hatte.
Da blieb der Prinz stehen und deutete auf ein Regal, voll von dunklen Anzügen.
"Denkst du, die haben deine Größe?" murmelte er und lachte mich unschuldig an, worauf ich nur seufzte. "Weiß ich nicht. Aber du bringst mich nicht in so ein Ding." murrte ich zurück und musterte einen der Anzüge.
"Ach, komm schon. Du brauchst wenigstens etwas Schönes zum Anziehen wenn meine Mutter nachhause kommt." "Nur für diesen einen Tag." "Ok." gab der Prinz zurück und nahm einen Anzug aus dem Regal. Der war fast so groß, wie er selbst aber würde mir wahrscheinlich passen.
Bei dem Anblick konnte ich mir ein kleines Grinsen nicht verkneifen, worauf plötzlich die Kopfschmerzen wieder hereinkrachten.
Fluchend wich ich zurück und hielt mir den Kopf.
Wenn ich zu stark dagegen hielt, wurde ich noch ohnmächtig aber wenn ich nicht dagegen ankämpfte, verlor ich die Kontrolle und könnte vielleicht sogar den Prinzen angreifen.
"Adjar? Geht's dir wirklich gut?" riss seine Stimme mich aus dem Schmerz und ich sah keuchend zu ihm hinunter. Ich musste etwas tun. Jetzt.
Schnell packte ich den Prinzen mit meinem Schuppenschwanz am Handgelenk und zog ihn hinter mir her, zu den Kabinen.

Halb bei Bewusstsein schupste ich ihn hinein, kam zu ihm und zog hinter mir den Vorhang zu.
"Häng den kurz weg..." keuchte ich, nahm ihm den Anzug aus der Hand und hängte ihn neben uns an die Kabinenwand, bevor ich zur Seite taumelte und der Kleine versuchte, mich zu stützen. Ich beugte mich runter und senkte außer Atem den Kopf.
"Normalerweise sollte das andersrum sein. Was ist mit dir los?" murmelte Aiko besorgt und hob meinen Kopf am Kinn an.
"Kleiner, ich hab ein Problem." "Das sehe ich. Was ist es? Was brauchst du?" fragte er drängend und ich setzte mich vorsichtig auf den Boden, während meine Kopfschmerzen immer stärker wurden.
"Adjar. Antworte mir." "Ich brauche Dämonenblut. Ich muss den Vorrat im Schloss vergessen haben." antwortete ich ihm und er seufzte energisch auf.
Da setzte er sich plötzlich auf meinen Schoß und umarmte mich, worauf ich gefährlich nahe an seiner Halsschlagader war.
"Was machst du da?" knirschte ich, durch zusammengepresste Zähne und drehte den Kopf weg.
"Trink so viel du brauchst. Sollte ich das Bewusstsein verlieren weiß ich, dass du auf mich aufpasst." flüsterte er mir zu und ich kniff keuchend die Augen zusammen.
Aber er hatte recht.

Etwas zögern drehte ich den Kopf wieder zu ihm, legte meine Hände an seine Seiten und öffnete den Mund.
"Adjar... wird es wehtun?"
"Hm... sehr wahrscheinlich. Willst du es trotzdem machen?" hauchte ich ihm zu und er nickte, wenn doch zögernd.
"Ich mach schnell, keine Sorge."
Mit diesen Worten biss ich sanft in seinen Hals und spürte, wie sich sein Schuppenschwanz zitternd um meinen Arm wickelte.
Durch die Länge meiner Fangzähne kam ich gut an das Blut heran, aber es tat auch dementsprechend weh.

Mit geschlossenen Augen trank ich also das warme Blut des Prinzen und hoffte, dass er es aushalten würde.
Da spürte ich, dass er seine Hand an meinen Hinterkopf legte und seinen Kopf gegen meinen lehnte.

𝒂𝒏 𝒐𝒍𝒅 𝒍𝒆𝒈𝒆𝒏𝒅Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt