𝒂𝒏 𝒐𝒍𝒅 𝒍𝒆𝒈𝒆𝒏𝒅

22. Gerade rechtzeitig

Der König blutete an der Seite, schien sonst aber unverletzt, worauf ich ihn vorsichtig hochhob.
"Atmen Sie so wenig, wie möglich." zischte ich ihm zu und er schloss gegen den beißenden Rauch die Augen, bevor ich mit ihm gehetzt durch das brennende Haus rannte. Es beunruhigte mich, dass sein Körper so warm, gar heiß war und er immer noch bei Bewusstsein war.
Es musste sicher sehr schmerzen, so im offenen Feuer zu liegen.

Ich konnte die Struktur des Hauses schon gar nicht mehr erkennen und hatte somit Schwierigkeiten, den Ausgang zu finden.
Jedoch fand ich gerade rechtzeitig ein Loch in einer, mit Holz verstärkten, Wand und brach aus dem Haus, als hinter uns eine tragende Hauswand einstürzte und somit das halbe Gebäude mit sich zu Boden riss. Eine gewaltige Staubwolke schlug uns entgegen und ich drehte mich schnell mit dem Rücken zum Haus, sodass König Sinon nichts abbekam.

Erschöpft ließ ich ihn runter, worauf er sich sofort neben seine Frau auf den Boden setzte und sie fragte, ob es ihr gut ginge.
Ich faltete währenddessen meine Flügel aus und setzte mich ebenfalls auf den Boden, sodass ich sie alle vor der Hitze des Feuer schützen konnte. Auch Barthiwall und Aiko.
Da fielen mir ihre Verletzungen wieder ein und ich holte den Prinzen auf meinen Schoß, bevor ich ihn keuchend musterte.
Seine Haut war voll von Kampfwunden und dunklen Flecken, was auf einen Hinterhalt hinwieß. Villeicht war es ein Überraschungsangriff, villeicht wurden sie gejagt...
Wichtig war jetzt aber nur, dass es ihnen gut ging.

Kurz darauf stand ich wieder auf und taumelte etwas zur Seite, als ich merkte, dass Aiko langsam aufwachte.
"Aiko! Alles ok?" murmelte seine Mutter und zog ihn sofort zu sich.
Er, jedoch wollte mir anscheinend etwas sagen.
Ich beugte mich zu ihm runter und er flüsterte mir zu "Adjar... e-es war Dakai."

Als der Kleine das sagte, wusste ich sofort, was er meinte und meine Pupillen verformten sich zu dünnen Schlitzen.
Im nächsten Moment hockte ich über dem bewusstlosen Dämon und fuhr die Krallen aus, bevor ich sie, ohne zu zögern, über seine Kehle wetzte.
Erschrocken schlug Dakai die Augen auf und packte mich am Arm, bevor er seine Krallen tief in mein Fleisch bohrte.
Ich zischte energisch auf, packte seine stumpfen Hörner und drückte sie nach unten, worauf er mich mit seinen blutroten Augen durchdringlich anstarrte. Ich beugte mich zu ihm runter und hielt ihn fest.
"Der Prinz gehört mir." flüsterte ich ihm knurrend ins Ohr, bevor ich meine Krallen nochmals über seinen Hals zog und er den Mund aufriss.
Zwar wollte er etwas sagen, aber man verstand bereits nichts mehr.
Nichts außer blutigem Gekrächtze.
Dann war er still.

Darauf stand ich taumelnd auf und merkte, dass auch Barthiwall allmählich wach wurde.
"Geht's euch-... *hust* gut?" fragte ich, an alle gewandt, als mir plötzlich schwindlig wurde.
Benommen stolperte ich zur Seite, bevor mir die Beine wegknickten und ich im nächsten Moment hustend neben dem König auf dem Boden lag.
"Adjar!" rief dieser besorgt und ich erkannte durch mein verschwommenes Sichtfeld gerade noch, wie sich die ganze königliche Familie um mich herum versammelte.
Ich öffnete den Mund, jedoch konnte ich kein Wort sprechen... stattdessen packte mich ein weiterer Hustenanfall und ich bemerkte den beißenden Rauchgeschmack in meiner Kehle, während ich kleine Ascheflocken aushustete.
"Shh... schon gut. Bald geht's dir wieder besser. Bestimmt kommt gleich Hilfe..." hörte ich die leise, zitternde Stimme des Prinzen neben meinem Ohr und drehte mich zu ihm.
Er sah mich mit Tränen in den Augen an und ich spürte, wie mein Körper immer noch vor Erschöpfung zitterte.

Vorsichtig nahm der Kleine meine Hand und strich beruhigend darüber, während Barthiwall etwas Weiches unter meinen Kopf legte.
Ich wusste nicht, was es war, aber ich konnte noch hören, was er sagte.
"Du hast uns schon wieder gerettet... Danke."
Danach wurde alles schwarz...