47. früher

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-𝑩𝒆𝒊 𝑲𝒂𝒋𝒊𝒔 𝑩𝒆𝒆𝒓𝒅𝒊𝒈𝒖𝒏𝒈:

"Bist du dir sicher?" "Ja, Maky. Ich weiß, dass er dir und deiner Mutter etwas bedeutet hat. Egal, wie er mit mir auskam. Außerdem will ich nicht, dass ihr beide alleine dastehen müsst." antwortete ich der Prinzessin und Prinz Aiko neben ihr nickte mir dankbar zu.

Kajis Beerdigung wurde im kleinen, überdachten Raum von ein paar Wachen, Königin Ayaka und uns dreien abgehalten, während König Sinon eine glaubhafte Geschichte über die Ereignisse im Schloss verbreiten ließ, die nicht zu viel verriet.
Also stand ich in meinem schwarzen Anzug hinter Maky und Aiko, während ein paar Wachen Kajis Sarg in den überdachten Bereich brachten.
Wir befanden uns nämlich in einem schlichten, schönen Platz inmitten des Schlossgartens, um möglichst nicht gestört zu werden.
Und ich musste sagen, es war wirklich komisch zu wissen, dass Kaji tot war.
Ich konnte mich noch an ihn erinnern. An sein wahres Ich... als er noch in seinem alten Körper war, die Magie nur für die Bewässerung von Pflanzen verwendet hatte und Layla noch nicht bei uns war...
Ich konnte sogar mich daran erinnern, als wäre es gestern gewesen...

-𝑹𝒖̈𝒄𝒌𝒃𝒍𝒆𝒏𝒅𝒆:

"Adjar! Wo warst du?" rief der kleine Magiedämon mir zu und ich landete etwas stolpernd neben ihm, bevor ich meine Schwingen von den ganzen Blättern befreite.
"Wieso musst du auch im Wald übernachten? Genau hier, im dichtesten Gebüsch in der Umgebung." grummelte ich und hüpfte von der breiten Baumwurzel, auf der ich gelandet war.

Seufzend presste ich meine Flügen dicht an meinen Körper und folgte ihm durch die verwirrten Ranken, Äste und Blätterdächer, bis wir zu seinem Unterschlupf kamen.
Da ich fast doppelt so groß war, wie Kaji, hatte ich Schwierigkeiten, ihm zu folgen und blieb schließlich einfach vor seinem Unterschlupf sitzen.
Er verschwand darin und meinte, er wäre gleich zurück, während ich meine pechschwarze Haut musterte.
Es war schon lange her, dass ich mich in eine meiner anderen Gestalten verwandelt hatte, aber das war auch ok. Solange ich genug Blut von Kaji bekam.
Apropros... da kam der Magiedämon mit vor Aufregung peitschendem Schuppenschwanz aus seinem Unterschlupf hervor und hielt mir stolz grinsend eine Blume hin.
Ich nahm ihm die kleine Pflanze aus der Hand und musterte sie.
Es war eine schwarze Tulpe, nur mit von Natur aus eingerissenen Blütenblättern und einem weißen Stängel.

"Wie hast du das hinbekommen?" fragte ich verwundert und strich mit der Spitze meines langen Schuppenschwanzes vorsichtig über die dunklen Blätter. "Ich hab ja ein paar Blumen aufgezogen und eine davon sah so ähnlich aus. Ich wollte versuchen, sie mit einem neuen Zauber nachzustellen und dann kam das dabei raus. Sie erinnert mich an dich."  lächelte er zurück und hielt seine Hände in einer Schüsselform hoch, bevor ein kleiner Magiewirbel darin entstand.
Ein paar Sekunden später befand sich eine mit Blut gefüllte Holzschüssel in seinen Händen und er reichte sie mir.
Ich nickte dankbar, nahm sie mit der freien Hand entgegen und trank daraus.
Währenddessen nahm Kaji mir die Blume wieder aus der anderen Hand und musterte sie.
"Wer weiß... vielleicht kann ich irgendwann auch mal etwas anderes verändern, als Pflanzen." murmelte er und ich lächelte ihm aufmunternd zu, während ich mir über den Mund wischte.
"Das wirst du bestimmt. Du brauchst nur Übung."
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Hätte ich damals gewusst, was er mit seiner Magiefähigkeit erreichen würde, hätte ich besser aufgepasst.
Besonders, als ich bemerkt hatte, was für Gefühle er für mich hegte.
Aber es war bereits lange zu spät. Schon viele tausend Jahre und... um ehrlich zu sein... war ich erleichtert, dass es vorbei war.

Vor uns befand sich gerade Kajis offener Sarg und Königin Ayaka stand davor.
Sie strich über seine Wange und verdrängte ihre Tränen, während sie ihn betrübt musterte.
Ich wusste, dass sie mich in diesem Moment hasste. Ich konnte das nachvollziehen, aber entschuldigen konnte ich mich beim besten Willen nicht.

Als sie jedoch zurücktrat, hatte ich plötzlich das Verlangen, zu ihm zu gehen.
Also ging ich an Maky und Aiko vorbei und auf den offenen Sarg zu. Bevor ich aber dort war, pflückte ich eine Tulpe, die am Rand des kleinen, überdachten Platzes wuchs.
Vorsichtig strich ich über die roten Blütenblätter und konzentrierte mich.
Schon veränderte sich die Farbe der Blütenblätter und sie begannen, einzureißen.
Der Stängel wurde immer heller, bis er weiß war und die Tulpe genauso aussah, wie die Blume von damals.
Die Blume, mit der seine Gier nach Magie angefangen hatte...

Still ging ich ganz nach vorne zu Kajis leblosem, eingebetteten Körper und legte die Tulpe auf das Tuch auf seiner Brust, dass das Loch darin versteckte.
Seufzend drehte ich mich wieder um, ohne ihn weiter anzusehen, und ging zu Aiko zurück.

"Was hast du da gemacht?" flüsterte er und ich kniete mich hin, um ihm antworten zu können.
"Das... war so ein Ding, das wir früher gemeinsam hatten. Er hat seine magischen Blumen geliebt..."
Und ich wollte mit dieser Geste nur beenden, was damals begonnen hatte.

𝒂𝒏 𝒐𝒍𝒅 𝒍𝒆𝒈𝒆𝒏𝒅Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt