45. Einschränkung

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-𝑨𝒅𝒋𝒂𝒓𝒔 𝑺𝒊𝒄𝒉𝒕:
-𝑰𝒏 𝒅𝒆𝒓 𝒔𝒑𝒂̈𝒕𝒆𝒏 𝑵𝒂𝒄𝒉𝒕

Ich wusste, dass ich nicht wach war. Vielleicht war es ein Traum?
Ich stand in meiner realen Gestalt inmitten einer riesigen, grünen Wiese und sah mich um. Weit und breit war nichts zu sehen, außer Gras.
Gras... und einer Person.

"Layla..." flüsterte ich ungläubig und starrte sie an.
Ich verlor mich sofort in ihren wunderschönen, welligen Haaren und in ihren scharlachroten, hellen Augen, mit denen sie mich ansah.
Sie lächelte mir zu und winkte mich zu sich, worauf ich zu ihr kam.
Sie ergriff meine Hand und strich sanft über meine pechschwarze Haut, bis zu den ausgefahrenen Krallen an den Spitzen meiner Finger.
"Adjar... hallo." lachte sie und sah zu mir auf.
Sie erinnerte mich an den Kleinen. An Aiko. Wie er immer zu mir aufsah... wenn er sich nicht wohl fühlte und Schutz bei mir suchte.
Wenn er mich anlächelte und versuchte, mich mit seinen schlechten Witzen aufzumuntern.

"Hm... du lebst?" "Nein, Adjar. Ich bin tot und das weißt du." flüsterte sie gegen den schwachen Wind und diese Worte versetzten mir sofort einen Stich.
"Kaji hat mich getötet. Aber ich bin glücklich gestorben, Adjar. Ich habe meine letzten Jahre mit dir verbracht. Auch, wenn unsere gemeinsame Zeit für dich nur ein Wimpernschlag war, weiß ich, dass du mich nicht vergessen wirst." "Natürlich werde ich das nicht." murmelte ich und wickelte meinen Schuppenschwanz um ihre Hüfte.
"Darf ich dich ein letztes Mal küssen?" fragte ich und beugte mich zu ihr runter. Sie kam mir lächelnd entgegen und verschränkte ihre Finger mit meinen.
Bevor sich unsere Lippen jedoch trafen, hielt sie inne und flüsterte mir kaum hörbar etwas zu.
"Ich liebe dich, Adjar. Aber dein Herz gehört mir nicht mehr. Schon lange micht mehr..."

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"Adjar? Hörst du mich?" hallte plötzlich eine laute, dröhnende Frauenstimme über mir wieder und ich drehte benommen den Kopf zur Seite.
Was ist passiert? Wo war ich?
Alles drehte sich und mein Schädel dröhnte...
"Langsam... ja, versuch, das Auge aufzumachen." ertönte die Stimme nochmals und ich öffnete langsam die Augen. Oder... nur eines?
?...

"Du wirst dich fühlen, als hättest du einen Drogenrausch. Setz dich langsam auf und warte etwas." meinte eine andere, tiefe Männerstimme und ich blinzelte immer wieder, bis ich über mir drei verschwommene Gesichter erkannte. Drei Ärzte der Schlosskrankenstation.
Ich spürte ein paar Hände unter mir und versuchte stöhnend, mich aufzusetzen.
Diese Hände halfen mir und so saß ich völlig benebelt in einem Bett, in der Krankenstation und kannte mich hinten und vorne nicht mehr aus.
Da hörte ich Schnipsgeräusche neben meinen Ohren und zuckte zurück.
"Seine Ohren haben nichts abbekommen." "Pass auf, steig nicht auf seinen Schuppenschwanz!" "Seine Werte sind normal." "Ich glaube, er schafft es."
Auf einmal redeten so viele Leute gleichzeitig und ich hielt mir gestresst die Ohren zu.
Sofort verstummten die Stimmen und ich nahm die Hände runter, als mich eine einzelne Person ansprach.
"Hey, Adjar. Weißt du, wer ich bin? Erkennst du mich?" fragte ein Dämon vor mir und ich blinzelte verwirrt, bis ich Barthiwall erkannte.
"Barthiwall? Was ist passiert?" murmelte ich erschöpft und er setze sich an die Bettkante, neben mich.
"Eine Menge. Du wärst mir ein neues Bein schuldig, aber glücklicherweise hatte das Schlosspersonal noch eines auf Lager." meinte er und ich hob verwirrt die Hand, um nach meinem linken Auge zu tasten.
Jedoch hielt er mich zurück.
"Adjar... Du musst dich nicht wundern... du hast nur noch ein Auge."
"Huh?...!"

.
Eine Zeit darauf hatte Barthiwall mir alles erklärt. Absolut ALLES.
"Es tut mir so leid, Barthiwall..." murmelte ich und musterte sein metallisches Bein, sowie die zerfetzte Haut an seiner Schulter.
Sein Bein sah wirklich anders aus... viel heller, stabiler und... neuer...
"Ach, das war das kleinste Problem. Wie ich dir gesagt habe, wissen wir nicht, ob du je wieder laufen kannst. Vielleicht endest du dann, wie ich." "Heh... naja, dann wärst du nicht ganz so alleine." murmelte ich zurück und war einfach froh darüber, wie die Lage ausgegangen war.
"Adjar... ich bleibe lieber alleine mit dieser Art von Einschränkung. Du hast immerhin noch einen Job zu erledigen. Und ich darf dir hiermit verkünden, dass du es länger als jeder deiner Vorgänger als Aikos Bodyguard ausgehalten hast." meinte er und stand auf.
Ich strich über die Hörner auf meinem Kopf und Barthiwall winkte mich zu sich.
Neben meinem Bett standen drei männliche Wachen und ich wusste, dass sie da waren, um mich zu stützen, sollte ich es nicht schaffen.
Jedoch sahen sie sich gegenseitig etwas verzweifelt an, da ich ja doch fast doppelt so groß war, wie sie selbst.

Ich atmete also tief durch und zog die Bettdecke zur Seite. "Sieht ja alles ok aus." murmelte ich, eher mehr zu mir selbst, als Gyrias Stimme neben mir ertönte "Geh es langsam an. Aiko wartet gerne auf dich." lächelte sie und reichte mir ihre Hand.
Da ich noch etwas unsicher war, wickelte ich meinen langen, rauen Schuppenschwanz um ihren Arm und atmete nochmals tief durch.
Dann stand ich auf.

Etwas benommen war ich noch, besonders als ich aufstand, aber trotzdem konnte ich stehen.
Vorsichtig ging ich einen Schritt, wobei ich etwas nach vorne taumelte und die drei Wachen neben uns sofort vorsprangen.
Ich fing mich aber noch und keuchte "Schon gut... geht schon."
Darauf richtete ich mich wieder auf und humpelte vorsichtig ein paar Schritte.
Ich spürte einen dumpfen Schmerz in meinem linken Bein, aber ich machte trotzdem weiter.
Immer weiter und weiter...
Bis ich am anderen Ende der Krankenstation war und Barthiwall von meinem Startpunkt aus lachend rufen hörte

"Funktioniert ja einwandfrei! Kein Grund, deinen Job aufzugeben!"

𝒂𝒏 𝒐𝒍𝒅 𝒍𝒆𝒈𝒆𝒏𝒅Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt