24. Den kennst du doch

95 8 0
                                    

Am späten Abend des selben Tages saß ich gedankenverloren in meinem Zimmer und starrte aus dem Fenster.
Draußen tobte ein wilder Sturm und der Regen schlug heftig gegen das Fenster, was mich immerwieder aus den Gedanken riss.
Plötzlich zuckte ein heller Blitz über den Himmel, gefolgt von lautem Donnern.
Mit den Gedanken schweifete ich etwas zu Aiko ab... der Kleine hatte höllische Angst vor dem Donner...

-𝑨𝒊𝒌𝒐𝒔 𝑺𝒊𝒄𝒉𝒕:

"Schon gut, alles ok. Sind n-nur ein paar laute Geräusche, du brauchst keine Angst haben..." redete ich mir selbst zu und beschleunigte meine Schritte.
Ein kalter Schauer lief mir über den Rücken, als ein weiterer Blitz durch die Fenster das Schlossinnere erhellte und ein weiteres, mächtiges Donnergrollen hinter sich herzog.
Als ich mit Maky auf der Krankenstation war und es anfing, zu stürmen wollte ich schon weg, aber ich riss mich zusammen. Bis ich Angst um Adjar hatte.
Natürlich wusste ich, dass ihm nichts passieren konnte, aber ich wollte bei ihm sein. Ob er wach war, oder nicht... ich fühlte mich, als müsste ich ihn vor dem beschützen, was mir Angst machte.

Keuchend stieß ich die Tür zu seinem Zimmer auf und rannte zu seinem Bett, in dem er immer noch lag.
Von den lauten Geräuschen des Donners und dem Zittern meines Körpers verwirrt, krabbelte ich unter die Decke und kuschelte mich nahe an Adjar heran.
Vorsichtig wickelte ich meinen Schuppenschwanz um seinen Arm und legte meinen Kopf auf seine Brust, seinem ruhigen Atem lauschend.
Die Ruhe in seiner Atmung und seinem Erscheinen machten es mir leichter, mich zu beruhigen...
Auch, wenn ich bei jedem Donnern zusammenzuckte wusste ich, dass ich nicht alleine war.
Aber doch...
wünschte ich mir, dass Adjar bald aufwachte.

.
"Aiko!"
Erschrocken riss ich die Augen auf und drehte mich zur Seite, als ich plötzlich aus dem Bett fiel und auch schon den Boden küsste.
Verwirrt richtete ich mich auf und spähte zu Prinzessin Maky hinauf, welche über mich gebeugt dastand.
"Heute kommt meine Mutter hierher... du solltest dich fertig machen. Und du störst die Krankenpfleger bei Adjars Behandlung." erklärte sie mir betrübt und half mir wieder auf die Beine, während ihr Schuppenschwanz tröstend über meinen Rücken strich.
Ich drehte den Kopf zu einer Krankenschwester, die gerade an der Bettkante saß und die Verbände des großen Dämonen abwickelte, worauf seine tiefen Brandwunden zum Vorschein kamen.
Ein Dämon, besonders ein seltener, wie er, konnte sich eigentlich ganz einfach selbst heilen aber das ging nur, wenn er bei Bewusstsein war...
In einem Koma mussten sich andere darum kümmern.

"Prinz Aiko? Darf ich fragen, ob Ihnen irgendetwas aufgefallen ist, als Sie hier waren?" fragte mich die Krankenschwester und behandelte Adjars verbrannten Hals, während sie auf eine Antwort wartete.
"Äh... nein? Ich hab... eigentlich die ganze Zeit geschlafen." murmelte ich zurück und sah aus dem Fenster des Zimmers.
"Ok... Ich wollte Sie nur warnen. Blutdämonen können ihren Blutdurst nicht kontrollieren, auch wenn sie bewusstlos sind. Es hätte nämlich sein können, dass sein Körper sich wegen der mangelnden Blutzufuhr der letzten Tage... naja... selbstständig gemacht hat. Ich sollte Ihnen von Ihrem Vater ausrichten, dass Sie vorsichtig sein sollen, wenn Sie in den nächsten Tagen mit ihm alleine sind." meinte sie und griff nach einer neuen Bandage.
Ich musterte Adjar einfach nur betrübt und dachte darüber nach, was die Dämonenkrankenschwester gerade gesagt hatte.
Irgendwie scherte es mich nicht.
An solche Überraschungen hatte ich mich schon gewöhnt.
Besonders, wenn es um Adjar ging.

Ich beobachtete die Krankenschwester einfach weiterhin, während sie nacheinander die Verbände um den Körper des großen Dämonen löste und die darunter verborgenen Wunden langsam sichtbar wurden.
"Wir sollten uns bald fertig machen. Deine Verbände müssen auch noch ausgewechselt werden und meine Mutter kommt bald. Adjar ist in guten Händen, du kannst deinem Personal vertrauen." meinte Maky kurz darauf und ich verzog nur unzufrieden das Gesicht.
"Hol mir eine Krankenschwester her. Ich will bei ihm bleiben." meinte ich zu der arbeitenden Dämonin bei uns und sie nickte.
"Natürlich, mein Prinz."

Etwas später saß ich neben Maky auf Adjars Bett und ließ mich von einer weiteren Krankenschwester verarzten, die gerade mit ihrem Schuppenschwanz über meine Verbrennungen strich.
"Deine Wunden vom Kampf sind schon verheilt. Die Verbrennungen sind dank deines Bodyguards auch nur leicht ausgefallen. Wenn du willst, können wir die Verbände weglassen und die Wunden einfach nur einschmieren." meinte sie und ich nickte, mit einem Seitenblick auf Adjars Arm. Darüber erstreckte sich ein länglicher, dunkler Fleck von verbrannter Haut und aufgerissenen Narben. Bis zu seinen, mit Krallen geschmückten Fingern hin, war seine Haut beschädigt und ich wollte es mir gar nicht mehr ansehen.
Schon gar nicht, weil ich wusste, dass das nicht alle Verbrennungen waren, die er abbekommen hatte.

.
Stunden später begann die Empfangszeremonie der Königin Ayaka und ihres persöhnlichen Bodyguards Kaji.
Oder wie auch immer sein Name war.

𝒂𝒏 𝒐𝒍𝒅 𝒍𝒆𝒈𝒆𝒏𝒅Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt