Kapitel 6

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~ Enzo ~

>>Das wird ein Spaß<<, brachte Archer erfreut heraus und ließ seine Reisetasche aufs Bett fallen.

Vor einer Stunde waren wir in einem kleinen Hotel, mitten in Amsterdam angekommen. Und vor ungefähr fünf Minuten hatte ich Wren eine Nachricht geschickt, dass sie sich auf dem Weg machen konnte und teilte ihr auch unsere genauen Standort mit.

>>Deine Vorfreude auf diesen Schlamassel ist recht fragwürdig, meinst du nicht? Außerdem haben wir wichtigeres zu tun.<<

Lachend sah er sich im Zimmer um und begutachtete jede Ecke. Archer war es wichtig Geld einzusparen, was unsere Unterkünfte betraf, doch er legte großen Wert auf Sauberkeit.

>>Ah komm. Wir machen ein Städtetrip mit einer heißen Hexe.<<

>>Einer, die dir locker in den Arsch treten kann.<<

Erneut lachte er, während er einen Blick ins Badezimmer warf. >>Das kennst du ja am besten.<< Er kam wieder raus und sah mich neugierig an. >>Und? In welchen Bett wird sie schlafen? In meinem oder in deinem?<<

>>Ich habe nicht vor in einem Zimmer mit ihr zu sein. Und das wird sie garantiert auch nicht wollen.<<

Wie aufs Stichwort klopfte es an der Tür. Archer war der erste, der an dieser ankam und sie öffnete und er wurde gleich von einem grimmigen Blick der Hexe begrüßt.

>>Nur über meine Leiche<<, zischte sie und hatte eindeutig den gleichen Gedanken, wie ich.

Amüsiert über ihre Reaktion holte ich einen zweiten Schlüssel aus meiner Hosentasche heraus und warf ihr diesen zu. Sie fing ich mit Leichtigkeit. >>Die Tür rechts von dir.<<

Sie sah mich kurz an. Misstrauisch. Doch sie nickte gleich darauf und verzog sich wieder. Archer sah ihr hinterher, verrenkte sich beinahe den Hals.

>>Wie schade<<, seufzte er enttäuscht.

Ich konnte nur den Kopf schütteln. >>Mal im erst, du solltest sie nicht auf die Probe stellen.<<

Breit grinsend drehte er sich zu mir herum und schloss die Tür dabei. >>Wieso? Eifersüchtig, dass ich vielleicht Chancen bei ihr habe?<<

Ich lachte. >>Chancen darauf, dass sie dir den Kopf abreißt und dabei auch noch ihren Spaß hat. Weißt du was? Versuche es ruhig.<< Es wäre mir eine Freude zuzusehen, wie er Bekanntschaft mit ihren Fuß machte.

Mich hatte es bereits zu viel gekostet die kleine Hexe überhaupt dazu zu bringen mit mir zu sprechen. Bei dem Gedanken spürte ich noch immer den pochenden Schmerz meiner Eier. Eine Erfahrung, auf die ich ein zweites Mal gerne verzichten würde.

~

Keine halbe Stunde später saßen wir gemeinsam in Archers und meinem Zimmer. Während ich auf dem Bett saß, hatten es sich der Gestaltwandler und die Hexe auf dem Boden gemütlich gemacht. Beide saßen sich gegenüber im Schneidersitz und beide starrten die ausgebreitete Stadtkarte an, die zwischen ihnen lag.

>>Ein bisschen mehr Informationen währen nett<<, warf Wren ein und stützte ihren Ellbogen auf das Knie. Die Faust geballt, stützte sie damit ihre Wange ab, während ihr Blick gelangweilt auf die Karte gerichtet war.

Selbst wenn sie es nicht gesagt hätte, man sah ihr sehr deutlich an, dass sie keine Lust auf diese Mission besaß. Und erst recht nicht eine, bei der sie einen Exorzisten unterstütze sollte. Es war kein Geheimnis, dass sie Leute wie mich hasste. Sie hatte sich die Jahre über einen gewissen Ruf bei den Exorzisten aufgebaut. Wir gingen ihr aus dem Weg und sie uns und nachdem mir mehrere Exorzisten beigepflichtet hatten einen großen Bogen um die Hexe zu machen, entschied ich mich natürlich dazu ihren Rat nicht zu befolgen.

Es war so, dass ich nie – und damit meinte ich wirklich nie einen Rat annahm, ganz besonders nicht, wenn sie die einzige Hexe war, die mir bei diesen Mist hier helfen konnte.

Etwas unsichtbares traf gegen meine Stirn und ließ mich leicht zurückfallen.

Aus meinen Überlegungen gerissen sah ich zu Wren, die ihren Finger auf mich gerichtet hielt. Die Stelle auf meiner Stirn begann zu poch und ich spürte, wie Blut hineinschoss und die Stelle gleich viel zu heiß werden ließ. Diese verdammte Hexe hatte ihre Magie spielen lassen und mich mit komprimierter Luft getroffen. Es fühlte sich an, als hätte sie mit einem heftigen Fingerschnipsen erwischt. Und es tat verflucht weh!

In ihren Augen jedoch lag reine Schadenfreude vermischt mit Langeweile. Nun, sie wollte auf keinen Fall hier sein.

Mir die Stirn reibend sah ich sie an. >>Es ist ein Dämon einer sehr hohen Stufe. Wir sind bereits seit einiger Zeit auf der Jagd nach ihm, doch er ist uns bisher immer wieder entwischt.<<

>>Er hat uns in den letzten Jahren verdammt viel Ärger gemacht<<, warf Archer ein, konzentrierte sich jedoch weiterhin auf die Karte.

Wren richtete sich überrascht auf. >>Jahre? Was für ein Exorzist bist du, der Jahre braucht, um einen Dämon zurück in die Hölle zu schicken?<<

Ich ließ mich nicht provozieren. >>Wie gesagt. Dämon einer hohen Stufe. Er ist schnell und stark. Vor allem aber geht er ziemlich brutal vor. Es bereitet ihm Freude seine Opfer zu quälen, ehe er sie von ihren Elend erlöst.<<

>>Und ihr habt keine Ahnung, um was für einen Dämon es sich handelt.<<

Ich schüttelte den Kopf. >>Wir wissen nur, dass er von reiner Gewalt lebt und sich von dem Leid der Opfer nährt.<<

Die Hexe seufzte und sah wieder zu der Stadtkarte. >>Die schlechtesten Detektive aller Zeiten. Ihr Exorzisten seid echt zu nichts zu gebrauchen.<<

Auch diese Bemerkung ignorierte ich.

>>Okay. Ich bin so weit.<< Archer drückte den Rücken durch und lockerte die Schultern. Anschließend holte er ein Messer hinter seinem Rücken hervor und streckte seinen Arm über die Karte aus. Er fuhr mit der scharfen Klinge über seine Handfläche, ohne dabei zu zucken und ließ das Blut auf die Karte tropfen.

Blutstropfen sammelten sich in den verschiedensten Richtungen der Karte und verteilten sich überall dort, wo spirituelle Energie zu wittern war. Je nach stärke der Energie wurden die Blutstropfen kleiner oder größer. Doch dann schienen alle Blutstropfen die Richtung zu ändern und sich an einen einzigen Ort zu versammeln. Ich hatte Archer so oft dabei beobachtet, fand es aber immer wieder faszinierend.

>>Heilige Scheiße<<, fluchte Wren und entlockte mir ein leichtes Schmunzeln.

Archer hingegen sah noch immer völlig konzentriert aus und starrte auf die Blutstropfen, die immer größer wurden und sich zu verfärben begannen. Statt dunkelrot wurde das Blut schwarz, was nur bedeutete das sich an dieser Stelle eine besonders bösartige Machtquelle befand. Wie zum Beispiel ein sehr mächtiger Dämon.

>>Hab ihn<<, meldete sich Archer und sah zufrieden zu mir.

>>Was für ein Gestaltwandler bist du?<<, fragte Wren noch immer überrascht.

>>Ein ganz besonderer<<, entgegnete mein Begleiter und zwinkerte der Hexe zu.

>>Wie kann jemand wie du auch noch ein Energiesucher sein?<<

Archer stand auf und griff nach einem sauberen Handtuch, um sich die noch immer blutende Hand zu verbinden. >>Wie kann eine Naturhexe dunkle Magie beherrschen?<<, fragte er ohne weiteres und ich merkte, wie sich Wren gleich versteifte. Sie mochte es nicht sonderlich, wenn man sie an diesen Teil ihrer Macht erinnerte, das hatte sie mir bereits bewiesen.

>>Touché<<, meinte sie nur und stand ebenfalls auf. Sie hatte sich schnell wieder unter Kontrolle und ich musste zugeben, dass ich doch ein wenig enttäuscht darüber war, dass sie dem Gestaltwandler keine reingehauen hatte. Anscheinend galt ihre Verachtung nur mir alleine. Sollte ich mich geehrt deshalb fühlen? Meine gebrochene Nase und mein Schritt sagten mir klar und deutlich Nein.

>>Na schön. Gehen wir, damit wir diese unnötige Partnerschaft gleich wieder beenden können.<< Kaum hatte sie es ausgesprochen, da stand sie schon halb im Flur. Aber sie hatte recht. Je schneller wir die Sache hinter uns gebracht hatten, umso schneller konnten wir wieder getrennte Wege gehen. 

The evil's game ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt