Kapitel 22

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~ Enzo ~

Ohne mich von den unmenschlichen Schreien irritieren zu lassen, sprach ich voller Konzentration meine Gebete. Der Körper des jungen Mannes, der am Bett gefesselt war, schlug nur so um sich und versuchte sich zu befreien, doch der Rosenkranz auf seiner Brust, machte es dem Dämon schwer seine volle Macht zu demonstrieren.

Ich versuchte bereits seit einiger Zeit den Dämon aus dem Körper des Jungen auszutreiben und so langsam sah ich endlich erste Erfolge. Der Dämon verlor an Kraft.

Wortlos streckte ich meine Hand Archer entgegen und er reichte mich ohne weiteres das Weihwasser. Ich öffnete das kleine Fläschchen und besprenkelte den Körper des Besessenen damit, ohne meine Gebete zu unterbrechen. Der Körper bäumte sich auf und der Dämon schrie erneut auf.

Mit eiserner Miene ging ich auf das Bett zu, befeuchtete meine Finger mit dem Weihwasser und beugte mich anschließend über das Gesicht des Jungen. Seine Haut war vollkommen blass und mit schwarzen Äderchen durchzogen und aus seinem Mund trat statt normaler Spucke, schwarze Flüssigkeit heraus. Seine Augen waren Schwarz und doch sah ich in diesen Jungen den größten Misserfolg meiner Karriere. Ich sah diesen Moment jedes Mal vor mir. Diese Blutroten Augen mit der pechschwarzen Iris. Ich sah diese Augen in jeden Besessenen, den ich wieder befreite. Dieser Moment, der bereits Jahre zurück lag wurde mir zu einer Lektion, die ich nie vergessen durfte. Also hielt ich mich an diesen Gedanken fest und ließ mich durch nichts irritieren, nicht einmal durch dieses verzerrte Lächeln auf den Lippen den Jungen.

Die mit Weihwasser getränkten Finger führte ich zu seiner Stirn und zeichnete dort ein Kreuz. Das Weihwasser brannte sich in die Haut hinein und der Dämon fluchte laut.

>>Du wirst keinen mehr verletzen, Dämon<<, sagte ich leise an sein Ohr und sprach das letzte Gebet, um diesen Mistkerl zurück in die Hölle zu befördern.

Der Körper bäumte sich so stark auf, dass ich glaubte er würde jeden Augenblick brechen. Schwarzer Rauch stieg empor und ein ohrenbetäubender Schrei erfüllte das große Zimmer. Er wirbelte herum, ehe er sich in Luft auflöste und noch im selben Moment sackte der Körper des Jungen wieder ab und rührte sich nicht mehr. Farbe kehrte in sein Gesicht zurück und die schwarzen Adern verschwanden, genauso wie die verbrannte Stelle auf seiner Stirn, welches das Weihwasser hinterlassen hatte.

Schwache Atemzüge waren zu erkennen, was andeutete, dass der Junge noch immer lebte. Der Dämon war fort und meine Arbeit erledigt.

>>Ich finde es immer noch unheimlich, wenn du das tust<<, sagte Archer hinter mir und schüttelte sich. Er lehnte an der Kommode und fuhr sich durch seine verschwitzten Haare. Die Hitze hier war beinahe unerträglich und für uns beide ein Problem. Sowohl Archer als auch ich waren solch ein Wetter nicht gewohnt und es setzte uns mehr zu, als wir dachten.

>>Ich hasse diese Arbeit<<, erwiderte ich und packte das Fläschchen mit dem Weihwasser in meine Tasche zurück. Genauso, wie ich es mit dem Rosenkranz tat. Ein Exorzismus war noch nie einfach für mich gewesen. Und nach dem einem Exorzismus, der damals alles geändert hatte, war es für mich klar, dass ich mich nur noch mehr in die Sache hineinhängen musste. Dementsprechend hatte ich mehr Kraft genutzt als gedacht.

>>Machen wir ihn los.<< Ich ging zum Kopfende des Bettes und begann die ersten Fesseln zu lösen. Die Haut um die Handgelenke war ein wenig gerötet, aber die Male würden nach einer Zeit wieder verschwinden, dessen war ich mir sicher.

Nachdem Archer mir geholten hatte die Fesseln abzumachen, ließen wir den Jungen im Bett liegen und schlafen. Die Erschöpfung war deutlich an ihm zu erkennen und nun musste er sich nur noch ausruhen. Wir ließen das Zimmer hinter uns und kehrten nach unten zu den anderen.

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