Kapitel 28

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~ Wren ~

Kurz nach Mitternacht standen wir erneut vor dem Kolosseum. Wir fanden es für besser, noch ein wenig länger zu warten, nachdem das Bauwerk für die Besucher geschlossen wurde. Zwar waren noch immer einige Leute unterwegs, doch wir waren definitiv ungestörter gewesen als am Tag.

>>Folgt mir. Ich kenne einen Seiteneingang, bei dem uns keiner sehen wird.<<

Augenrollend sah ich zu, wie Lorenzo vorausging. Ja, er war auch mit dabei.

Obwohl ich ihm immer wieder gesagt hatte, dass er zu Hause bleiben sollte, wollte sich dieser verdammte Hexer die Gelegenheit nicht entgehen lassen, vielleicht etwas Großem auf der Spur zu sein. Ich wusste nicht, ob das an seinem Polizistendasein lag, oder einfach nur daran, weil er ein überheblicher Hexer war.

Nun ja, wie dem auch sei, konnte ich ihn jetzt schlecht wieder fortschicken. Außerdem konnte er uns vielleicht noch nützlich sein, immerhin war das seine Stadt und so wie er uns durch den versteckten Eingang führte, kannte er sich bestens im Kolosseum aus.

Als wir drin waren, blieb ich für einen Moment stehen, um das Innere zu bewundern. Zwar war ich vor einigen Jahren mal in der Nähe gewesen, doch ich hatte das Kolosseum noch nie von innen gesehen. Die alten Gemäuer und die halbeingefallenen Säulen. Sogar die Atmosphäre war bewundernswert.

Leider dauerte dieser Moment nicht lange, denn ich wurde schnell wieder an unsere Aufgabe erinnert.

>>Also ich spüre hier nichts<<, sagte Aislinn und sah sich um. >>Was ist mit euch?<<

Ich holte Luft und horchte auf mein Innerstes. Horchte auf die Umgebung und auf irgendein Anzeichen von Magie. Nur spürte ich absolut nichts, was darauf hinweisen könnte, wieso der Dämon eine Leichenspur geradewegs zu diesen Ort hinterlassen sollte.

>>Vielleicht habe ich mich getäuscht<<, sagte ich in die Runde.

>>Das ist noch nicht sicher. Teilen wir uns auf<<, verkündete Enzo und sah mich mit einer Spur von Aufmunterung an.

Seit er wieder von seinem geheimnisvollen Treffen zurückgekehrt war, hatte er mit keinem Wort darüber gesprochen. Er hatte nicht erzählt, wo er hingegangen war und auch nicht, ob sein Gespräch den gewünschten Effekt hatte. Allerdings war es auch nicht der richtige Zeitpunkt, um ihn darauf anzusprechen und auszufragen.

Archer war der erste, der sich in Bewegung setzte. >>Ich schau unten nach<<, sagte er und sprang über die Brüstung nach unten in die Mitte des Kolosseums, als wäre es nichts. Gleich darauf teilte sich auch der Rest von uns auf.

Jeder suchte in einem anderen Winkel, sogar in den abgesperrten Bereichen.

~

Stunden waren vergangen, doch keiner von uns hatte etwas brauchbares gefunden. Ich hatte gehofft, dass es hier vielleicht irgendeine geheime Magiequelle gab, woran der Dämon vielleicht Interesse hätte – warum auch immer. Doch bis auf den geschichtlichen Teil, gab es hier absolut gar nichts.

Nachdem wir fertig waren, trafen wir uns wieder auf der Aussichtsplattform und tauschten unsere Ergebnisse aus, die letztendlich keine richtigen Ergebnisse waren.

Lorenzo lehnte sich an das Geländer und zog sein Handy hervor. Archer setzte sich - wie üblich - auf den Boden in seine Denkerpose und Aislinn fand ihren Platz stehend neben ihm. Sogar Enzo lehnte sich gegen die Steinmauer und verschränkte die Arme vor der Brust. Nur ich schaffte es nicht auf einem Fleck stehenzubleiben und ging ruhelos auf und ab.

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