Kapitel 5

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~ Wren ~

 Verdammter Exorzist! Hatte er echt geglaubt, ich würde es nicht merken, wenn sich eine lebende Seele in meinem Bannkreisen bewegen würde? Dass ich einen dämlichen Gestaltwandler nicht bemerken würde? Hielt er mich wirklich für so dumm?

Rasend vor Zorn schmiss ich meine Jacke über die Couch und mich selbst gleich auf diese. Worauf hatte ich mich hier nur wieder eingelassen?

Scheiße noch mal! Ich hatte mir geschworen nie wieder diese Seite meiner Magie, die in mir steckte, zu benutzen. Und wieso hatte ich überhaupt zugestimmt mit einem Exorzisten zusammenzuarbeiten? Wieso nur?!

Ich war wütend über mich selbst, aber ich hatte in seinem Ausdruck tatsächlich gesehen, dass dieses Arschloch keineswegs nachgeben würde mich so lange zu nerven, bis ich letztendlich aufgeben würde. Ich hätte ihn letzte Nacht mit einem Blitz erledigen sollen. Ganz aus Versehen natürlich, während ich den Untoten bekämpft hatte. Unfälle geschahen nun mal immer wieder.

Andererseits fragte ich mich aber auch, wer es auf mich abgesehen haben könnte. Ein Untoter stieg nicht einfach so aus seinem Grab hervor. Ein Untoter verfolgte und griff eine Hexe nicht einfach so an. Wenn es schon nicht der verdammte Exorzist war, wer war es dann?

Frust überkam mich. Frust und eine ungeheure Wut auf mich selbst, dass ich mich in solch ein Schlamassel gebracht hatte. Hatte ich nicht noch gesagt, dass ich mit diesen Arschlöchern nichts zu tun haben wollte?

Auf dem Rücken liegend, zog ich die Knie an und packte ein Kissen, welches ich mir ins Gesicht drücke und gleich darauf allen Frust und Zorn aus mir herausschrie, der in meinem Inneren steckte.

In diesen Augenblick konnte ich mich selbst nicht leiden. Wirklich nicht.

~

Meine restliche Nacht verlief schlaflos. Zum einem, da mich mein Zorn einfach nicht müde werden ließ und zum anderen, weil ich über eine Spiegelverbindung Nachrichten zu anderen Hexen und Hexern losgeschickt hatte, um an Informationen heranzukommen, wer momentan in der Lage war einen Untoten wieder auferstehen zu lassen.

Eine Spiegelverbindung funktionierte mehr oder weniger, wie das Verschicken einer E-Mail. Man schrieb die Nachricht auf einen Zettel und verbrannte diesen direkt vor einen Spiegel. Der Rauch, der sich dabei bildete, ließ den Spiegel beschlagen und die geschriebenen Worte aufsaugen, um es anschließend über die Welt der Spiegel an alle verfügbaren Hexen, die ebenfalls eine Verbindung zu dieser besaßen, zuschickte. Wie bei einem Gruppenchat.

Genauso funktionierte es auch, wenn man eine Nachricht an eine einzige Person verschicken wollte. Man verschlüsselte diese lediglich mit einem Zauber und schickte die Nachricht nur über einen einzelnen Kanal, von dem man wusste, dass dieser zu der anderen Person am anderen Ende gehörte.

Es hörte sich etwas komplizierter an, als es eigentlich war, aber mit intensiver Übung konnte man diese Technik schnell erlernen.

Na ja, um aufs Wesentliche zurückzukehren...

Meine Methode ging leider nicht auf. Keiner, der meine Nachricht bekommen hatte, konnte mir etwas über den Nekromanten sagen, der den Untoten aus seiner Versenkung geholt hatte. Und wie es aussah, war keiner der noch bekannten Nekromanten seit mehreren Jahren aktiv gewesen.

Als der Morgen endlich anbrach, konnte ich nicht fassen, dass ich so lange meine Zeit damit verschwendet hatte, nur um nichts vernünftiges herauszufinden.

Mir den steifen Nacken massierend, ging ich rüber in den Küchenbereich und schaltete die Kaffeemaschine ein. Ich streckte mich, um eine Tasse aus dem oberen Schrank zu holen, zuckte jedoch zusammen, als mich der Schmerz meiner Rippen erfasste. Zwar hatte ich die Verletzung heilen können – jedenfalls so schnell es ging – dennoch tat die Stelle bei manchen Bewegungen noch immer weh. Die Haut war wieder verschlossen, aber es würde noch ein paar Tage dauern, ehe alles wieder vollständig geheilt war.

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