Kapitel 12

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~ Wren ~

Für eine richtige Séance hatte ich Enzo und Archer angewiesen die Möbel zu verrücken, sodass das Wohnzimmer eine freie Fläche war. Mrs. Baker hatte mir Malkreide gegeben, sodass ich auf den Boden ein Beschwörungskreis zeichnen konnte.

Um eine verstorbene Seele herbeizurufen, nutzte ich eine andere Art von Magie als die meisten Medien. Während diese meistens ihren eigenen Körper und spirituelle Energie nutzen, um mit den verstorbenen Kontakt aufzunehmen, war ich dazu in der Lage den Verstorbenen direkt mit den Lebenden sprechen zu lassen. Mit den richtigen Beschwörungsrunen war ich in der Lage eine verstorbene Seele für kurze Zeit in unsere Welt eintreten zu lassen. Für eine gewisse Zeit bekamen die Seelen einen Körper und eine Stimme. Meine eigene Erfindung.

Ja, in den letzten Jahren hatte ich sehr viel getan, um an diesen Punkt zu gelangen.

Ich setzte mich mitten in den Kreis und stellte die angezündete Kerze direkt vor mich. Alle Augen lagen auf mir. Das spürte ich, selbst wenn meine eigenen geschlossen waren. Im Geiste sprach ich die richten Formeln, betete zu der großen Erdenmutter mich zu erhören und mir die Erlaubnis für diese Tat zu geben.

Die Luft um mich herum begann zu pulsieren. Ich spürte die spirituelle Energie, die mich zu umgeben begann und wusste, dass mein Gebet erhört wurde. Doch um meine Aufgabe zu beenden, verlangte sie nach einem Opfer. Also öffnete ich meine Augen wieder und griff nach der Nadel, die mir Mrs. Baker ebenfalls, auf mein Wusch hin, gegeben hatte. Mit der Spitze stach ich mir in den Finger. Dann streckte ich meine Hand über die Kerzenflamme aus und ließ den Blutstropfen in diesen hineinfallen. Sobald mein Blut auf die Flamme traf, wirbelte die Luft leicht um mich herum und der Bannkreis begann rötlich zu leuchten. Das Opfer wurde angenommen und der Schleier, der unsere Welt und die Zwischenwelt – in der die ruhelosen Seelen wohnten - teilte, lichtete sich. Eine Lichtkugel erschien im Beschwörungskreis, die zunächst schwach leuchtete, doch mit jeder Sekunde immer heller wurde und letztendlich zu einem Körper wurde. Zu dem Körper von James Baker.

Ein lautes Schluchzen erklang und ich merkte, wie Mrs. Baker auf die Knie sackte. Tränen liefen ihr über die Wangen. Sie versuchte etwas zu sagen, bekam jedoch kein Ton heraus.

Mr. Baker drehte sich zu mir herum und sah mich an, als würde er meine Erlaubnis erbitten den Kreis zu verlassen. Ich gestattete es ihm.

Sobald er den Kreis verließ, wurde sein zunächst durchschaubarer Körper zu einem festen. Als er die Barriere überschritt spürte ich ein leichtes Ziehen in meiner Brust, die langsam an meinen eigenen Kräften zu zerren begann.

So ein Ritual war nicht einfach. Mein Blut band die Seele an mich und nur durch meine Energie war es ihm möglich seinen eigenen Körper wiederzuerlangen. Normalerweise war es kein Problem für mich. Es war immerhin nicht das erste Mal, dass ich diese Beschwörung tat. Doch der Kampf mit dem Wechselbalg hatte eindeutig seine Spuren hinterlassen.

Während ich mich weiterhin auf die Verbindung zwischen James und mir konzentrierte, ging dieser auf seine Frau zu. Vor ihr ging er auf die Knie und nahm sie fest in den Arm. Ich hörte, wie Abigail überrascht keuchte. Als würde sie nicht glauben, ihren Mann noch einmal in den Armen zu halten. Doch als sie es endlich realisierte umschloss sie ihn so fest, dass ich beinahe glaubte sie würde ihm zerquetschen.

>>Es tut mir so leid mein Schatz. Ich wollte nie, dass es so kommt<<, sagte James mit einer ruhigen Stimme und fuhr seiner Frau immer wieder über den Rücken, um sie zu beruhigen.

>>James... Unser Junge...<<

>>Ich weiß. Ich habe ihn nicht retten können. Als ich bemerkt habe, dass es nicht länger unser Junge war, war es bereits zu spät. Ich habe unser Kind nicht beschützen können.<<

The evil's game ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt