Kapitel 2

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~ Wren ~

Man behauptet, dass ein Spiegel das Portal zum Jenseits sei. Dass Dämonen und Geister aus ihrer Welt in unsere gelangen können. Nun, es stimmt. Doch ein Spiegel besitzt noch weitere Funktionen. Sie dienen ebenfalls zur Kommunikation. So wie ein Telefon oder ein Videoanruf, nur eben auf die Hexenart. Und ist ein Spiegel groß genug, kann er ebenfalls als ein Portal dienen, das Hexen und Hexer von einem Ort zum anderen bringen kann. Vorausgesetzt es befindet sich auf der anderen Seite ein ebenso großer Spiegel. Es ist wie eine Tür, nur über eine viel größere Entfernung. Es gibt nicht viele, die diese Magie beherrschen. Die Welt der Spiegel vermag komplex und tückisch zu sein und diejenigen, die sich in dieser Welt nicht auskennen, verirren sich und kehren nie aus dem Reich zurück.

~

Erschöpft zog ich den Vorhang über den Spiegel, der sich außerhalb des Hauses befand. Portale, wie diese stellte ich nur ungerne in meinem Wohnzimmer auf. Zwar gab es nicht viele, die sich an die Spiegelreisen trauten, doch es gab immer noch ein paar Glückspilze, die sich verirrten und irgendwo unerwartet aus einem Spiegel herauskamen.

Außerdem belegte ich diesen mit einem Zauber und versperrte den Weg, für jeden außer mir selbst. Nur für den Fall der Fälle.

Die Arme in die Höhe streckend, versuchte ich meinen angespannten Körper ein wenig zu lockern. Die Begegnung mit dem Exorzisten hatte mir ein wenig zugesetzt. Vielleicht mehr, als ich zugeben mochte.

Hier auf meiner Seite des Spiegels hatte der Regen nicht mal eingesetzt. Vielleicht kam es auch davon, dass das hier mein eigenes Reicht war, geschützt und verborgen mit Magie.

Ich hatte mir ein kleines Zuhause aufgebaut, weit außerhalb von Dellas. Irgendwo im Nirgendwo. Ein ruhiger See. Eine Hütte mit einem großen Garten und einem Steeg. Weit und breit keine Menschenseele. Nur Wälder und die Natur. Alles, was sich eine Naturhexe, wie ich, nur wünschen konnte. Außerdem hielt ich diesen Ort mit einem Bannzauber vor aller Augen verborgen, sodass ich meine Ruhe hatte. Hier war ich ungestört. Ich war alleine. Und es gab niemanden, der mir Ärger bereiten konnte.

Ich war gerne alleine. Das war nicht immer so gewesen, doch seit einiger Zeit ist die Einsamkeit mein bester Freund. Und wenn ich ein wenig Zeit unter Leuten verbringen wollte, arbeitete ich in der Bar oder traf mich mit anderen, um meine Magie zu verkaufen.

Gähnend schritt ich durch die Hütte, direkt in mein Schlafzimmer. Dort suchte ich Unterwäsche und Pyjama zusammen und schlenderte anschließend ins Badezimmer.

Ich konnte ihn noch immer an mir riechen. Diesen verdammten Exorzisten.

Im Bad stellte ich mich erstmal vor den Waschbecken und betrachtete mich im Spiegel. Tatsächlich sah ich völlig erschöpft an. Würde mich jemand so sehen, hätte er vermutlich gleich gedacht, ich hätte eine wilde Nacht hinter mich gebracht. Ja gut, irgendwie hatte ich das schon.

Dieses Gespenst hatte es echt in sich gehabt. Ich fragte mich, was dieser Mensch getan haben musste, um solch eine Kreatur auf diese Welt zu bringen.

Mir die Haare bürstend, versuchte ich die dicken Augenringe zu ignorieren. Ich wusste, dass ich sie nicht so schnell loswerden würde.

Während ich mit der Bürste über meine schwarzen Haare fuhr, merkte ich selbst, wie ich wieder anfing mit den Gedanken abzudriften. Doch in letzter Sekunde, noch ehe ich ganz abtauchen konnte, weckte etwas an meinem Hals meine Aufmerksamkeit.

Scharf die Luft einziehend, entglitt mir die Haarbürste und krachte auf die Bodenfliesen.

>>Was zum...?<<

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