Kapitel 18

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~ Wren ~

Draußen wurde es dunkel und wir saßen alle wieder im Studio. Aislinn und ich hatten es uns auf der Couch bequem gemacht – jedenfalls so gut es bei diesen alten Teil ging – während Archer auf dem Boden hockte. Wieder mal über eine nagelneue Weltkarte gebeugt ließ er seine Kräfte spielen und suche nach unseren nächsten Reiseziel.

Der Einzige, der sich von der Gruppe distanziert hatte, war Enzo. Der Exorzist stand an den Fenstern und starrte hinaus. Er rührte sich kein Stück, sondern stand einfach nur da und machte absolut gar nichts.

Seit der Sache in der Kirche war er verdächtig ruhig geworden. Er schien ständig in seinen Gedanken vertieft zu sein, sprach nur, wenn es nötig war und behielt seine Geheimnisse weiterhin für sich. Ganz ehrlich? Es nervte!

Es war ja nicht so, dass mich sein Leben etwas anging. Scheiße, es war mir egal. Aber es war mir nicht egal, dass ich mein eigenes Leben für eine Sache gab, über die ich keine Ahnung hatte. Für einen Rachefeldzug, der mich eigentlich nichts anging. Verdammt noch mal, ich verlangte nach Erklärung. Selbst, wenn ich diese aus ihm herausprügeln musste.

Als ich den Druck in mir einfach nicht mehr aushielt, stand ich zu ruckartig von der Couch auf. Ich merkte Aislinns Blick auf mir und vermutlich hätte auch der Gestaltwandler verwirrt aufgeschaut, müsste er sich nicht gerade auf die Suche konzentrieren.

Ich stellte mich neben Enzo und starrte ebenfalls aus dem Fenster. Er gab noch immer keinen Ton von sich, aber das musste er nicht, denn ich war an der Reihe zu sprechen.

>>Du wirst es nicht ewig für dich behalten können<<, begann ich ohne ihn anzusehen. >>Irgendwann wirst du es erzählen müssen.<< Er schwieg noch immer, doch ich fuhr mit ruhiger Stimme fort. >>Ich werde mein Leben nicht ahnungslos riskieren, nur weil du eine Meinungsverschiedenheit mit einem Dämon hast. Ich will wissen, worauf ich mich hier wirklich eingelassen habe.<<

>>Nicht heute<<, sagte er mit einem mal erschöpft. Langsam nahm er einen tiefen Atemzug und wandte sich von mir ab. Er wollte abhauen, aber das ließ ich nicht so einfach zu. Ich packte grob seinen Arm und zog ihn wieder zurück - den Schmerz meiner noch immer vorhandenen Wunden ignorierte ich dabei. Dafür war jetzt nicht der richtige Moment.

Der Exorzist riss sich jedoch gleich von mir los und starrte mich mit einem wütenden Blick an. Auch damit schüchterte er mich nicht ein.

Ich richtete mich an die anderen und merkte, dass Archer seine Suche abgebrochen hatte und das Geschehen beobachtete. >>Geht raus<<, wies ich die beiden an. Die Empathin wollte etwas einwerfen, doch ihr Freund stand bereits bei ihr und zog sie von der Couch hoch. Er verstand gleich, dass die Sache ernst wurde und schob Aislinn aus dem Studio heraus, wobei er hinter sich die Tür zuzog. Keine Ahnung, ob sie vor der Tür standen und lauschten, aber es war mir auch egal. Ich konzentrierte mich wieder auf den Exorzisten, der erneut meinen Blick zu meiden begann.

Schnaubend verschränkte ich die Arme vor der Brust und verlagerte mein Gewicht aufs andere Bein. >>Deine Arroganz kommt dir jetzt schon zu Ohren raus. Ich habe mich nicht getäuscht. Du bist genauso, wie jeder andere Exorzist, den ich getroffen habe. Jeder von euch denkt nur an seinen eigenen Arsch. Das Leben anderer ist euch völlig egal.<<

>>Was willst du von mir, Wren<<, seufzte er letztendlich ergebend und ließ die Schultern sinken. Er sah aus, als würde er die ganze Last dieser verdammten Welt auf seinen bescheuerten Schultern tragen

>>Ich habe dir einen Schwur geleistet, ohne überhaupt zu wissen, worum es hier wirklich geht.<<

>>Ich habe dich nie darum gebeten.<<

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