Kapitel 13

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~ Enzo ~

Aislinns Blick ließ keine Sekunde von mir ab. Ich wusste, dass sie versuchte ihre Fähigkeiten als Empathin bei mir einzusetzen, doch sie sollte sehr schnell begreifen, dass es ihr nichts nützen würde. All die Jahre hatte ich sehr viel Zeit zum Üben gehabt. Zu üben, wie man seine Emotionen zu kontrollieren wusste.

Bei unseren ersten Treffen vor ein paar Jahren, war es ihr zwar gelungen in mir zu lesen, aber auch nur, weil mich die Sache mit Archer aufgewühlt hatte. Die Situation hatte mich damals eiskalt erwischt. Ein zweites Mal sollte es mir nicht passieren.

Nach einer gefühlten Ewigkeit des Anstarrens seufzte Aislinn leicht genervt und lehnte sich auf dem Stuhl zurück. >>Rück schon mit der Sprache raus. Was habt ihr jetzt vor?<<

>>Wieso sollte ich es ausgerechnet dir erzählen?<<

Sie verpasste mir, unter dem Tisch, einen kräftigen Tritt gegen mein Bein, sodass ich beinahe vom Stuhl gefallen wäre. >>Sei nicht so frech zu mir.<<

>>Wieso? Weil wir bei dir wohnen werden?<<

>>Enzo<<, sagte sie warnend und nun war ich derjenige, der seufzte.

>>Was soll ich dir sagen? Es ist noch immer die gleiche Sache, wie damals.<<

Sie sah mich aufmerksam an und dann schweifte ihr Blick kurz zur Tür, durch die Wren wenige Augenblicke zuvor verschwunden war. >>Und was ist mit der kleinen Hexe?<<

>>Sie ist diejenige, nach der ich gesucht habe.<<

Aislinn spannte sich an und ich merkte, wie sich ihre Augen ein wenig weiteten. Sie kannte meine Aufgabe und sie kannte die Risiken und Opfer, die mit dieser eingebracht werden mussten. Gerade durch dieses Wissen hatte sie mich sehr lange Zeit nicht ansehen können, nachdem ich ihr Archer entrissen hatte. Unfreiwillig. Es war immerhin seine freie Entscheidung gewesen mit mir zu kommen. Ich wollte es nicht einmal.

>>Also wird das Ende schon bald kommen.<<

>>Wow, woher die plötzlich schlechten Schwingungen?<<, fragte Archer überrascht und sah zu Ais.

>>Du weißt ganz genau, was von jetzt an auf euch zukommen wird, Dummkopf.<< Ein wenig zu schnell stand sie auf, sodass der Stuhl beinahe umgekippt wäre und begann im Zimmer herumzulaufen, während sich Archer lässig zurücklehnte und seinen Arm über die Rückenlehne legte.

>>Natürlich. Aber mit Enzo und der scharfen Hexe weiß ich, dass es vollbracht werden kann.<<

Archer besaß eine viel zu große Klappe und ich hätte ihm dafür zu gerne eine übergezogen, aber Ais kam mir zuvor. Ihre Handfläche traf seinen Hinterkopf und riss ihn leicht nach vorne. >>Das ist kein Witz, Archer. Das hier sind keine dämlichen Spielchen, wenn ich dich daran erinnern darf. Du weißt, was damals geschehen ist. Du weißt, was dich erwarten könnte, solltest du dich nicht zusammenreißen. Ich hätte dich schon einmal beinahe verloren und das lasse ich kein zweites Mal zu.<<

Ihre Stimme wurde ein wenig lauter, doch sie zeigte Wirkung. Archer verstummte. Genauso wie ich, der schlagartig verloren in den Erinnerungen der vergangenen Ereignisse herumirrte. Ich hatte vieles in meiner Laufbahn als Exorzist gesehen, doch das, was diese Beiden durchstehen mussten, wünschte ich keinem. Wirklich nicht.

Eine Hand legte sich auf meine Schulter und ich zuckte ungewollt zusammen. Den Kopf zur Seite drehend sah ich direkt in Aislinns Gesicht. Mist, ich hatte meine Deckung fallen gelassen, denn ihr betrübter und schmerzerfüllter Blick sagte mir, dass sie genau das fühlen konnte, woran ich mich erinnerte.

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