#2 Schutzgeld

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Zumindest niemand außer mir und meine beiden besten Freunde. Eine Sache, die vor knapp über einer Woche begonnen hatte.

10 Tage zuvor

Unsanft stieß ich den Jüngeren gegen die kalte Backsteinwand, was ihn etwas schmerzhaft keuchen ließ, wonach ich ihn am Kragen seiner Schuluniform festhielt und etwas in die Luft hob. Die eisigen Temperaturen verrieten uns gegenseitig wie schwer wir atmeten, wobei sein Atmen der Schnellere von uns beiden war. Er war sichtlich aufgeregt, was ich aber auch von mir behaupten konnte. 

Mit einer Geste, als würde ich ihm gleich eine zimmern, versuchte ich jedoch zu überspielen wie unsicher ich gerade eigentlich war. Sofort zuckte er daraufhin mit geschlossenen Augen zusammen und hob schützend seine Hand, während er leise etwas wimmerte. ,,Was wollt ihr denn von mir?", hauchte er mir entgegen und schaute mich nur mit einem Auge vorsichtig an.

Mein Blick schnellte zu Changbin und Jeongin, die beide links von mir standen und dem Schauspiel beiwohnten. Zwar war mir genau bewusst was unsere Intention ist, wollte mich jedoch noch einmal absichern, ob wir das wirklich durchziehen wollen. Leicht nickte Changbin und signalisierte mir damit, dass ich fortfahren soll. 

,,Geld. Davon scheinst du ja im Überfluss zu haben.", antwortete ich ihm also so kalt wie möglich und schaute wieder zu meinen Freunden. Mit einer fuchtelnden Handbewegung signalisierten mir beide, dass ich weiterreden soll, was ich leicht zögern tat. ,,Also, täglich!", meine Stimme klang lose, obwohl ich versuchte fest zu klingen. Scheinbar reichte meine körperliche Dominanz aber aus, um bedrohlich genug zu wirken. 

Eingeschüchtert nickte er und fragte, wie viel ich denn haben will.

Mit der Frage war ich total überfordert. Wir hatten uns gar nicht über die Summe unterhalten, die wir ihm abnehmen wollten, weswegen ich jetzt etwas erfinden muss. ,,Fünfzehn und ich will das Geld jeden Tag vor der Schule haben, klar?!", meine Stimme wurde lauter und energischer. Wieder nickte er und griff mit seinen Händen den Arm, an dem ich ihn immer noch etwas hochhielt, wozu er leicht hustete. Erst jetzt fiel mir auf, dass mein Griff sich immer mehr verstärkt hatte, wahrscheinlich weil ich unglaublich nervös bin.

Ruppig ließ ich ihn also los und ermahnte ihn, dass wir drei ihn ab jetzt genau unter die Lupe nehmen würden und das, sollte er nicht spuren, wie wir das wollen, er das mächtig bereuen würde. Außerdem forderte ich auch schon das erste Geld für heute, wobei er aber nicht die volle Summe bei sich trug. Eine Sache, die ich ihm für heute verzeihen würde. Immerhin konnte er nicht vorher wissen was heute auf ihn zukommen würde.

In dem Moment ertönte auch schon die Schulklingel, wonach wir den neuen der Schule aufforderten vorzugehen, weil wir nicht mit ihm zusammen gesehen werden wollten. ,,Beeil dich!", machte ihm Jeongin Druck und schubste ihn sogar leicht nach vorne. Changbin hingegen hatte andere Pläne, als ihn schnell in die Klasse zu lassen. Ohne auch nur eine Sekunde zu zögern, trat er ihm gegen seinen Hacken, was ihn stolpern und zu Boden fallen ließ. 

Am liebsten hätte ich ihm sofort aufgeholfen, was ich natürlich nicht bringen konnte. Stattdessen folgte ich schnellen Schrittes Changbin und Jeongin, die sich beide in Bewegung gesetzt hatten. Den am Boden Liegenden schenkte ich dabei keinerlei Beachtung, was mir wirklich nicht leichtfiel. ,,Boah scheiße man, musste das sein?", fragte ich Changbin mit knirschenden Zähnen, als wir außer Sichtweite des Vierten waren. Sofort bekam ich eine patzige Antwort, die ich aber gut nachvollziehen konnte. ,,Ja und wie! Du hättest dich mal sehen sollen. So wie du dich benommen hast könnte man fast denken, dass du das Geld nur aus Mitleid bekommst!", seine scharfen Worte schnitten sich regelrecht durch meine Schuldgefühle, die damit komplett vergessen waren.

Jetzt fühlte ich mich viel mehr wie ein inkompetenter Looser und war sogar etwas wütend auf den Typen eben, obwohl wir hier die Bösen sind und nicht der Junge, den wir eben gerade bedroht haben. ,,Außerdem sind fünfzehn doch übelst wenig. Man Chan, was kannst du eigentlich.", genervt schlug sich Changbin leicht gegen die Stirn, was mein Gefühl nur verschlechterte und die Wut auch etwas auf meine Freunde lenkte. ,,Du hättest doch auch was sagen können! Oder du Jeongin, du standest doch auch einfach nur doof rum!", damit beschuldigte ich die Beiden, dass sie doch selbst nicht besser wären, wobei mir Jeongin einen guten Konter an den Kopf warf.

,,Naja Chan, das war deine Idee und ehrlich gesagt finde ich übrigens auch, dass das von Changbin irgendwie nötig war. Er hat schon recht, du hast nicht gerade selbstbewusst gewirkt.", beschämt schaute ich auf den Boden. Darauf wusste ich nichts zu entgegnen und wenn ich ganz ehrlich zu mir selbst bin, muss ich mir auch eingestehen, dass sie wirklich recht haben. Aber lieber so als anders! Immerhin habe ich noch nie jemanden absichtlich weh getan und eigentlich habe ich das auch nicht vor. Die Idee mit dem Schutzgeld kam mir doch auch nur, weil ich selbst gerade total pleite bin und er wirklich genug Geld zu haben scheint. Wenn also niemand zu schaden kommt, was solls?

,,Ja, ja ist ja gut. Aber bitte mach sowas nicht nochmal, ich will ihm nicht wirklich weh tun.", trotzdem wollte ich meinen Standpunkt erneut klarstellen, damit es künftig nicht zu Missverständnissen oder Streitigkeiten kommt. ,,Okay, aber wär schon cool, wenn du das Geld etwas erhöhen könntest. So auf das Doppelte vielleicht. Sonst haben wir doch gar nichts davon.", damit verlangt Changbin etwas von mir, dass mir nicht gerade gefiel. Mir war schon allein der Gedanke daran mit der Forderung höher zu gehen irgendwie unglaublich unangenehm. Andererseits hat muss ich ihm irgendwo aber schon wieder Recht geben. Dafür das wir riskieren ordentlich Ärger zu bekommen ist das schon sehr wenig Geld. Trotzdem würde ich aber ein paar Tage oder vielleicht sogar eine Woche warten, bis ich ihm sage, dass ich mehr Geld haben will.

Das sagte ich den Beiden auch, womit sie einverstanden waren. Viel mehr Zeit zum Plaudern hatten wir jetzt aber nicht mehr, da wir in der Klasse angekommen waren, wo sich nur wenige Augenblicke später auch unsere Lehrerin einfand. Mit dem Blick auf unser Klassenbuch gerichtet rief sie nach der Reihe unsere Namen auf, wobei jeder außer eine Person antwortete.

,,Lee Felix?"

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*15 € sind ca 21.000 KWon
Ich habe an der Stelle die deutsche Währung genommen, weil damit die meisten eher was anfangen können.

Lemme pay with my currency || ChanlixWo Geschichten leben. Entdecke jetzt