#4 Kriegsrat

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Nervös kramte ich mein Handy aus der Tasche, um meinen Freunden von der misslichen Lage zu erzählen, in der wir uns gerade befinden. Eine Antwort kam von beiden unerwartet schnell. Sie wollten wissen was genau passiert war, weswegen wir ein gemeinsames Treffen für heute ausmachten. 

Changbin trudelte dabei zuerst bei mir ein, der mich sofort mit Fragen überhäufte, die ich ihm nicht beantwortete, ehe sich auch Jeongin eingefunden hatte. 

Nach einer gefühlten Ewigkeit konnte ich mir endlich von der Seele reden was vorhin passiert war, was uns alle drei sprachlos zurückließ. Unsere Sorgen standen uns regelrecht ins Gesicht geschrieben. Wir wussten ganz genau was auf uns zukommen könnte, würde Han uns verpfeifen, was niemand auf seine Kappe nehmen wollte. Schnell gingen also die Schuldzuweisungen los, obwohl von vorne rein klar war wessen Schuld diese Situation ist. Natürlich waren wir alle gleichermaßen beteiligt, egal wer die Idee dafür hatte. Immerhin haben sich die Beiden dazu entschieden mitzumachen, was sie genauso zu Tätern macht wie mich, was ich auch klar kommunizierte. 

Ein Fakt der nicht von der Hand zu weisen war.

,,Ja toll und jetzt?", löste Jeongin die Stille die sich wieder gebildet hatte auf, wozu ich nur mit den Schultern zuckte. ,,Wir könnten uns der Sache stellen, uns bei Felix entschuldigen und selbst der Lehrkraft melden, dass wir eine Auseinandersetzung hatten und wir das aber untereinander geklärt haben.", gab ich zu verlauten, wogegen Changbin sofort protestierte. ,,Wenn meine Eltern das mitbekommen bin ich tot! Ihr wisst wie sie dazu stehen und meine Noten sehen eh schon scheiße aus. Da kann ich mir sowas nicht auch noch erlauben!", er hatte Recht, das wusste ich. Trotzdem hielt ich meinen Vorschlag für den Vernünftigsten, der aber auch bei Jeongin keinen Anklang fand, womit es zwei gegen einen stand. ,,Wir könnten theoretisch Han zwingen die Bilder zu löschen, ähnlich wie mit Felix. Also das -", ,,Kommt gar nicht in Frage.", fiel ihm Changbin ins Wort. ,,Wie willst du das anstellen, hm? Du hast doch gehört, dass es Kopien gibt und ich glaube nicht, dass er die immer mit sich rumschleppen wird. Abgesehen davon wüsste ich nicht wie wir ihn dazu bitte zwingen würden und ehrlich gesagt glaube ich auch, dass das nicht gut ausgeht.", allem was Changbin von sich gab pflichtete ich bei.

Am liebsten würde ich ihm zwar auch die Bilder einfach wegnehmen, wüsste aber auch nicht wie. ,,Ja, toll dann schlag du was vor.", damit gab der Jüngste das Wort weiter, womit ein dritter Vorschlag folgte. ,,Ich denke wir machen vorerst einfach was Han von uns will. Anscheinend will er nur mitverdienen. Vielleicht finden wir über die Zeit irgendwas das ihn genauso schwer belastet, wie uns die Sache mit Felix, womit wir dann was gegen ihn in der Hand haben.", kurz herrschte eine drückende Stille, ehe wir stumm nickten und somit unsere Zustimmung gaben. 

,,Gut, dann machen wir das so. Haltet schön eure Ohren und Augen offen was den Heini angeht.", mit dem Satz war es besiegelt, wonach wir uns noch ausgelassen über die Situation unterhielten und spekulierten, welchen Dreck er wohl am Stecken haben könnte.

Diese Diskussion führten wir sogar noch bis in die späte Abendstunde fort, ehe wir sie zwanghaft unterbrechen mussten, weil auch wir irgendwann ins Bett zu gehen hatten. Abschließend einigten wir uns noch darauf, dass wir versuchen, sollten uns nichts Felix gegenüber anmerken zu lassen. Wenn er davon Wind bekommt, könnte er sich vielleicht mit Han zusammentun, wobei keiner abschätzen konnte was das für eine Situation bilden würde.

Also versuchte ich am nächsten Tag so zu sein, wie ich immer war, was mir deutlich schwieriger fiel als ich angenommen hatte. 

Vor der Schule lief ich immer wieder auf und ab, als ich auf Felix wartete, um das Geld einzutreiben. Innerlich hätte ich durchdrehen können, weil ich mich unfassbar beobachtet fühlte. Obwohl ich wusste das dem nicht so ist hatte ich das Gefühl, als würde jeder Ahnung davon haben, warum ich hier warte und was mein Vorhaben ist. ,,Hey, ehm... -", eine tiefe Stimme holte mich aus meiner Grübelei, die ich Felix zuordnete. Mit gesenktem Kopf hielt er mir das Geld entgegen, was ich ihm regelrecht aus der Hand riss. ,,Na endlich, ich warte seit einer halben Ewigkeit. Komm morgen gefälligst früher.", zickte ich ihn an, bevor ich mich schnellen Schrittes von ihm entfernte.

Auffälliger als ich mich verhielt konnte man wahrscheinlich gar nicht sein.

Auch in der Klasse hörte meine Nervosität einfach nicht auf. Mit wackelnden Beinen saß ich auf meinem Platz, wo ich auf meinen Besten Freund Changbin wartete. Immer wieder schaute ich auf Handy, nur um zu sehen das die Zeit einfach nicht vergehen wollte. Am unangenehmsten war dabei, dass ich in der Klasse alleine mit Felix saß, weil es wirklich noch sehr früh ist. 

Jetzt erst wurde mir bewusst wie dumm es eigentlich war, dass ich meinte, dass er morgen früher kommen sollte als heute. Immerhin ist es auch jetzt noch sehr früh, was absolut ausreichend war, um von niemanden gesehen zu werden. Zurücknehmen wollte ich meine Forderung jetzt aber nicht mehr, da mir das zu peinlich wäre. Also wartete ich einfach ungeduldig auf meine Freunde, während ich immer wieder zu Felix hinüberschaute, der mich in der Zeit nicht ein einziges Mal angesehen hatte. Unbeabsichtigt fing ich an ihn zu mustern, wobei mir auffiel, dass er die gleiche Hose wie gestern trug, was mir wieder ein schlechtes Gefühl gab. 

Warum trägt er die Gleiche, wenn sie doch dreckig und jetzt auch noch kaputt ist?

Leicht schüttelte ich den Kopf, ehe ich meinen Blick hochwandern ließ. Seine Figur war recht zierlich für einen Jungen und auch seine Haarlänge empfand ich als eher untypisch. Die meisten hier haben eine Kurzhaar Frisur, während seine Haare etwas länger als bis zur Schulter gehen. Nicht, dass diese Frisur nicht gut an ihm aussehen würde. Es ist lediglich untypisch.

,,Helloooo!", laut ertönte Hans Stimme, als er mit einem anderen Mitschüler die Klasse betrat, wonach er mir grinsend zuzwinkerte, bevor er sich hinter Felix auf seinen Platz setzte. Genervt schnalzte ich mit der Zunge, ehe ich meinen Blick Richtung Fenster richtete, bis ich die nächste Stimme hörte, die mich aber direkt ansprach.

,,Und? Wie wars?"

Lemme pay with my currency || ChanlixWo Geschichten leben. Entdecke jetzt