#33 Die Bang Brüder

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Heute schien ich besonders viel Glück zu haben, was Familienangelegenheiten angeht, was ich damit begründete, dass meine Mutter wirklich meinte, dass ich gehen und meinen eigenen Kram machen kann. Somit war ich nicht der Peinlichkeit von seltsamen Vergleichen oder unangenehmen Fragen ausgesetzt. Überglücklich ergriff ich also die Chance und warf Felix einen Blick zu, der ihm signalisierte, dass er in mein Zimmer gehen soll. ,,Bis daaaann.", trällerte ich dann noch vor mich, bevor ich die Tür hinter mir schloss.

Für einen Augenblick überlegte ich, ob es angebracht wäre mich für meine Familie zu entschuldigen, was ich dann doch sein ließ. Damit würde ich der Sache viel zu viel Fokus schenken, was wirklich nicht sein muss. 

Was aber wirklich meinen Fokus verdiente, war mein Besuch, der ein bisschen verloren aussah. Darum beschloss ich, dass wir uns draußen etwas zu essen suchen, wofür mir meiner Mutter wieder Geld gab und darauf bestand, dass ich Felix einlade. Natürlich tat ich wie sie mir sagte, weil das auch in meinem Interesse lag. Immerhin bin ich derjenige, der auswärts essen möchte und Felix kann nicht so viel dafür, dass er bei mir über Nacht gestrandet ist.

Bei diesem Gedanken fiel mir der Kuss wieder ein, der zwischen uns beiden heute Nacht gefallen ist, wozu keiner auch nur ein sterbens Wörtchen verlor. Wir schwiegen es tot und verhielten uns, als wäre das nie passiert. Wir vermieden auch jegliche andere Nähe zueinander, egal in welcher Situation wir uns befanden, was mich ratlos zurückließ. Wiederholt fragte ich mich, was der Auslöser dafür war und konnte mir nicht erklären, wie das eine so schnell zum anderen umschwingen konnte.

War es Überforderung? Unsicherheit? Scham?

Egal war es war, ich hasste den Grund. Allerdings war ich nicht dazu fähig etwas zu ändern, weswegen ich irgendwie damit klarkommen musste. Eine Sache, die schwieriger war, als ich dachte. Nachdem er gegen Mittag nach Hause gefahren war, verabredete ich mich mit meinen Freunden zum Zocken, was meine miese Laune nur verstärkte. Dinge die mich sonst nicht störten waren gerade ein riesiger Dorn in meinem Auge.

Wenn wir dabei waren zu verlieren hätte ich ausrasten können, was die Sticheleien unter meinen Freunden nicht besser machte. Sie förderten damit viel mehr meine Wut, die immer mehr Besitz von mir ergriff. Natürlich stieß ich damit auf Unverständnis, weil es mir sonst nur wenig ausmachte. Darum entschied ich mich für heute meinen Computer zu meiden und mich mit der Langeweile zu prügeln. Jedenfalls so lange, bis mein Bruder in mein Zimmer kam, der nochmal nach mir sehen wollte, jetzt wo ich nicht mehr so schwer beschäftigt bin.

,,Schlecht gelaunt?", spöttisch stand er an meiner Tür gelehnt, während er auf mich herabschaute und genauso abfällig grinste. ,,Was willst du.", nörgelte ich ihn voll, wonach er anfing wiederholt leicht mit seinem Fuß gegen meinen Futon zu treten, weswegen dieser einer unangenehmen Erschütterung ausgesetzt war. ,,Wonho lass das!", fauchte ich ihn an, was ihn zum Lachen brachte, sonst aber kaltließ. ,,Bock zu mir zu kommen?", anstatt auf meine pissige Reaktion einzugehen, lud er mich sogar noch ein und wartete nicht einmal eine Antwort ab. ,,Er hat ja gesagt!", brüllte er regelrecht aus meinem Zimmer heraus, weswegen ich mich aufsetzte und ihn verärgert anschaute.

,,Dein Ernst?", auch ohne Worte wäre es ein Leichtes gewesen abzulesen was in meinem Kopf vorging, so offensichtlich wie ich geschaut hatte. Wonho, dem das egal war, drängte mich dazu mich fertig zu machen und wirklich mitzukommen, was er tatsächlich schaffte. Mit verschränkten Armen saß ich also neben ihm in seinem schwarzen Mercedes, wo er ein Gespräch anfing, dass von mir aus gerne hätte ausbleiben können.

,,Na, hast nur wegen der Schule mit dem Dude zu tun?", wollte er wissen, wobei es mich störte, dass er ihn "Dude" nennt. ,,Ja nur Schulkram.", gab ich nur trocken zurück, wonach er anfing rumzustochern. In solchen Momenten merke ich immer wieder, dass er derjenige ist, der viel stärker nach meiner Mutter kommt. Denn wenn er etwas von ihr geerbt hat, dann ihre endlose Neugier. Somit war ich also gefangen in einem viel zu kleinen Raum, voll mit Fragen, von der ich nicht einer ausweichen konnte. Dabei rutschte mir sogar versehentlich etwas heraus, was in mir den Wunsch aufkommen ließ nie wieder auch nur einen Atemzug zu tätigen. 

,,Der Typ verlangt was?!", seine Worte waren begleitet von dem Knallen der Autotür, das ertönte, nachdem wir beide aus dem Fahrzeug ausgestiegen waren. ,,Ja, du, es ist kompliziert.", ich versuchte meinen großen Bruder irgendwie zu beruhigen und einen Rückzieher zu machen, was mir nicht gelang. Verständlich, wenn man bedenkt, was für eine Information ich gerade weitergegeben hatte. 

Aber was löchert er mich denn auch so?!

,,Dir ist klar, dass das strafbar ist, oder?", damit wollte er auf den Handel der Bilder hinaus, den Han illegalerweise in der Schule betreibt, von der ich auch erst seit kurzer Zeit weiß. ,,Das war eine einmalige Sache, okay? Ist jetzt vorbei, also lass gut sein.", meine Lüge zog nicht. Anstelle dessen nachzugeben und die Sache auf sich beruhen zu lassen, wollte er wissen wie es dazu gekommen ist, was ich ihm schlecht erzählen kann. Allerdings ist Wonho wie ein Detektor, wenn es um Unwahrheiten geht. 

Wenn es unmöglich ist jemanden anzulügen, dann Wonho.

Lemme pay with my currency || ChanlixWo Geschichten leben. Entdecke jetzt