#47 Um welchen Preis?

49 6 0
                                    

Meine Gedanken waren ab dem Zeitpunkt wahrscheinlich noch chaotischer als vorher schon. Auch wenn es mich etwas traurig zurückließ, war ich überglücklich über das, was zwischen mir und Felix passiert war. 

Mein Körper war überflutet mit Glückshormonen und wohligen Gedanken. So sehr, dass ich Bäume hätte ausreißen können. Auch Changbin und Jeongin fiel das auf, die mich beide darauf ansprachen. Sie waren erleichtert den "alten" Chan zurückzuhaben, auch wenn ich ihnen mit meiner guten Laune fast Angst mache, wobei Letzteres natürlich nicht ernst gemeint war.

Es schien endlich wieder bergauf zu gehen, anstatt Strom abwärts. Zumindest für ein paar Tage.

Nicht lange dauerte es, da holte uns der Ernst des Lebens wieder ein, der benetzt mit dunklen Schatten war. Zwischen all den Endorphinen und Dopamin hatte ich vergessen was Felix für ein Geheimnis bei sich trug, das ich immer noch nicht gelöst habe. Für mich schien es unmöglich diese Sache zu beenden, ohne dabei Felix und mutmaßlich dem Mädchen zu schaden, um das die gleichen Gerüchte kursieren.

Eine grausame Vorstellung, von der ich zu gut weiß, dass sie Realität ist.

Jede Lüge baut auf einem Funken Wahrheit auf. So auch Gerüchte, die nicht grundlos in der Welt umherstreifen. Eine Erkenntnis, die mich nicht besser, sondern nur schlechter fühlen ließ. Sie lehrte mich eine Lektion für mein Leben. Eine Lektion, auf die ich gerne verzichtet hätte.

Neben dem Problem von Felix, dass ich zu meinem eigenen machte, hatte ich auch noch ein anderes dunkles Kapitel, das drei Buchstaben trägt.

Han.

Dem hatte ich entgegen meines Versprechens immer noch keine Grenze aufgezeigt und die Sache beendet. Das einzige was ich tat war noch mehr zu lügen, worin ich langsam immer besser wurde. Meinem Bruder hatte ich erzählt, dass ich Han in seine Schranken gewiesen hab, was er mir gutgläubig wie er ist abkaufte. Damit begann eigentlich aber erst das wahre Drama, das mir nicht einmal ein sonderlich schlechtes Gewissen bescherte. Auch nicht, als ich bei ihm auf dem Sofa saß und mich bedienen ließ. ,,Ich bin so froh, dass du Eier bewiesen hast!", leicht schüttelte ich bei seiner Ausdrucksweise meinen Kopf, was ihn zum Lachen brachte. ,,Tee? Kaffee?", ,,Kaffee!", antwortete ich freudig und lächelnd, was ihn in der Küche verschwinden ließ.

,,Und, wie läufts mit Felix?", hörte ich ihn aus der Küche rufen, was ich aufgrund der lauten Kaffeemaschine kaum verstand. Abgesehen davon war meine Aufmerksamkeit nicht ganz bei ihm, sondern zielgerichtet auf den Fernseherschrank, worin sich die kleine Spardose der beiden Bewohner befand.

Damit er bloß nicht herkommt gab ich ihm eine Antwort, während ich mich an dem Schrank zu schaffen machte. Ein bisschen mulmig wurde mir schon, als ich schon wieder den kleinen Aufkleber erspähte, der die metallische Dose zierte. 

"Europa wir kommen ♥" 

Das Geld ist für eine weitere Reise, eine neue schöne Erinnerung. Mir war bewusst, was ich tat ist falsch. Jedoch wusste ich mir gerade nicht anders zu helfen. Sobald ich Geld habe werde ich die Dose aber wieder befüllen, womit nie etwas gewesen wäre. Bestimmt werden sie es gar nicht bemerken. Immerhin haben sie bis jetzt auch nichts davon mitbekommen. Ich muss nur ab und zu nachfragen, ob bald irgendwas Besonderes ansteht, dann werde ich schon früh genug merken, wann ich spätestens das Papier zurückgeben muss.

Als Dank werde ich meinem Bruder auch etwas mehr in die Hand drücken, wenn ich ihm das offiziell geliehene Geld zurückgebe.

,,Naja, irgendwie ist da irgendwas. Was weiß ich aber nicht.", schnell ließ ich das Geld in meiner Hosentasche und die Blechdose in der Schublade des Schrankes verschwinden, wonach ich mich auf den Weg in die Küche machte. ,,WAS?" brüllte Wonho, der seinen Blick auf die Maschine gerichtet hatte, weil er mich nicht gehört hatte. ,,Großer Gott, erschreck mich doch nicht so!", weil er mich nicht bemerkt hatte, machte ich mir einen Spaß daraus ihm in den Rücken zu piksen, was ihn deutlich zusammenzucken ließ.

Beide lachten wir, wonach ich ihm frei erzählte, dass ich und Felix uns seit zwei fast zwei Wochen ab und an heimlich treffen, keiner aber so richtig den nächsten ernsten Schritt geht. ,,Chan, was erwartest du eigentlich? Einer von euch MUSS die Initiative ergreifen und wenn er es nicht ist, dann bleibt nur einer übrig.", am liebsten hätte ich protestiert, was ich aber nicht tat, weil er vollkommen recht hat.

Und selbst wenn nicht, es ist Wonho. Da hilft kein Protest.

Also stimmte ich ihm zu, womit ich ihn aber darum bat das Thema erstmal sein zu lassen, weil ich Zeit brauche um über alles nachzudenken. Schnell wechselten wir also zu anderen Dingen und unterhielten uns über Gott und die Welt.

Mit Hyungwons Heimkehr endete dann der gemeinsame Nachmittag langsam, weil auch ich langsam nach Hause musste. 

Felix 20:48 Uhr
'Treffen wir uns morgen vor der Schule? :3'

Ich lächelte, obwohl mir gleichzeitig zum Heulen zu Mute war. Natürlich sagte ich zu, musste aber an die Worte von meinem großen Bruder denken. Einer von uns beiden muss endlich einen Schritt weitergehen, wenn sich etwas verändern soll und so wie es aussieht, werde ich derjenige sein, der den Mut aufbringen muss. Also fasste ich hiermit einen wichtigen Entschluss.

Morgen früh gestehe ich ihm meine Liebe!

Lemme pay with my currency || ChanlixWo Geschichten leben. Entdecke jetzt