#6 Tausch der Papiere

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Allerdings hatte er keine spannenden Infos, was uns ein bisschen enttäuschte. Auch die nächsten Tage konnten wir nichts über ihn herausfinden. Selbst seinen besten Freund Minho haben wir unter die Lupe genommen, was uns nicht weitergebracht hat.

Inzwischen war es für mich aber wenigstens zur Normalität geworden Felix, um sein Geld zu erleichtern. Die Zeit, die wir allein in der Klasse verbringen überbrücke ich meistens mit einem kurzen Powernap, was mir tatsächlich sogar richtig gut durch den Tag hilft. Außerdem muss ich so Felix seine Gegenwart nicht bewusst ertragen. 

Nun sollte mir ein bisschen Tinte auf Papier jedoch einen Strich durch die Rechnung machen. ,,Felix" grummelte ich leise vor mich hin, während bei meinen Freunden die Party abging. Es war so klar, dass ausgerechnet ich ins Klo greifen würde, wenn wir zufällig Partner für ein Projekt zugeteilt bekommen. Zu gerne würde ich jetzt mit jemand anderen tauschen, wobei mir jeder lieb und recht wäre.

Naja, jeder außer Han vielleicht.

Dieser Typ macht mich einfach nur aggressiv, weswegen eine Zusammenarbeit niemals klappen würde. Felix hingegen kann ich wenigstens manipulieren und sehr wahrscheinlich liegt auch nicht in seinem Interesse mit mir großartig Gespräche zu führen und viel Zeit zu verbringen.

Dann also doch lieber Felix, auch wenn es mir schon jetzt super unangenehm ist. 

Gestresst wischte ich mir über das Gesicht. Es ist doch sowieso egal, was ich angenehmer finde. An der Verteilung ist nichts zu ändern. Das heißt ich muss irgendwie damit klarkommen. ,,Ugh was ist das denn für 'ne scheiß Aufgabe.", damit erhaschte Jeongin meine Aufmerksamkeit und ließ mich hellhörig werden. ,,Bangchan, du hast so reingeschissen haha.", kam dann auch noch von dem anderen. Angepisst riss ich ihm die Zettel aus der Hand, die er vor meinem Gesicht umherwedelte, um zu verstehen, warum die beiden sich so amüsieren. Kurz hielt ich inne und atmete einmal tief durch, als ich den ersten Absatz las. 

Wir sollen gemeinsam ein Video drehen, mit allem was dazu gehört und sogar eine Diskussionsrunde für danach ausarbeiten.

Deprimiert und mit Frust besetzt hielt ich mir mit einer Hand die linke Gesichtshälfte zu und ließ meinen anderen Arm mit den Papieren hängen. Bei dieser Aufgabe werde ich nicht drum herum kommen viel Zeit mit Felix zu verbringen. 

,,Ich hab wirklich reingeschissen.", gab ich Changbin bestätigend zurück und hielt Jeongin seine Blätter hin. ,,Ich weiß gar nicht wie ich das machen soll. Also wie ich ihn fragen soll wegen der Aufgabe und ach man, was für ein Scheiß.", ich fing an mich um Kopf und Kragen zu reden, wozu auch meine Freunde nicht wirklich wussten was sie sagen sollen.

Keiner von uns wusste, wie ein klassischer Mobber mit seinem Mobbingopfer umgehen würde, wenn so eine Situation aufkommt. Uns künstlich in die Lage versetzen war auch schier unmöglich, da wir an sich keinen Gräuel gegen Felix hegen. Wenn wir uns nicht die Sache mit dem Geld ausgedacht hätten, wäre er uns komplett egal. 

Wie also gehe ich damit jetzt um?

Diese Frage verfolgte mich noch den Rest der Woche, bis wir kurz vor den Ferien standen. Inzwischen waren fast zwei Wochen vergangen seit wir unser Projekt aufbekommen haben und immer noch haben wir nicht angefangen. Ich weiß nicht einmal was überhaupt genau unsere Aufgabenstellung ist, während sogar meine besten Freunde schon begonnen haben.

Mir ist ja bewusst, dass wir langsam anfangen müssen, weil es sonst richtig eng wird mit der Zeit. Aber wieso muss ich mich alleine darum kümmern? Wieso kommt Felix denn nicht auf die Idee mal nachzufragen wie das jetzt mit der Aufgabe ist? Immerhin geht es hier nicht nur um meine Note.

Wieso bleibt immer alles an mir hängen?

Länger kann und sollte ich aber wirklich nicht warten. Heute früh, wenn ich wieder Geld von ihm bekomme werde ich endlich die Chance ergreifen, auch wenn ich immer noch nicht weiß wie. Auf dem Weg in die Schule überlegte ich mir also mehrere Möglichkeiten und legte fest was ich gleich sagen würde. Nervös ging ich zu unserem Treffpunkt und versuchte so selbstbewusst wie nur möglich zu wirken. 

Und da war er auch schon, pünktlich auf die Minute, wie immer. 

Stumm kam er auf mich zu und streckte mir beim Gehen die Scheine entgegen, wie er es jeden Morgen macht. Normalerweise nehme ich dann das Geld entgegen, wonach er einfach weiter seines Weges geht, ohne dass wir auch nur eine Silbe austauschen. Gerade weil die Treffen so reibungslos und immer gleich ablaufen, fiel es mir so schwer etwas an dem Verlauf zu ändern und einfach mal meinen Mund aufzumachen. Heute sollte sich das aber endlich ändern.

Allerdings war nicht ich Derjenige, der zuerst sprach, sondern Felix. 

Anders als sonst nahm ich nämlich nicht das Geld, womit das Treffen beendet wäre, sondern starrte ihn einfach dumm an, weswegen er stehen blieb und sich zu mir umdrehte. ,,Willst du nicht?", fragte er mich mit einer höheren Stimme, als er sonst spricht. ,,Ehm doch.", brachte ich nur hervor, schaffte es aber nicht weiterzureden. Innerlich brodelte ich vor Wut, weil ich mir das ganz anders vorgestellt hatte. ,,Aber?", fragend schaute er mich an, während er nochmal die Hand zu mir streckte. ,,Ehm, hier!", ich tauschte mein Fetzen Papier gegen das was er in der Hand hielt, wonach ich mich endlich überwand mit ihm zu reden.

,,Komm da morgen so gegen Siebzehn Uhr hin und bring deine Schulsachen mit.", kaum hatte ich meine Worte ausgesprochen setzte ich mich auch schon in Bewegung und hätte mich links und rechts Ohrfeigen können. 

Peinlicher geht's doch echt nicht, Chan.

Lemme pay with my currency || ChanlixWo Geschichten leben. Entdecke jetzt